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InfoveranstaltungWärmeversorgung in Euskirchen soll 2045 klimaneutral sein

Lesezeit 4 Minuten
Ein Blick in den Saal mit Frauen und Männern, die in Reihen sitzen.

Der Ratssaal war gut gefüllt, als die Stadt Euskirchen über den Stand der Kommunalen Wärmeplanung informierte.

Die Stadt Euskirchen und der Energiedienstleister e-regio informierten über den Stand der Kommunalen Wärmeplanung.  

Seit Ende 2023 arbeitet die Stadt Euskirchen an ihrer Kommunalen Wärmeplanung (KWP). Im Sommer soll der Rat sie beschließen. Was sich dahinter verbirgt, ist offenbar vielen Euskirchenerinnen und Euskirchenern nicht klar.

So jedenfalls kann man das Stimmungsbild deuten, das Martina Lanzrath am Montag im Ratssaal einholte. Sie moderierte dort eine städtische Infoveranstaltung und erfuhr, dass kaum jemand unter den knapp 100 Anwesenden eine konkrete Vorstellung davon hatte, was es mit der Wärmeplanung auf sich hat.

Viele Menschen wissen nicht, was es mit der Wärmeplanung auf sich hat

Mehrere Experten waren angetreten, die Wissenslücken zu schließen, darunter Manuel Thom. Er leitet beim Euskirchener Energiedienstleister e-regio das Team Wärmewende, das der Stadt bei der Erstellung der KWP „als starker Partner“ zuarbeitet, wie es Bürgermeister Sacha Reichelt ausdrückte.

„Das Thema Wärmeplanung brennt vielen Hausbesitzern unter den Nägeln“, sagte Reichelt. „Sie wissen nicht, welche Regeln künftig gelten und, ganz wichtig, ab wann.“ Thom formulierte es so: „Die Verunsicherung ist groß.“

Vier Männer sitzen nebeneinander auf Stühlen, über ihnen an der Wand das Wappen der Stadt Euskirchen.

Manfred Scheff (v.l.), Thomas Rendenbach, Daniel Schäfer und Manuel Thom beantworteten Fragen aus dem Publikum.

Die Stadt hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen. Die KWP wird abbilden, welche Bereiche in der Kernstadt und in den Ortsteilen als Wärmenetzgebiete, als Wasserstoffnetzgebiete oder als Gebiete für eine dezentrale Wärmeversorgung geeignet sind. Dafür wird die Stadt in Baublöcke eingeteilt. Kriterien sind unter anderem Kosteneffizienz und Versorgungssicherheit.

Die Zonen, in denen sich eine zentrale Wärmeversorgung anbietet, sind nach den derzeitigen Erkenntnissen dünn gesät. Als Beispiele nannte Thom das ehemalige Gelände der Westdeutschen Steinzeugwerke am Rand der Kernstadt, aus dem ein großes Wohngebiet werden soll, und das Areal am Stotzheimer Fasana-Werk (früher Halstrick). Dort sei eine Abwärmenutzung denkbar, so der Team-Leiter.

Wir kommen nicht in Ihren Heizungskeller.
Manuel Thom, Leiter des Teams Wärmewende

Die KWP sei keine Detailplanung und keine rechtlich bindende Vorgabe, betonte der Wirtschaftsingenieur: „Wir werden Ihnen nicht vorschreiben, wie Sie zu heizen haben“, wandte er sich an seine Zuhörerinnen und Zuhörer. „Wir kommen nicht in Ihren Heizungskeller.“

Als Grundlage für ihren Plan haben die Fachleute von Stadt und e-regio mehr als eine Million Datensätze bearbeitet. So wurde ermittelt, dass in Euskirchen knapp 18.000 Wärmeerzeuger im Einsatz sind. Rund 37 Prozent davon sind noch keine zehn Jahre alt, etwa 12 Prozent hingegen älter als 30 Jahre.

Der Wärmebedarf in Euskirchen könnte deutlich verringert werden

Der jährliche Wärmebedarf in der Gesamtstadt belief sich 2022 auf 707 Gigawattstunden (GWh). Durch Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden könnte er bis 2045 um 27 Prozent auf 528 GWh reduziert werden, stellte Thom ein weiteres Ergebnis der bisherigen Analysen vor.

Sanierungen sind ein Teil der geplanten Transformation, die es ermöglichen soll, das angepeilte Ziel bis 2045 zu erreichen. Dazu könnte auch die Gewinnung von Wärme aus Gewässern und Kläranlagen beitragen, so Thom. Die Energie im Abwassersystem könne ebenfalls genutzt werden, und zwar mittels Wärmetauscher, beschrieb der Ingenieur eine Zukunftstechnologie.

Besucherinnen und Besucher schauen sich Darstellungen an, die an Stellwänden hängen.

An Stellwänden waren Ergebnisse der Analysen zur Wärmeplanung grafisch dargestellt.

Ein weiteres Resultat der Untersuchungen: Auf etwa einem Drittel der bebauten Grundstücke im Stadtgebiet ist die Installation von Luft-Wasser-Wärmepumpen nicht möglich – weil der dafür nötige Platz fehlt.

Die kommunale Wärmeplanung stelle den Startschuss für die angestrebte Transformation dar, betonte Thom. Sie müsse nach der Verabschiedung durch den Rat stetig verfeinert werden. Im April werden Zwischenergebnisse veröffentlicht. Im Rahmen der Offenlage kann die Bevölkerung Stellungnahmen abgeben. Die Verabschiedung durch den Rat ist für den 8. Juli geplant.

Das Wärmenetz-Potenzial ist in Euskirchen gering

Neben Manuel Thom beantworteten im Ratssaal weitere Experten Fragen aus dem Publikum: der Kreishandwerksmeister für den Kreis Euskirchen, Thomas Rendenbach, der Energieberater des Kreises, Manfred Scheff, und Daniel Schäfer, Stadtplaner der Euskirchener Verwaltung.

Schäfer erklärte, warum das Wärmenetz-Potenzial so gering ist. Gerade in den Ortsteilen, sagte er, seien Wärmenetze für die Endverbraucher nicht wirtschaftlich zu betreiben. Dies deshalb, weil häufig zwei Kriterien nicht erfüllt seien, ergänzte Thom: Es gebe keinen Großabnehmer und in der Umgebung keine Erneuerbare-Wärme-Quelle.

Ein Zuhörer wollte wissen, was zu beachten sei, wenn in nächster Zeit eine alte Gasheizung den Geist aufgebe. Scheff erklärte, dass in Städten mit bis zu 100.000 Einwohnern wie Euskirchen noch bis zum 30. Juni   2028 fossile Heizungen eingebaut werden dürften. Allerdings bestehe schon ab 2029 die Verpflichtung, einen Anteil an Erneuerbarer Energie einzusetzen – zunächst 15 Prozent, im Laufe der Jahre müsse der Anteil dann immer größer werden.

Im Internet hat die Informationen zur Gesetzeslage und zur Kommunalen Wärmeplanung zusammengestellt.