Das richtige Kleid, der richtige Ring, das richtige Auto, die perfekte Torte: Nach der Corona-Pandemie ist die Feierlust wieder ungebremst. Ein Rundgang über die Messe auf Gut Landscheid.
Messe in BurscheidBei der Hochzeit schaut man nicht aufs Geld, zeigt sich auf Gut Landscheid
„Kein Weg ist zu weit, um dort anzukommen, wo das Herz zu Hause ist.“ Dieser Weg führt am Wochenende Menschen aus Düsseldorf, der Umgebung von Leverkusen und sogar aus den Niederlanden zur dritten Auflage der Hochzeitsmesse auf Gut Landscheid. Das frühere Rittergut gibt die perfekte Kulisse ab, um sich Inspirationen für den schönsten Tag im Leben zu holen.
Auf dem Gut, auf dem auch Hochzeiten ausgerichtet werden, wird gezeigt, was eine Hochzeit besonders macht. Anna Weinhold hat ganze Arbeit geleistet. Die Haus- und Hof-Fotografin von Gut Landscheid ist Organisatorin der Schau am Sonntag. Als Hochzeitsfotografin kennt sie sich aus, allerdings steht die Dokumentation solcher Feiern nicht mehr im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Ein Corona-Effekt. Im Vordergrund stehe nun Papeterie.
Alles, was man braucht für den schönsten Tag
In vier Räumen und der Scheune finden angehende Ehepaare Anbieter und Anbieterinnen für Hochzeitsplanung, Eheringe, einen Oldtimer-Service, Musik, Frisuren, den Wein, Fotos und Festrede und weiteres. Ausgebremst durch die Pandemie, hatten viele Paare ihre Trauungen verschoben. Umso größer ist nun die Freude, den Traumtag ganz ohne Einschränkungen gestalten zu können. Mit strahlenden Gesichtern besuchen viele die liebevoll hergerichteten Räume und lassen sich beraten.
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Bei Hochzeits-Dienstleistern ist die Freude nicht geringer. Seit vorigem Jahr geht es wieder bergauf. Glücklich, wer als zweites Standbein noch einen Hauptberuf hat. Wie Guido Guntermann, der den Brautpaaren seinen Oldtimer-Fuhrpark zur Verfügung stellt. Anlass war seine Liebe zu alten Autos. Die parkten schon in der Garage, als die Idee für den Hochzeitsservice entstand. Das Schicksal wollte es, dass seine IHK-Prüfung zur Zulassung der Personenbeförderung und die Pandemie ins Jahr 2020 fielen.
Von der Pandemie ausgebremst
So gestaltete sich der Start seines kleinen Unternehmens eher verhalten. Fotoshootings für Kunden, die einen Oldtimer benötigten, machten ihn und seine Autos über Instagram bekannt. Seit 2022 läuft das Geschäft. „Ich möchte den Menschen einen tollen Tag bereiten“, sagt Guntermann. „Es macht mir Freude, wenn ich sehe, dass es ihnen gefällt.“ Der Ein-Mann Unternehmer sitzt selbst am Steuer. Würden aus den vereinbarten drei Stunden plötzlich vier, dann sei das eben so. „Da bleibe ich dann beim vereinbarten Preis“, so der Oldtimer-Fan.
Enthusiasmus legt auch Lars Wierum an den Tag. Seit 2014 bietet er freie Trauungen an und erweiterte sein Angebot 2015 um einen Videoservice. Seine Frau stieg mit ein, aber Corona stellte das gesamte Konzept 2020 auf den Kopf. Seine Frau, eine Lehrerin, kehrte in den Beruf zurück. Wierum kümmerte sich fortan als Hausmann um das Geschäft und die Familie. Daher liegt sein Werbeschwerpunkt im Bergischen Land, so dass er Job und Kinder gut unter einen Hut bekommt, da die Anreisewege kürzer sind. 2022 habe es schon fast so viele Aufträge gegeben vor der Pandemie, berichtet er.
Unterdessen findet ein Paar seinen Wunschring bei Christian Wolf, Mitbetreiber der 1971 in Leverkusen gegründeten Gold- und Platinschmiede Drösser. Die Interessenten kennt Wolf schon von einer anderen Messe. Jetzt ist das Paar ihm nach Landscheid nachgereist. „Die Beratung war klasse“, erklärt der Bräutigam. „Und es fühlte sich vom Bauch her richtig an“, sagt er und zeigt den Ring.
Etwas Besonderes will auch Daniela Sivaci bieten. In ihrem Laden mit neuen, getragenen und Hochzeitskleidern aus dem Outlet anbietet, kostet ein Kleid höchstens 990 Euro. Auch für ihr war Corona eine Herausforderung, der sie mit einer Idee begegnete: Gegen Kaution konnte man fünf Kleider abholen und zu Hause anprobieren. Die Strategie des günstigen Preises wirke sich nun positiv aus, sagt Sivaci: Die Damen kauften trotzdem.
Speziell für Männer gibt es nichts
In der Scheune des Guts zeigt die Konditorin des Café Sahnetörtchen, Gabriela Temper, die Köstlichkeiten des Hauses. In diesem gemütlichen Rahmen lässt Miriam Schäfer mit Eltern und Trauzeugin bei einer Tasse Kaffee ihre Messe-Eindrücke Revue passieren. Sie will im Oktober auf Gut Landscheid heiraten. Die Vorfreude ist ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, als sie davon berichtet. Angebote speziell für Männer sind auf der Landscheider Hochzeitsmesse nicht zu finden. Die meisten Damen sind mit ihren Trauzeuginnen, Freundinnen oder der Familie unterwegs.
Erstaunlicherweise ist die angespannte finanzielle Situation vieler Menschen bei den Hochzeitplanungen noch nicht angekommen. Die Anbieter sagen übereinstimmend, dass es kaum ein verändertes Kaufverhalten gebe. Es gehe aufwärts mit den Geschäften. Offenbar überwiege nach der Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen die Freude, einfach wieder feiern zu können.
Das Leben hat sie wieder. Das merke man überall, sagt Hochzeitplanerin Ina Didschun. Damit trifft sie wohl den Nerv der meisten, die an diesem Wochenende den Weg zum Gut Landscheid finden.