Kreis Euskirchen – Der Saisonstart ging für den 1. FC Köln in die Hose. Das Derby bei Borussia Mönchengladbach wurde mit 0:1 verloren.
Im ersten Heimspiel der Saison gegen den Hamburger SV soll am Freitagabend alles besser werden. Nicht besser geworden ist die Übersichtlichkeit der Fernsehübertragungen für Fußballfans.
Als FC-Fan und gleichzeitiger Sky-Kunde schaut man heute in die Röhre. Wer die Heimpartie der Geißbock-Elf sehen will, muss zum TV-Auswärtsspiel antreten. Ohne den Eurosport-Player geht freitags nichts.
Kneipen und Gaststätten rüsten auf
Kein Wunder, dass Kneipen und Gaststätten im Kreis Euskirchen aufgerüstet haben. Im Hotel-Restaurant „Stollen“ in Kommern müssen Fußballfans auf die Übertragungen der Freitagsspiele – die laufen in dieser Saison ausschließlich bei Eurosport – nicht verzichten.
„Ich habe nicht eine Sekunde überlegt, ob ich in den Eurosport-Player investieren soll. Das sind mir die Fußballfans einfach wert“, sagt Stollen-Pächter Michael Schepers.
Die Fußball-Übertragungen seien ein Standbein – neben Hotel und Gastronomie. „Wir haben hier eine echte Fankultur, die nur zum Fußballgucken in den Stollen kommen“, erklärt Schepers. Gerade Live-Übertragungen der Spiele mit Beteiligung des 1. FC Köln, von Bayern München, Borussia Mönchengladbach oder auch Schalke 04 sind laut FC-Fan Schepers besonders beliebt.
Ursprünglich habe er überlegt, die Spiele über den Eurosport-Player via Internet auf die drei Flachbildfernseher zu streamen. Das hätte den Gastwirt einmalig 30 Euro gekostet. „Man hat mir aber gesagt, dass die Übertragungsqualität leiden könne, wenn zeitgleich die Hotelgäste über das W-Lan im Internet surfen“, so Schepers.
Receiver kostet zehn Euro im Monat
Deshalb habe er sich für die teurere Variante entschieden – einen zweiten Receiver. Der koste zwar zehn Euro pro Monat, doch die Qualität sei dafür genauso gut wie bei Sky.
Hinzu kommen etwa 400 Euro pro Monat, die er an Sky abdrücken muss. „Die Summe errechnet sich aus der Größe der Gaststätte“, so Schepers: „Ich kann nicht sagen, wie viel ich durch die Fußballfans einnehme, aber ich kann sagen, dass es eine Summe ist, auf die ich ungern verzichten würde“, so Schepers.
Auch in der Geißbockschänke am Alten Markt in Euskirchen fiebert man dem Spiel gegen den HSV entgegen. Die sieben Fernseher sind angeschlossen. Die Tafel mit dem Hinweis, dass in der Gaststätte auch Eurosport-Spiele übertragen werden, ist beschriftet und aufgestellt.
Vertrauen in die Datenübertragung über das Internet
„Selbstverständlich übertragen wir die Freitagsspiele. Erst recht, wenn der FC bereits am zweiten Spieltag betroffen ist“, sagt Gaststätten-Betreiber Mecky Zaghdoudi.
Er habe ebenfalls nicht lange überlegt, die 30 Euro an Eurosport zu überweisen und die Zugangsdaten für den Internet-Player zu erhalten. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Schepers vertraut der Wahl-Euskirchener der Datenübertragung über das Internet. Zaghdoudi will aber gar nicht als reine FC-Kneipe wahrgenommen werden.
„Wir zeigen wirklich alles an Sport. Wenn die Gäste es möchten zeigen wir Handball, Basketball oder Formel 1“, versichert Zaghdoudi, der rund 600 Euro pro Monat an Sky für die Übertragungsrechte bezahlt.
„Noch mal mehr investieren oder es einfach sein lassen“, darüber zerbricht sich der Sötenicher Gastwirt Wolfgang Hamelmann den Kopf. Der 53-Jährige betreibt seit fast zehn Jahren die Dorfschenke „By Hämmer“. Ein Emblem des Geißbocks vom 1. FC Köln hängt an der Wand – genauso wie ein Wimpel des Erzrivalen Borussia Mönchengladbach.
Viele der Kneipenbesucher sind Fußballfans und Fußballgucker. Der Fernseher, der in einer Ecke im Schankraum hängt, bleibt an diesem Freitagabend aber sehr wahrscheinlich aus. Hamelmann hat über technische Lösungen nachgedacht. „Aber dafür ist eine stabile Internetleitung nötig. Da weiß man nie, ob das Bild ansonsten flackert oder stehen bleibt“, sagt er.
Was Hamelmann nicht versteht: Sky habe bei den Preisen in den vergangenen Jahren angezogen, biete jetzt jedoch weniger: „Das ist eine Mogelpackung. Total ärgerlich. Mich kostet das 300 Euro im Monat, weil ich offizielle Sky-Kneipe bin. Ich verstehe nicht, warum Gastronomen nicht einzelne Spiele buchen können.“
Ohnehin hat laut Hamelmann der Zulauf bei Bundesliga-Übertragungen in der Gastwirtschaft nachgelassen: „Früher war bei spannenden Spielen und Lokalderbys die Hütte voll. Das ist heute nicht mehr so.“
Hamelmann will das Radio laufen lassen: „So wie früher, als Radio-Reporter wie Manfred Breuckmann und Werner Hansch ,Tooooor' ins Mikro schrien.“
Das hat sich bei der Übertragung geändert
Bei den Fußballübertragungen im Fernsehen hat sich mit Beginn der Saison 2017/18 eine Menge geändert. Sieben Sender haben jetzt Übertragungs-Rechte. Um alle Bundesliga-Partien live sehen zu können, reicht nicht wie bisher ein Sky-Abo. Außerdem gibt es zwei neue Anstoßzeiten (je fünfmal Sonntag 13.30 Uhr und Montag 20.30 Uhr). Eine Zusammenfassung des Freitagsspiels gibt es am Spieltag nur im Internet bei Dazn.
Das Gros der Bundesligaspiele wird weiterhin bei Sky übertragen. Wer alle Spiele live anschauen möchte, braucht zudem Eurosport – genauer gesagt den Eurosport-Receiver (für 10 Euro pro Monat) oder den Eurosport-Internetplayer, mit dem man für einmalig 30 Euro via Live-Stream alle 30 Freitagsspiele (20.30 Uhr), fünf Partien am Sonntag (13.30 Uhr) und fünf Montagsspiele (20.30 Uhr) verfolgen kann. Darüber hinaus sind die vier Relegationsspiele zwischen 1., 2. und 3. Liga ausschließlich bei Eurosport zu sehen.
Zwei Konstanten bleiben aber für den TV-Fußballfan: die Sportschau in der ARD und das ZDF-Sportstudio. Diese Sendungen zeigen am Samstagabend zur gewohnten Uhrzeit die Zusammenfassungen des aktuellen Spieltags. (tom)
„Schwarz-Gucker“
Gaststätten, die die hohen Sky-Gebühren für Gastronomen umgehen wollen, in dem sie die Eingangstür schließen und das gemeinsame Fußballvergnügen mit Stammgästen zur „Geschlossenen Gesellschaft“ deklarieren, bewegen sich auf glattem Parkett.
„Es ist nicht gestattet, ein privates Sky-Abo gewerblich zu nutzen“, sagt Stephan Büttner vom Bundesvorstand des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga).
Das gelte auch für Wirte, die an ihre Kneipen und Gaststätten ein Schild „Geschlossene Gesellschaft“ hängen und dann Spiele bei Sky zeigen. „Das sind Menschen, die sich nur aus dem Grund zusammengefunden haben, Fußball zu gucken. Das ist keine geschlossene Gesellschaft. Bei einer Hochzeit wäre das etwas anderes“, so Büttner.
Laut Büttner kontrolliert der Bezahl-Sender an Spieltagen Kneipen und Gaststätten nach „Schwarz-Guckern“: „Wer erwischt wird, dem drohen Strafen in Höhe eines gewerblichen Jahres-Abos. Das können schnell mehr als 10 000 Euro sein.“
Beim Eurosport-Player sei das anders, da es aktuell kein gewerbliches Abo gebe und Eurosport die gewerbliche Nutzung eines Privat-Abos dulde. (tom)