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Krischer Wasserknappheit: „Dramatische Lage”

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Duisburg – Nordrhein-Westfalens Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) hat auf die nach wie vor angespannte Wassersituation im Land und die Folgen des Klimawandels hingewiesen. „Wir sind in der Situation: NRW trocknet aus”, sagte er am Freitag bei der Vorstellung des aktuellen hydrologischen Status-Berichts des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) in Duisburg. „Das ist eine dramatische Lage. Es ist aber die neue Lage in der Klimakrise.”

Diese treffe NRW in diesem Sommer wieder mit voller Wucht. Von 2018 bis 2020 habe NRW drei Dürresommer erlebt, 2021 das katastrophale Hochwasser, nun gebe es erneut Dürre. Man müsse mit immer extremerem Wetter umgehen.

„Regen wäre gut”, brachte Roland Funke, Wasserexperte im Lanuv, das Problem auf den Punkt. Im August fallen in NRW laut einer Prognose voraussichtlich nur 20 bis 25 Millimeter Niederschlag - im Schnitt der Jahre 1871 bis 2017 waren es 82 Millimeter gewesen. In den Monaten seit April gab es 2022 rund ein Drittel weniger Regen als im langjährigen Durchschnitt.

„Es ist ein landesweites Problem, eine ausgeprägte Trockenheit in NRW”, sagte Funke. Die oberen Bodenschichten seien staubtrocken. Und auch in tieferen Schichten sieht es schlecht aus: Laut dem Lanuv-Bericht sind derzeit die Stände an fast drei Viertel der Grundwassermessstellen niedrig bis sehr niedrig. In 21 Prozent der Stellen war so wenig Wasser wie nie zuvor in einem August seit Beginn der Aufzeichnungen registriert worden.

„Man sieht nicht den Trend zu einer langen, regenreichen Phase, die Probleme lösen würde”, sagte Funke mit Verweis auf eine Vier-Wochen-Prognose des Deutschen Wetterdienstes. Nach einer noch eher trockenen kommenden Woche soll es demnach zwar ab dem 5. September mehr Regen als im Schnitt geben, dann lassen die Niederschläge der Vorhersage zufolge aber wieder nach.

Regen in NRW hat kaum Auswirkungen auf die Pegel des Rheins. Wie viel Wasser dieser in Köln oder Duisburg führt, hängt vielmehr vor allem von Niederschlägen in Süddeutschland ab. Aufatmen können die Binnenschiffer weiterhin nicht. Am vergangenen Freitag (19.8.) war am Pegel Duisburg-Ruhrort mit 152 Zentimetern gar ein Allzeit-Tief gemessen worden. Der bisherige Tiefstand stammte vom Oktober 2018 - normalerweise führt der Rhein im Herbst am wenigsten Wasser. Die Pegel sind laut dem Lanuv-Bericht in der vergangenen Woche zwar etwas angestiegen, einer Prognose zufolge ist aber weiter keine Entspannung in Sicht. Derzeit können nur etwa 30 bis 40 Prozent der Ladung auf den Schiffen aufgenommen werden.

Auch Tiere bekommen das Niedrigwasser, die vielerorts erhöhten Wassertemperaturen und die teils niedrigeren Sauerstoffwerte zu spüren. Friederike Vietoris vom Lanuv sagte, die langfristigen Auswirkungen auf die Gewässerökologie seien zwar schwer abzuschätzen, es seien aber Verschiebungen etwa bei der Artenzusammensetzung denkbar. Mittel- bis langfristig könnten kälte- und sauerstoffliebende Fische eher im Mittelgebirge statt im Tiefland zu finden sein.

Aus den Talsperren wird derzeit zwar mehr Trinkwasser abgegeben, als nach fließt - das ist aber zu der Jahreszeit normal. Krischer betonte, die Versorgung sei im Moment nicht gefährdet. Die Situation könne aber auch beim Trinkwasser dramatisch werden. „Wenn das noch Monate anhält - ich hoffe es nicht, aber es ist am Ende ja nicht ausgeschlossen - dann werden wir sicherlich noch über stärkere Einschränkungen reden müssen”, sagte er. Er appelliere an die Menschen in NRW, sich sehr genau zu überlegen, wo man im täglichen Leben ohne Lebensqualitätsverlust Wasser sparen könne.

© dpa-infocom, dpa:220826-99-524215/3 (dpa/lnw)