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Linie 810Darum streiten sich Zülpich und Euskirchen über eine neue Route bei einer Buslinie

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt einen Bus der Linie 810, wie er kurz dem Bahnhof in Euskirchen in Richtung Bussteig abbiegt

Die Linie 810 soll überarbeitet werden und künftig auch Enzen mit Euskirchen und Zülpich verbinden.

Das Zülpich-Konzept im ÖPNV soll noch einmal optimiert werden. Die Euskirchen fürchtet dabei, für Wißkirchen und Euenheim den Kürzeren zu ziehen.

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) zwischen Euskirchen und Zülpich soll aus Sicht des Kreises Euskirchen und der Stadt Zülpich optimiert werden – die Stadt Euskirchen sieht das anders und wehrt sich gegen die Pläne.

Die Stadt Zülpich hat vor einiger Zeit den ÖPNV im Stadtgebiet neu aufgestellt. Nun soll das sogenannte Zülpich-Konzept verbessert werden, weil sich in der Praxis laut Stadt herausgestellt hat, dass die neu eingerichtete Linie 774 (Citybus Zülpich: Zülpich – Schwerfen) verspätungsanfällig ist. Die Folge: Die Bördebahn am Zülpicher Bahnhof wird nicht immer zeitlich passend erreicht.

Linienverlauf in Zülpich wurde 2023 schon einmal angepasst

Zum jüngsten Fahrplanwechsel im Dezember 2023 wurde der Linienverlauf schon einmal angepasst, in dem die Zülpicher Innenstadt nicht mehr angesteuert wurde. „Dadurch konnten zwar Fahrzeitgewinne erzielt werden, die Anschlusssicherheit an den Bahnhof war damit aber noch nicht hergestellt“, heißt es seitens des Kreises, der den ÖPNV für die Kommunen organisiert.

Als Gründe gibt die Verwaltung an, dass die Ortslagen Lövenich und Linzenich sehr eng seien. Wenn dort langsam fahrende Fahrzeuge vor dem Bus fahren, die nicht überholt werden können, fahre der Bus Verspätungen von einigen Minuten ein.

Kreis Euskirchen und Zülpich wollen Linien zusammenfassen

Zudem müsse die Linie 774 vor der Anfahrt des Bahnhofs in Zülpich die Gleise der Bördebahn queren. Wenn die Linie Verspätung habe, seien bereits die Schranken am Bahnübergang geschlossen und der Bus könne dadurch den Zug, der gerade in den Bahnhof einfahre, nicht mehr erreichen.

Nun planen der Kreis und die Stadt Zülpich, die Linien 774 und 810 zur neuen Linie 810 zusammenzufassen. Gleichzeitig soll der Weg der Linie 298 geändert werden, indem die Schleife nach Enzen wegfällt. Der Ort wäre künftig über die Linie 810 an Euskirchen und Zülpich angeschlossen. Der Schülerverkehr ist laut Kreis nicht tangiert.

Ohne Enzen: jährlich 51.000 Kilometer, die gespart werden

Das bringt Vor- und Nachteile. Als Vorteil bezeichnet der Kreis Euskirchen, dass die Bördebahn pünktlicher erreicht würde. Durch den Wegfall der „Schleife“ über Enzen in der Linie 298 können zudem laut Kreis jährlich 51.000 Kilometer gespart werden. Aufgrund der Fahrzeitersparnis auf der Linie 298 durch den Wegfall Enzen gibt es die Möglichkeit der Einrichtung einer zusätzlichen Haltestelle entlang des Linienweges im Neubaugebiet Seeterrassen in Zülpich.

Dies habe kein Mehr-Kilometer zur Folge und sei mit dem Kreis Düren und der Rurtalbus GmbH bereits abgestimmt, heißt es seitens des Kreises. Ein Nachteil sei, dass sich die Fahrzeit zwischen Enzen und Zülpich von 15 auf 31 Minuten mehr als verdoppelt. Wißkirchen und Euenheim würden künftig nur noch stündlich angebunden. Für den Betrieb der neuen Linie 810 sind drei Fahrzeuge erforderlich. Bisher werden für die Linien 774 und 810 insgesamt zwei Fahrzeuge eingesetzt.

Mit dem erheblichen Einsparpotenzial auf der Linie 298 könnten die anfallenden Mehrkilometer der Linie 810 neu aus Kreissicht kompensiert werden.
Aus der Vorlage des Kreises Euskirchen

Aus Sicht der Verwaltung überwiegen die Vorteile einer neuen Linie 810 den Nachteil der schlechteren Bedienung in Fahrtrichtung Euskirchen der Ortsteile Wißkirchen und Euenheim. Das derzeitige erhöhte Angebot zwischen Wißkirchen und Euskirchen sei „ein Zufallsprodukt“, das zugunsten einer optimierten Anbindung der neuen Linie 810 an die Bahnhöfe Euskirchen und Zülpich aufgegeben werden würde.

„Mit dem erheblichen Einsparpotenzial auf der Linie 298 könnten die anfallenden Mehrkilometer der Linie 810 neu aus Kreissicht kompensiert werden. Insgesamt ergäbe sich sogar eine Reduzierung der Kilometerleistung“, so der Kreis.

Der Vorschlag kam laut Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, bei der Stadt Euskirchen nicht gut an. Stand jetzt lehne die Euskirchener Politik das neue Konzept ab, berichtete Blindert in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses. Er wolle aber das Gespräch mit Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt suchen, um eine Lösung zu finden, mit der alle Seiten leben können. Das solle bis zur Sitzung des Kreistags am kommenden Mittwoch geschehen, versicherte der Allgemeine Vertreter.