Mitte Juli 2021 richtete das Hochwasser auch in Burscheid-Großhamberg großen Schaden an. Der Schutz vor neuen Fluten kommt aber nicht voran.
HochwasserschutzFür Bornheimer Bach in Burscheid gibt es viele Pläne – und wenig Taten
Durch Burscheid-Großhamberg fließt der Bornheimer Bach. Oberhalb des Weilers plätschert das Wasser offen durch eine Wiese, dann verschwindet der Bach in einem Kanalrohr, fließt an dem alten Wassermühlengebäude vorbei, kommt am Haus Großhamberg 3a wieder aus dem Rohr heraus, fließt in einem tiefen Graben am Grundstück entlang und verschwindet erneut in einem Rohr, das unter dem Rad- und Fußweg der Kreisstraße 2 verlegt ist. Unterhalb von Großhamberg sprudelt das Wasser dann wiederum aus dem Kanalrohr heraus und der Bach setzt seinen Weg fort in Richtung Forellental, wo er wenige Hundert Meter weiter talwärts im Wiembach mündet.
In diesen Tagen bietet sich dem Betrachter in Großhamberg ein idyllisches dörfliches Bild, kein Vergleich mit dem dramatischen Anblick am 14. und 15. Juli 2021. Da hatte sich der Bach wegen der ergiebigen Regenfälle in eine matschbraune Flut verwandelt, die sich wenig darum scherte, wo ihr Bachbett verlief. Das Wasser schoss einfach auf der Kreisstraße 2 zu Tal, überflutete Keller und Gärten und riss eine Garageneinfahrt weg.
Kreisstraße 2 in Großhamberg wieder hergerichtet
Die Großhamberger Karin und Karl-Heinz Heine hatten damals ihren siebenjährigen Enkelsohn zu Gast. Der Junge markierte an der Garagenmauer mit einem Strich, wie hoch das Wasser auf dem Grundstück seiner Großeltern stand.
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Als das Wasser zurückgegangen war und die Schäden auch an der Kreisstraße sichtbar wurden, sorgte der Rheinisch-Bergische Kreis dafür, dass der Rad- und Fußweg an der Straße sowie die Straße selbst wieder hergerichtet wurden. Die K2 erhielt sogar erstmals eine Beleuchtung, was die Heines sehr freut, weil nun der Weg zur nächsten Bushaltestelle endlich beleuchtet ist. Der kanalisierte Bach verläuft unter den Grundstücken entlang der Kreisstraße hindurch, bevor er westlich des Grundstückes von Haus 1a wieder ans Tageslicht tritt.
Dort fließt aus einem dicken grünen Kunststoffrohr auch das Regenwasser von der Kreisstraße in den Bach. Die Schäden an der Straße sind beseitigt. Auch die gefluteten Häuser der betroffenen Anwohner – Karl-Heinz Heine spricht von insgesamt etwa 200.000 Euro Schaden – sind wieder hergerichtet. So weit, so gut.
Doch der Bornheimer Bach fließt wie eh und je durch Großhamberg. Grundsätzlich ist der Schutz vor weiteren Hochwassern aktuell also so gut oder so schlecht wie vor Juli 2021 auch. Die öffentliche Hand habe dazu derzeit ihr Möglichstes getan, befand Elke Reichert, Umweltdezernentin des Rheinisch-Bergischen Kreises, in der Sitzung des Kreisumweltausschusses vom 3. Mai 2023.
Kreis hält Hochwasserschutz für nicht finanzierbar
Reichert bezog sich damit auch auf das finanziell derzeit offenbar Mögliche. Denn ein vom Kreistag eigentlich beschlossener Hochwasserentlastungskanal entlang der Kreisstraße wurde bislang nicht gebaut, weil die Bezirksregierung Köln eine finanzielle Förderung ablehnte. Reichert verwies im Übrigen auf die Eigenverantwortung der Eigentümer in Großhamberg, durch deren Grundstücke der Bach verlaufe.
Diese Verantwortung nehmen die Heines ernst. Karl-Heinz Heine erkundigte sich bereits mehrfach beim Wupperverband über dessen Pläne für den Hochwasserschutz. Der Verband erwägt, den Bornheimer Bach entlang der Kreisstraße als offenes Gewässer zu führen, um die Flutgefahr zu entschärfen. Die Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ beim Verband ergab, dass für die Vergabe von Fördermitteln der öffentlichen Hand nach Großhamberg schlicht zu wenige Gebäude und Privatpersonen betroffen sind. Deshalb lehnte die Bezirksregierung die Förderung des Projektes im Oktober 2022 ab. Der Verband teilte aber auch mit, dass er nun prüfe, „ob sich Fördermöglichkeiten aus der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie ergeben können. Im Zuge dieser Richtlinie werden Gewässer naturnah gestaltet.“
Das Stichwort lautet hier grüner Hochwasserschutz. Die Anfrage des Verbandes sei derzeit bei der Bezirksregierung in Bearbeitung, heißt es weiter. Die Offenlegung des Bornheimer Baches sei auch Teil des im Dezember 2023 beschlossenen Umsetzungsfahrplans des Verbandes mit 200 Einzelprojekten. Allerdings wird deren Verwirklichung insgesamt 20 Jahre dauern.
In dieser Situation tritt nun die SPD-Ratsfraktion in Burscheid mit einer Anfrage an die Stadt heran. Die SPD spricht sich auch für eine Öffnung des Bornheimer Baches aus. Viel wichtiger aber in ihrem Hochwasserschutzkonzept, das sie Bürgermeister Dirk Runge in einem Antrag für die nächste Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses im März mitgeteilt hat, ist ein, wie sie sagt, „ökologischer Staudamm“ im Waldgelände oberhalb von Großhamberg, durch das der Bach fließt. Dieser Staudamm, auf Höhe von ehemaligen Forellenteichen im Tal eingezogen, könnte aus Sicht der SPD dabei helfen, die Wassermengen kontrolliert über einen längeren Zeitraum zu Tal rauschen zu lassen und so erneute Überflutungen in Großhamberg zu verhindern, wie Fraktionsgeschäftsführer Jörg Berwe bei einem Ortstermin erläutert.
SPD will Erdwall für Hochwasserschutz in Großhamberg
Berwe hält es für möglich, dass ein solcher ökologischer Staudamm, womöglich als Erdwall ausgeführt, auch über staatliche Förderprogramme, Mittel der EU oder Umweltschutzorganisationen kofinanziert werden könnte, so dass Burscheid die Kosten nicht allein tragen müsste. Das Ehepaar Heine hofft, dass nun endlich mehr Bewegung in die Angelegenheit kommt.
Karl-Heinz Heine ist mittlerweile auf die diversen öffentlichen Verwaltungsstellen und Organisationen nicht mehr so gut zu sprechen. „Man wird als Bürger zwischen dem Kreis, der Bezirksregierung und dem Wupperverband hin- und hergeschoben“, schildert er seine Erfahrungen im Kontakt mit diesen Stellen.
Beim Wupperverband etwa platzierte er Ende November 2023 seine zweite Erinnerung an eine vier Wochen zuvor per E-Mail gestellte Anfrage zu den Plänen des Verbandes in Sachen Hochwasserschutz am Bornheimer Bach. Mitte Dezember erhielt er eine Antwort auf diese erneute E-Mail, die ihn auf eine baldige Antwort vertröstete. Seitdem hat Heine wieder nichts gehört aus Wuppertal.