Für eine exklusive Pressekonferenz beantworteten NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer und NRW-Familienminister Joachim Stamp Fragen zur Corona-Krise.
Die Fragen wurden von Kindern gestellt, die sich für das Interview mit den Politikern bewerben konnten.
Und so ging es um Fragen wie: Warum wurden erst Möbelhäuser, dann Schulen geöffnet? Wann gibt es die Obstrunde wieder? Und wie steht es um das „Digitale Lernen“?
Köln – Beim Stichwort „Digitales Lernen“ versagt Torbens Internetverbindung. „Das zeigt, dass es da noch ein paar Probleme zu lösen gibt“, sagt der Abiturient, nachdem er sich wieder in die Videokonferenz zurückgearbeitet hat. Für eine exklusive Pressekonferenz des „Kölner Stadt-Anzeiger“ beantworteten NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer und NRW-Familienminister Joachim Stamp (beide FDP) Fragen zu politischen Entscheidungen während der Corona-Krise von Kindern und Jugendlichen. Live per Videoschalte.
Aus den vielen Bewerbungen haben wir drei Mädchen und drei Jungen ausgewählt. Sechs Profis. Denn alle Teilnehmer sind von drei Monaten Homeschooling videokonferenzgestählt. Fortgeschrittenen-Tricks wie „Mikro aus, wenn man nicht spricht“ beherrschen Nicolas, Leni, Clara, Arne, Torben und Janina einwandfrei.
Die Minister natürlich auch. Die Termine in den vergangenen Wochen waren zahlreich. „Durchgearbeitet“ hätten sie beide, erzählt Joachim Stamp. Die größten Herausforderungen seien gewesen „unter Hochdruck Entscheidungen treffen zu müssen“. Sie habe seit vielen Wochen nicht mehr als „vier oder fünf Stunden pro Nacht geschlafen“, sagt Yvonne Gebauer.
Warum gab es keinen Nachteilsausgleich für Abiturienten?
Die Fragen der Kinder sind vielseitig und reichen von der Obstrunde über Digital-Unterricht bis zum Nachteilsausgleich beim Abitur. Logische Widersprüche wittern die Interviewer sofort. Als Gebauer erklärt, dass ein Nachteilsausgleich für Abiturienten nicht in Frage kommen konnten, weil andere Bundesländer ihn auch nicht gewährten, hakt Arne aus Brühl ein: „Wenn es bei den Lockerungen so viele Unterschiede in den Bundesländern gab, hätte man auch beim Nachteilsausgleich nicht so streng auf Einigkeit bedacht sein müssen.“
Die Hoffnung, dass nach den Ferien alle Kinder ein neues Tablet auf dem Pult liegen haben, muss Gebauer dämpfen. Immerhin verspricht sie, dass die Schulen nun besser vorbereitet sind, falls es zu einem zweiten Lockdown kommen sollte. „Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, aber wir müssen dennoch dafür gerüstet sein. Das waren wir beim ersten Mal nicht.“ Zunächst sollen 105 Millionen Euro plus Landesmittel fließen, mit denen Schulen Tablets anschaffen sollen.
Diese könnten Kinder dann ausleihen. Alle Schüler werden davon nicht profitieren, denn für 2,5 Millionen Schüler bei etwa 500 Euro pro Gerät reicht das Geld nicht. Gebauer betont aber auch: „Guter Unterricht auf Distanz heißt nicht immer nur digital. Auch Arbeitsblätter sind gerade bei Grundschulkindern oft gut geeignet.“
Stamp und Gebauer üben sich in Selbstkritik
Vor den Kindern üben sich Stamp und Gebauer auch in Selbstkritik. Gebauer gesteht ein, dass es bei den Prüfungsvorbereitungen nicht an allen Schulen optimal lief. „Es konnten nicht überall die gleichen Bedingungen herrschen. Dafür gab es zu große Einschnitte.“ Auch Stamp räumt ein: „An der ein oder anderen Stelle gab es keine hundertprozentige Gerechtigkeit, wie beispielsweise bei jüngeren Geschwisterkindern von Vorschulkindern. Diesen war natürlich nur schwer zu erklären, warum ihr Bruder oder ihre Schwester wieder in die Kita durften, sie selber aber noch nicht. Dass es dazu kam, belastet uns natürlich.“
Aber die Politiker haben auch Lösungsvorschläge parat. „Wenn mein kleiner Bruder aus dem Kindergarten kommt, muss der immer ganz viel essen. Die Obstrunde fällt nämlich aus Hygienegründen aus. Warum können die Erzieherinnen das Obst nicht mit Handschuhen schneiden?“, fragt sich zum Beispiel der neun Jahre alte Nicolas. Stamp erklärt das mangelnde Angebot an Vitaminen einerseits mit einem Plus an Hygieneregeln in den Kindertagesstätten, aber auch einem Minus an Zeit, das bei den Erzieherinnen und Erziehern dadurch entsteht.
Der Minister stellt aber auch ein Ende der Durststrecke in Aussicht. „Ab September soll es zusätzliche Assistenzkräfte in den Kitas geben, die das pädagogische Personal bei einfachen Tätigkeiten entlasten. Also beim Schnürsenkelbinden, bei der Hygiene oder eben auch beim Obstschneiden. Dann kann es hoffentlich auch bald wieder die Obstrunde geben.“Und der Minister ist bei Zusatzpersonal ständig auf Akquise. Torben, dessen Freiwilliges Soziales Jahr in Ecuador wegen Corona wackelt, versucht Stamp gleich abzuwerben. „Wie wäre es mit einem halben Jahr Praktikum in der Kita?“ Torben will es sich überlegen.
Nicolas, 9 Jahre, 3. Klasse
Seit Corona ist auch in Nicolas’ Alltag manches anders. Wegen der zusätzlichen Belastung in der Familie muss er zum Beispiel ab und zu mindestens einen seiner beiden jüngeren Brüder ins Bett bringen. Damit nicht alles an den Eltern hängen bleibt. Corona hat den Neunjährigen aber auch dazu gebracht, dass er sich für Politik interessiert.
Warum müssen wir jetzt noch einmal zur Schule gehen? Viel schlauer wäre doch, einen guten Plan für Online-Unterricht nach den Sommerferien zu erstellen.
Yvonne Gebauer: Wir haben die Schulen geschlossen am 16. März. Das mussten wir tun, weil die Infektionszahlen so hoch waren und wir nicht wollten, dass euch und euren Eltern etwas passiert. Dann haben wir schrittweise geöffnet. Immer abhängig davon, wie sich die Infektionszahlen entwickelten. Denn ihr habt natürlich auch ein Recht auf Bildung und Erziehung. Jetzt sind wir in NRW in der glücklichen Lage, euch Grundschülern ermöglichen zu können, im Klassenverband unterrichtet zu werden. Es gibt mittlerweile einige Studien, die zeigen, dass ihr Kinder nicht diejenigen seid, die sich sehr schnell anstecken oder das Virus sehr schnell weitergeben.
Eine Sache verstehe ich dabei nicht. Wir können in der Klasse jetzt keinen Abstand einhalten. Der Raum ist viel zu klein dafür. In zwei verschiedenen Gruppen hat das besser funktioniert. Wieso kann man nicht sagen: Wir teilen die Klasse, die erste Hälfte hat vormittags Unterricht, die andere Hälfte nachmittags.
Gebauer: Tolle Idee von dir. Darüber haben wir auch diskutiert. Aber das wäre schwierig gewesen, weil uns das Personal dafür fehlt. Wir hätten mehr Lehrerinnen und Lehrer gebraucht. Die niedrigen Corona-Infektionszahlen machen es möglich, dass Ihr im Klassenverband unterrichtet werden könnt. Und zwar so normal als möglich. Deshalb müsst ihr auch im Klassenverband keinen Abstand mehr halten.
Arne, 11 Jahre, 6. Klasse
Die Bundesliga darf wieder spielen, aber die Mannschaft des elf Jahre alten Arne darf nur trainieren. Spiele sind noch nicht erlaubt. Arne findet das ungerecht.
Warum durfte die Bundesliga schon wieder spielen, während wir jüngeren Fußballer höchstens fünf gegen fünf trainieren durften und offizielle Spiele ganz ausfielen?
Joachim Stamp: Seit dieser Woche dürfen ja wenigstens wieder 30 Personen auf einmal draußen Sport treiben. Das ist ja schon mal ein guter Schritt. In der Bundesliga werden 600 Tests pro Woche gemacht, außerdem gibt es ein sehr ausgeklügeltes Hygienekonzept. Das ist sehr, sehr teuer. Und die Spieler müssen sich in Quarantäne bewegen.
Ich habe auch mal Fußball gespielt und in meinem Amateurverein hätten wir diesen riesen Aufwand nicht betreiben können. Außerdem zeigt der Test ja nur an, ob du im Moment des Tests infiziert bist. Das bedeutet auch, dass die Spieler zwischendurch keine Kontakte mit anderen haben dürften. Du müsstest also mit deinen Mannschaftskameraden abgeschottet wohnen. Darüber würden sich deine Eltern und Du selbst sicher auch nicht freuen.
Verstehe. Und was ist mit Leuten, die in Kitas oder Schulen arbeiten? Sollte man die nicht auch testen, wenn man das für die Bundesliga hinkriegt?
Stamp: Diese Frage ist berechtigt. Aber da müssten wir allein in den Kitas in NRW 120.000 pädagogische Kräfte testen. Das wäre organisatorisch nicht zu schaffen. Und auch hier gilt: Wir hätten nur eine Momentaufnahme und müssten alle pädagogischen Kräfte in der Zwischenzeit mit den Kindern in Quarantäne schicken.
Warum wurden beim Lockdown vor allem Kinder eingeschränkt? Möbelhäuser und Fitnessstudios durften schon viel früher wieder öffnen als Schulen und Kitas.
Stamp: Ich hätte gerne gehabt, dass wir Kitas und Schulen früher öffnen. Dann wäre auch nicht der Eindruck entstanden, dass wir da bei Friseuren und Möbelhäusern schneller bei der Sache sind als bei Einrichtungen, die Kinder betreffen. Allerdings mussten wir das auch mit anderen Bundesländern und der Bundeskanzlerin abstimmen und in Berlin wurde Zeit verloren, weil die Belange und Interessen der Kinder nicht im Fokus standen.
Gebauer: Man muss auch bedenken, dass derjenige, der ins Fitnessstudio oder ins Möbelhaus geht, das freiwillig entscheiden kann. Wenn aber die Schulen wieder öffnen, dann gilt die Schulpflicht und alle müssen kommen. Da mussten wir besonders vorsichtig sein und alles gut vorbereiten.
Leni hat mit der Schule eigentlich gar keine Probleme. Im Gegenteil: Die zweite Klasse hat sie übersprungen, weil es fast zu einfach war, was sie da lernte. Doch jetzt nach drei Monaten Corona hat die Achtjährige, die in ihrer Freizeit reitet und Fußball spielt, plötzlich ein bisschen Sorge: Was, wenn sie die schweren Aufgaben in der vierten Klasse nicht mehr so gut versteht, weil sie so viel verpasst hat?
In der Schule sitze ich mit meinen Klassenkameraden aufeinander und wir müssen keine Masken tragen. Nachmittags beim Einkaufen schon. Das verstehe ich nicht.
Yvonne Gebauer: Das ist auch in der Tat schwierig, weil die Bestimmungen unterschiedlich sind. Im Bus muss man eine Maske tragen und beim Einkaufen, in der Schule im festen Klassenverband aber nicht. Das liegt daran, dass man herausgefunden hat, dass ihr Kinder euch nicht so leicht ansteckt und das Virus auch nicht so leicht übertragt. Und weil wir in der Schule genau wissen, wer wann wo war. Beim Einkaufen mit vielen fremden Menschen, die sich im Laden zufällig treffen, ist das nicht der Fall.
Es gibt aber auch ein paar Schüler, die an Corona erkrankt sind. Müssen wir Angst haben, dass das jetzt um sich greift?
Gebauer: Die Kinder in Düsseldorf und Wuppertal haben sich ja nicht in der Schule angesteckt. Die kamen krank in die Schule. Und da muss ich auch an das Verantwortungsbewusstsein der Eltern appellieren: Wenn Symptome auftreten oder man selbst erkrankt ist, sollte man sein Kind keinesfalls in die Schule schicken. Solange es dieses Virus gibt, werden wir aber auch immer mal wieder vereinzelte Fälle in den Schulen haben. Unsere Gesundheitsämter handeln dann schnell. Verdachtsfälle müssen zu Hause bleiben bis bestätigt ist, ob das Kind Covid-19 hat oder nicht. Notfalls müssen Klassen geschlossen werden. Aber wir müssen auch sehen: Die Fälle in NRW an Schulen halten sich im einstelligen Bereich. Fünf Schulen von 6000 mussten zum Teil geschlossen werden. Das ist schon sehr wenig.
Obwohl meine Eltern einen systemrelevanten Beruf haben, durfte meine drei Jahre alte Schwester erst am 8. Juni wieder in die Kita. Der Grund: Es gab zu wenig Personal. Und auch heute darf sie nur drei von fünf Tagen zur Kita gehen. Das sollte doch für alle Kinder gleich sein.
Joachim Stamp: Eigentlich hätten deine Eltern für sie in der Notbetreuung einen Platz bekommen müssen. Vielleicht schreibt ihr mir mal eine Mail, dann gucken wir, was da genau passiert ist. Es gibt aber auch jetzt noch ein paar Kitas, in denen es gerade nicht genug Personal gibt, weil manche krank sind oder wegen einer Vorerkrankung nicht arbeiten können. Dann kann es sein, dass das Angebot eingeschränkt werden muss. Das ist unglücklich. Aber wir arbeiten daran. Es soll ab August oder September auch Assistenten geben, die helfen, Hygieneregeln umzusetzen, damit sich das Kita-Personal ganz den Kindern widmen können.
Torben, 18 Jahre, Abiturient
Torben (Leistungskurse Deutsch und Sozialwissenschaften) ist gut durch die Prüfungen gekommen. Nicht alle seine Klassenkameraden hatten so viel Erfolg. Für ihn liegt das an der hohen Belastung während des Lockdowns: „Viele hatten einfach Sorgen um die Gesundheit von Angehörigen oder die Zukunft.“
Es gab viele Diskussionen um die Abiturprüfungen. Warum hat man uns Schülerinnen und Schüler nicht mit in die Debatte einbezogen. Wir hatten das Gefühl, dass unsere Sorgen, aber auch Ideen ignoriert wurden.
Yvonne Gebauer: Wann immer es möglich war, haben wir mit Schülerinnen und Schülern diskutiert. In Bezug auf das Abitur aber auch in Bezug auf die Zentralen Abschlussprüfungen nach der Klasse zehn galt es aber, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Mir war klar, dass es eine Gruppe Schüler gibt, die ein Durchschnittsabitur wollen. Aber es gab auch diejenigen, die sagten: Wir haben so lange auf die Prüfungen hingearbeitet, wir wollen diese jetzt auch ablegen. Und dann mussten wir im Rahmen der Kultusministerkonferenz ganz schnell entscheiden, weil in einigen Bundesländern die Prüfungen schon anstanden. Das war also kein böser Wille, die Meinung der Schüler nicht einzuholen.
Sie sagten eben, dass es nur Belohnungen gab, was die Noten betrifft. Einige meiner Freunde haben die Abi-Prüfungen nicht geschafft, obwohl sie vorher solide Noten hatten. Warum gab es keinen Nachteilsausgleich?
Gebauer: Es kann keinen generellen Nachteilsausgleich geben, indem wir beispielsweise alle Note einfach anheben. Stellen Sie sich vor, wir hätten das gemacht und alle anderen Länder nicht. Das hätte Ihr Abitur entwertet. Dann mit diesem Nachteilsausgleich in Bayern zum Beispiel einen Studienplatz zu bekommen, wäre schwierig geworden. Wir mussten für alle Länder die gleichen Bedingungen schaffen. Aber immerhin haben wir in NRW die Prüfungen um drei Wochen verschoben, damit sich die Abiturienten gezielt auf die Prüfungen vorbereiten können. Andere Länder haben sofort nach den Osterferien mit den Prüfungen begonnen – ohne Vorbereitungszeit für die Absolventen. Das wollten wir in NRW nicht.
Das verstehe ich. Aber auch was den prüfungsvorbereitenden Unterricht betraf, gab es ja keine fairen Bedingungen. Zum Teil ist der ausgefallen, weil ein Lehrer Vorerkrankungen hatte.
Gebauer: Man muss alles unter dem Corona-Aspekt sehen. Wir haben in jeder Schule eine unterschiedliche Ausgangslage: Es gibt Schulen mit vielen Lehrern, die Vorerkrankungen haben und nicht zum Präsenzunterricht erscheinen konnten. Bei anderen Schulen ist das nicht so. Deshalb ist es schon richtig: Es konnten nicht überall die gleichen Bedingungen vorherrschen. Dafür gab es zu große Einschnitte. Bei 6000 Schulen habe ich auch nicht immer direkten Einfluss auf alles, was vor Ort entschieden wird, aber das ist auch richtig so. Die Schulleitungen und Lehrkräfte vor Ort, aber auch wir im Schulministerium haben aber alles möglich gemacht, was möglich war.
Clara, 14 Jahre, 8. Klasse
Ganz zu Beginn der Krise hat Clara ihre Stimme noch online trainiert. Da die Chormitglieder sich nicht mehr treffen durften, wurde die Probe ins Netz verlegt. Schließlich stand im September ein Konzert an. „Als das abgesagt wurde, haben wir auch damit aufgehört“, sagt die 14 Jahre alte Schülerin des Ursulinengymnasiums in Köln. Auch die Chorfreizeit in der Bretagne fällt Corona zum Opfer.
Warum bekommen wir für dieses zweite Halbjahr Zeugnisse, obwohl mehr als die Hälfte der Zeit ja nicht bewertbar ist?
Yvonne Gebauer: Wir wollten auch für diejenigen, die keinen Abschluss machen, keine Corona-Lücke entstehen lassen. Es sollte für alle so normal als möglich weitergehen. Dazu gehören auch Zeugnisse. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass es keine Verschlechterungen geben darf in der Zeit, in der ihr zu Hause lernen musstet. Damit wollten wir vermeiden, dass diejenigen Schüler, die wir im Lernen auf Distanz nicht so gut erreichen konnten, einen Nachteil haben. Aber Verbesserungen konnte es geben. Das fand ich fair und richtig.
Wie sollen wir den verpassten Unterrichtsstoff nachholen, ohne im kommenden Jahr noch mehr in Stress zu geraten?
Gebauer: Das diskutieren wir derzeit sehr intensiv. Auch mit der Landesschülervertretung. Klar ist, dass wir das Versäumte jetzt nicht einfach im kommenden Schuljahr noch draufsatteln können. Wir überlegen, ob es für diejenigen, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen, zum Beispiel eine größere Auswahl an Prüfungsarbeiten gibt, um gute Bedingungen für alle zu schaffen. Wir haben gerade 75 Millionen Euro für die Sommerferien bekommen. Damit können auch Angebote gemacht werden, etwas aufzuholen. Außerdem soll es nach den anstrengenden Wochen auch Freizeitprogramme geben, beispielsweise mit gemeinsamem Mittagessen und Zoobesuchen.
Janina, 19 Jahre, Kinderpflegerin
Janina ist gerade mit ihrer Ausbildung fertig geworden. Wie es in der Tagespflege während Corona aussah, weiß sie auch deshalb so genau, weil auch ihre Mutter als Tagesmutter arbeitet.
Warum wird das Personal in Kindertagesstätten nur getestet, ob es aktuell erkrankt ist? Warum gibt es für uns keine Antikörpertests?
Joachim Stamp: Das Problem ist, dass die Antikörpertests derzeit noch nicht so zuverlässig sind, wie wir uns das wünschen. Die haben eine relativ hohe Fehlerquote. Und auch bei den normalen Tests muss man sagen: Wir testen immer nur für den Moment. Es gibt da also auch nur eine gewisse Scheinsicherheit. In Düsseldorf gibt es eine Modell-Studie, in dem wir die Beschäftigten und Kinder zweimal die Woche testen. Die Ergebnisse werten wir aus, um daraus Schlüsse für die Rückkehr in den Regelbetrieb zu ziehen.
Wer zahlt denn, wenn sich Tagesmütter oder Tagesväter anstecken, obwohl sie gut aufpassen?
Stamp: Erstmal sind wir sehr glücklich, dass es in der Phase der Notbetreuung nur ganz wenige Coronafälle in Kindertageseinrichtungen oder der Kindertagespflege gab. Was die Finanzen betrifft: Wir haben bei den Tagespflegepersonen, die nicht arbeiten konnten, weil sie vorerkrankt waren, für finanzielle Sicherheit gesorgt. Das haben wir mit den Kommunen und Städten so verabredet.
Wie die meist selbständig arbeitenden Kindertagespflegepersonen im Krankheitsfall finanziert werden, ist ganz unterschiedlich und richtet sich nach den Regeln vor Ort. Das ist von Jugendamt zu Jugendamt unterschiedlich. Ich wünsche mir aber schon, dass Tagespflegepersonen, die erkranken, eine gewisse Zeit weiterhin ihr Geld bekommen. Können Tagespflegepersonen wegen einer auferlegten Quarantäne ihr Angebot nicht aufrecht erhalten, zahlen dafür die Landschaftsverbände.