Zülpich – „Als ich das Buch gelesen habe, hatte ich richtig Lust zu sterben – so schön schreiben Sie über den Tod“, sagte Marianne Komp zu Christoph Kuckelkorn. Die Ehrenamtsbeauftragte des Seelsorgebereichs Zülpich hatte mit Kuckelkorn nicht nur den Präsidenten des Kölner Festkomitees, sondern auch einen Bestatter zu Gast in der Gesprächsreihe „Schwade im Jade“.
In 60 unterhaltsamen Minuten ging es um den Karneval, das Leben, den Tod und um Kuckelkorns Beruf. „Wir sind ein schwarzer Partyservice, eine Art Hochzeitsplaner ohne lange Vorlaufzeit“, sagte der 56 Jahre alte Kölner. Gleichzeitig sei man als Bestatter auch noch Veranstalter, Seelsorger und Logistiker.
„Therapeutische Aspekte“
Eine wichtige Rolle nehme die Totenfürsorge ein. Das würdevolle Abschiednehmen spiele in der Unternehmensphilosophie eine zentrale Rolle. „Auf allen 58 Friedhöfen in Köln gibt es keinen Abschiedsraum. Das Abschiednehmen ist in Köln nach dem Zweiten Weltkrieg abhandengekommen“, so Kuckelkorn: „Das Verabschieden kann durchaus therapeutische Aspekte haben.“
Vor wenigen Wochen habe ein Junge Abschied von seinem Bruder genommen, der Suizid begangen habe. „Er hat seinen toten Bruder 45 Minuten beschimpft, ihn nach Antworten gefragt. Am Ende hatte das wohl den Effekt, den vier, fünf Jahre Therapie gehabt hätten. Das bereitete auch mir Gänsehaut“, erzählte Kuckelkorn: „Wer den Beruf Bestatter nicht als erfüllend wahrnimmt, für den kann er zur Plage werden.“
Mehr Demut
„Im Karneval ist Nähe ein ganz wichtiges Thema – miteinander schunkeln, miteinander singen, Gemeinschaftsgefühl erzeugen. Das können wir uns aktuell nicht vorstellen. Deswegen können wir uns auch keinen Karneval vorstellen“, sagte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Kölner Festkomitees. Anderseits wisse man aber auch, so Kuckelkorn weiter, dass man zwar einen Weihnachtsmarkt verbieten könne, aber nicht Weihnachten. „Und genauso kann ich den Rosenmontagszug oder eine Sitzung verbieten, aber ich kann nicht den Karneval verbieten“, führte er aus. Der Karneval sei bekannt dafür, dass er sich gegen die Obrigkeit auflehne. Entsprechend lasse er sich auch jetzt nicht in die Schranken weisen.
„Wir wissen, dass die Menschen Karneval feiern werden. Das ist für uns das große Problem. Wir müssen nun sehen, wie wir das mit den Regeln, die es wohl geben wird, realisiert bekommen“, sagte Kuckelkorn; „Wir müssen vielleicht kleiner, beschaulicher feiern. Wir müssen uns demütig begegnen, dann werden wir den Kern unseres Karnevals vielleicht noch mal neu erleben. Das ist die große Herausforderung.“ Ziel sei es, dem Karneval wieder einen tieferen Sinn zu geben. (tom)
Für ihn sei es ein Traumberuf, auch wenn er zunächst Energieanlagen-Elektroniker gelernt habe. „In jungen Jahren war der Grund, Bestatter zu werden, schlechthin das Autofahren“, sagte er vor den 107 Zuhörern im Kirchengarten schmunzelnd. Und führte direkt die nächste Anekdote aus. Recht neu im Portfolio des Unternehmens sei die die Diamantbestattung. Aus einem kleinen Teil der Kremierungsasche entstehe durch ein spezielles Verfahren ein Diamant. Dieser könne beispielsweise in einem Schmuckstück verarbeitet werden, so Kuckelkorn.
Eine Dame habe diesen Wunsch geäußert, daraufhin habe er sich mit dem Verfahren auseinandergesetzt. „Ihr Mann sei auch kein geschliffenes Exemplar gewesen, deshalb habe sie sich für einen Rohdiamanten entschieden“, so der ehemalige Leiter des Kölner Rosenmontagszugs. Dieser Aufgabe trauere er immer noch hinterher, so Kuckelkorn. „Weil man keine Altlasten mitnimmt. Es geht direkt mit einem neuen Motto weiter“, so der 56-Jährige, der gerne einmal Jungfrau im Kölner Dreigestirn werden möchte – genau wie sein Vater 1996. „Die Männer wachsen in die Rolle rein und sind am Ende der Session komplett andere Menschen“, versicherte er.
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Das habe er oft genug erlebt. Angst vor dem Tod habe er keine, vor dem Sterben allerdings schon. „Das kann ganz schön schmerzhaft sein“, berichtete Kuckelkorn in Zülpich.