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Landtagswahl 2017Aufstand gegen das Turbo-Abi – Das sagen die Parteien

Lesezeit 4 Minuten
Turbo_Abitur_in_NRW

Die auf acht Jahre verkürzte Gymnasialzeit steht auf der Kippe. (Symbolbild)

Köln/Düsseldorf – Die Verkürzung der Gymnasialzeit in Nordrhein-Westfalen stößt bei Eltern, Schülern und Politikern weiterhin auf große Kritik. Vier Jahre nachdem die erste „G8“-Stufe Abitur gemacht hat, ist eine deutliche Mehrheit der Bürger in NRW für eine Abkehr vom sogenannten „Turbo-Abi“.

In einer 2014 veröffentlichten repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Elterninitiative „g-ib-8“ sprachen sich 76 Prozent der Bürger in NRW für eine Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit aus.

Vor diesem Hintergrund lud Schulministerin Sylvia Löhrmann unter anderem Eltern-, Schüler- und Lehrervertreter ab Mai 2014 zum „Runden Tisch zu G8/G9“. Im April 2016 veröffentlichte die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW eine Umfrage. Danach wollten 79 Prozent der befragten Gymnasialeltern zurück zu G9. Als erste Partei distanzierte sich die FDP im August 2016 von G8, die anderen Fraktionen zogen nach.

Alles zum Thema Armin Laschet

Volksbegehren gegen Turbo-Abi gestartet

An einem Volksbegehren gegen das Turbo-Abitur können sich die Bürger in NRW zurzeit beteiligen. Innerhalb eines Jahres müssen knapp 1,1 Millionen Unterschriften wahlberechtigter Bürger zusammenkommen. Mehrere Gesamtschulvereinigungen warnen vor dem Volksbegehren, weil dies eine allgemeine Kürzung der Stunden vorsieht.

Der Trend zum Abitur ist in Deutschland ungebrochen: Vor 15 Jahren machten 38,2 Prozent aller Schüler das (Fach-)Abitur. 2014 waren es schon mehr als die Hälfte eines Jahrgangs (52,2 Prozent). In NRW ist dieser Trend mit 54,1 Prozent Abiturienten besonders ausgeprägt.

Wir haben bei den Parteien nachgefragt: War die Einführung von G8 ein Fehler? Die Anworten finden Sie im folgenden Bereich. (ksta)

SPD

SPD_Hannelore Kraft

Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin und Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahl in NRW.

Die von CDU und FDP eingeführte generelle Schulzeitverkürzung am Gymnasium („G8“) ist gescheitert. Wir werden die Sekundarstufe I an Gymnasien wieder auf sechs Jahre verlängern. Danach entscheidet jede Schülerin und jeder Schüler eigenständig, ob sie durch die Belegung von zusätzlichen Kursen in der Klasse 10 das Abitur nach 12 Jahren machen oder sich alternativ durch ein zusätzliches Orientierungs- und Vertiefungsjahr 13 Jahre Zeit lassen wollen.

CDU

CDU_Armin Laschet

Armin Laschet, Spitzenkandidat der CDU für die Landtagswahl in NRW.

Die Einführung von G8 stieß Mitte der 2000er Jahre auf breite Akzeptanz. Allerdings ist es Schulministerin Löhrmann nicht gelungen, die Einführung an den Gymnasien zur Zufriedenheit der Eltern zu gestalten. Eine CDU-geführte Landesregierung wird deshalb wieder ein echtes G9 anbieten – mit Halbtagsunterricht und mittlerer Reife nach der Klasse 10. Gymnasien, bei denen G8 gut umgesetzt wird und wo Eltern und Schüler mit dieser Umsetzung zufrieden sind, können ihren Weg aber konsequent weitergehen.

Die Grüne

Die Grüne_Silvia Löhrmann

Sylvia Löhrmann, Spitzenkandidatin der Grünen.

CDU und FDP haben die Schulen völlig überhastet gezwungen, die Sekundarstufe I zu verkürzen. Lehrpläne und Bücher fehlten, die Lehrerkräfte wurden nicht entsprechend fortgebildet, Schulen über Jahre allein gelassen. Eine Rückkehr zu G9 ist aber keine Lösung und wird von der Mehrheit der Schulen abgelehnt. Wir wollen den unproduktiven Streit um G8 und G9 beenden und jedem Kind eine individuelle Schulzeit ermöglichen. Nicht die Kinder müssen in ein Raster passen, die Schule der Zukunft muss sich an ihnen orientieren.

FDP

FDP_Christian Lindner

Christian Lindner, Spitzenkandidat der FDP für die Landtagswahl in NRW.

Wir wollen, dass in NRW künftig die beste Bildung der Welt vermittelt wird. Viele Gymnasien haben viel unternommen, um G8 erfolgreich umzusetzen. Die zwingen wir nicht zurück zu G9. Aber wir wollen den Gymnasien vor Ort ermöglichen, selbst zu entscheiden, ob sie ihr Angebot vom bisherigen G8 auf einen neunjährigen Bildungsgang (G9) umstellen oder auch um einen solchen ergänzen. Wichtiger als die Frage G8 oder G9 ist aber die Qualität gymnasialer Bildung, eine bessere Lehrerausbildung und Ausstattung der Schulen.

Piraten

Piraten_Michele Marsching

Michele Marsching, Spitzenkandidat der Piraten für die Landtagswahl in NRW.

Besonders die Umsetzung, die Verkürzung in der Sekundarstufe I, hat zu erheblichen Problemen geführt und tut es heute noch. Neben der starken Belastung durch erheblich lange Unterrichtstage, führt das G8 zur Undurchlässigkeit des Schulsystems, ein mittlerer Abschluss kann am Gymnasium nach Klasse 10 nicht mehr vergeben werden.

Die Linke

Die Linke_Özlem Alev Demirel und Christian Leye

Özlem Alev Demirel (r) und Christian Leye, Spitzenkandidaten der Linken für die Landtagswahl in NRW.

Ja, und zwar sowohl die Schulzeitverkürzung als auch ihre konkrete Umsetzung. Die Linke will weniger Lernstress und daher G8 zurücknehmen. Schon damals haben wir die Bildungsstreik-Proteste unterstützt. Wir wollen zusätzliche Stellen für Lehrerinnen und Lehrer schaffen, in bessere Lernbedingungen investieren und Lehrpläne anpassen. Demokratische und humanistische Bildung sollen wieder höheres Gewicht bekommen. Unterrichtsinhalte sollen nicht allein darauf reduziert werden, ob sie wirtschaftlich verwertbar sind.

AfD

AfD_Marcus Pretzell

Marcus Pretzell, Spitzenkandidat der AfD für die Landtagswahl in NRW.

Ja! Der neunjährige Bildungsgang schafft Zeit für die Persönlichkeitsreifung und für die Inanspruchnahme außerschulischer Bildungs- oder Sportangebote. Schüler sind keine Roboter: Die Stoffverdichtung, der gehäufte Nachmittagsunterricht und die erhöhte Stundenzahl in der Oberstufe belasten außerordentlich, verhindern gründliches Lernen und lassen so manche gymnasiale Laufbahn frühzeitig scheitern. G8 verschärft den Bildungsabbau und führt zu mehr Lernstress: Ziel verfehlt – Versuch macht kluch ...

Lesen Sie am Montag (20. März) im „Kölner Stadt-Anzeiger“: No-Go-Areas und allgemeine Sicherheit in NRW.