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Krimi-Festival„Nordeifel Mordeifel“ ist in Euskirchen gestartet

Lesezeit 4 Minuten
Ralf Kramp (r.) und Carsten S. Henn sitzen auf der Bühne, davor das Publikum.  Die Musikkapelle Nettersheim ist hinten links platziert.

Ralf Kramp (r.) und Carsten S. Henn eröffneten die „Nordeifel Mordeifel“-Krimitage mit einer Lesung in der S-Lounge der Kreissparkasse.

Eine Lesung mit Ralf Kramp und Carsten S. Henn eröffnete in der S-Lounge der Kreissparkasse in Euskirchen die Krimitage „Nordeifel Mordeifel“.

Jetzt wird es wieder mörderisch. „Nordeifel Mordeifel – Krimitage im Krimiland Eifel“ heißt seit Samstagabend das Motto – und das schon zum siebten Mal. Mit einer „Mords-Kirmes“ in der „S-Lounge“ der Kreissparkasse Euskirchen ging es los. Dort war der nüchterne Versammlungsraum in eine bunte Kirmeskulisse verwandelt worden. Die wiederum ist die Bühne für mindestens eine zu erwartende Gewalttat.

Kurz: Das Geldinstitut mit seiner Kultur- und Sport- sowie der Bürgerstiftung neben der e-regio einer der Sponsoren des anstehenden literarischen Dauergemetzels im Kreisgebiet, hatte sich nicht lumpen lassen. 17 Krimilesungen stehen bis zum 8. September auf dem Programm. Und bei der fiktiven Wahl des originellsten „Tatorts“ dürfte die umgestaltete S-Lounge gute Chancen auf einen vorderen Platz haben.

Der Saal war mit Karussellpferden und einer Drehorgel dekoriert

An der Stirnwand des mit mehr als 200 Besuchern ausverkauften Saals war eine große Kirmesleuchtschrift angebracht. „Fahrt ins Glück“ versprachen die Leuchten. Sie stammen vom 1939 gebauten Kinderkarussell der Schaustellerfamilie Schleifer aus Füssenich. Das 1878 gegründete Unternehmen, in der vierten Generation von Toni Schleifer geführt, zeigt sein altes Karussell – aber nicht nur.

Schleifer setzt es auch in Betrieb: „Auf Kirmessen von Kiel bis München, in dieser Woche fahre ich damit auf die Oidn Wiesn, die Traditionskirmes beim Oktoberfest in München“, so der Schausteller. Die Schleifers hatten noch einiges mehr an Requisiten mitgebracht: einige alte, handbemalte Pferde des Karussells und eine historische Drehorgel, die vor dem Eingang zur Lounge stand.

Musikkapelle Nettersheim spielte Walzer und Polka

Woher allerdings der mit bunten Fendeln geschmückte Maibaum neben der Bühne stammte, war unklar. Für die Besucher gab es kandierte Mandeln in kleinen Papiertütchen am Kirmesbüdchen im Foyer – und bevor es dann mit den Grußworten losging, spielte auch noch die Musikkapelle Nettersheim passende Märsche und Polkas auf.

„Das gehört zu einer Eifeler Dorfkirmes einfach dazu“, sagte Leiter Franz-Josef Strick. „Gruß aus Nettersheim“, der Walzer „Es war im Böhmerwald“, die „Morgenpolka“ und die Polka „Spiel auf!“ – da war auch Landrat Markus Ramers begeistert: „Das wünsche ich mir jetzt jedes Mal, wenn ich eine Veranstaltung eröffne.“ Sprach’s und blickte zum Kirmesknochen an der Wand.

Nordeifel Mordeifel ist eine wirkliche Bereicherung des kulturellen Angebots im Kreisgebiet
Landrat Markus Ramers

Der Knochen – in der Realität wäre er zuvor „ausgegraben“ worden und dann bis zum Kirmesende im Festzelt nahe der Theke drapiert worden – rief beim Landrat Erinnerungen wach: Als junger Mann sei er eines Morgens neben dem Kirmesknochen aufgewacht. Offenbar habe er ihn als damaliges Mitglied des Junggesellenvereins seines Heimatdorfes Freilingen mit nach Hause genommen, um ihn vor dem Diebstahl durch Vereine aus den Nachbardörfern zu schützen.

Die Anekdote erzählte Ramers, nachdem er Sponsoren sowie den Krimitagen-Veranstaltern Nordeifel Tourismus GmbH und Förderverein Eifelmuseum Blankenheim gedankt hatte. „Nordeifel Mordeifel ist eine wirkliche Bereicherung des kulturellen Angebots im Kreisgebiet“, so Ramers.

Omma Brock und Kaplan Unkel lösen skurrile Fälle

Die bewährte Festivalleiterin Nicole Habrich und ihr Team hätten da wieder Wundervolles vollbracht. Und das Beste: Schon 1300 Karten seien für die 17 Lesetermine inklusive der Eröffnungsveranstaltung verkauft, was nahe am „Ausverkauft“ für alle Tage ist. So weit der stimmungsvolle Rahmen für das, was folgen sollte. Ralf Kramp und Carsten S. Henn haben gemeinsam einige „Mords-Krimis“ geschrieben, skurrile Geschichten um das Ermittlerpaar Omma Brock und Kaplan Unkel.

Wie immer, wenn die beiden Autoren mit der gleichen Begabung des Schwarzen Humors ans Werk gehen, ist das Resultat immer einerseits abgedreht, andererseits höchst unterhaltsam. Bei „Mords-Kirmes“ ist im kleinen fiktiven Welterscheid in der Eifel eben das Unglaubliche passiert: ein Mord auf der Kirmes.

Das darf doch nicht wahr sein. In der S-Lounge der Kreissparkasse Euskirchen war das Publikum am Ende vom Gegenteil überzeugt. Heute wird der Leuchtschriftzug „Fahrt ins Glück“ dort wieder abmontiert. Schade: Einen besseren Werbespruch kann es für ein Geldhaus doch eigentlich gar nicht geben.