Der Rat hat zugestimmt, im Stadtpark Bäume mit Gedenktafeln für die Opfer der NSU-Attentäter zu pflanzen und er muss sich mit einer Petition zum Klimaschutz auf dem Marktplatz befassen.
Bäume in LeichlingenGedenkstätte für NSU-Opfer im Park, Schutz für Linden am Marktplatz
Der Baumschutz treibt Bürgerschaft und Politik in Leichlingen seit Jahren um. In seiner jüngsten Sitzung hat der Stadtrat in zwei Angelegenheiten Entscheidungen gefällt: Es wird in der Stadt eine grüne Gedenkstätte für die Opfer des NSU-Terrors angepflanzt. Und der Einwohnerantrag von „Future for Leichlingen“ zum Erhalt der Bäume im Brückerfeld wird in die Planungen für die Umgestaltung des Marktplatzes einfließen.
Der Anstoß, sich an der landesweiten Initiative „10+1 Bäume für die Opfer des NSU“ zu beteiligen, kam vom Leichlinger Integrationsrat. Mit der Kampagne soll ein öffentliches und nachhaltiges Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt werden. Zu diesem Zweck werden symbolisch Bäume gepflanzt, zehn für die zehn bekannten Opfer der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, sowie ein elfter für die unbekannte Zahl weiterer Anschlagsziele und Opfer.
Nach langen Vorgesprächen über den Bürgerantrag ist der Ort für diese Anpflanzung nun festgelegt worden. Eine der neuen Baumreihen, die im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes (InHK) im alten Stadtpark gesetzt werden, soll mit entsprechenden Gedenktafeln ausgestattet werden. Die elf Stämme werden am südlichen Rand des Rasens stehen und bis in Höhe des Busbahnhofs reichen, wo drei Bäume neben den Haltestellen am Pavillon platziert werden.
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Unter mehreren von der Verwaltung vorgeschlagenen Alternativen hatte sich der Integrationsrat für diesen Standort entschieden. Möglich gewesen wäre stattdessen auch eine Baumreihe entlang der Wuppermauer hinter der Sekundarschule und der Turnhalle Am Hammer. „Durch den Antrag entstehen der Stadt keine zusätzliche Kosten für die Pflanzung und Pflege der elf Bäume, da diese bei der Umgestaltung des Stadtparks mit eingeplant waren“, erläutert der Integrationsrats-Vorsitzende Önder Balkaya. Die Pflege der Bäume wird an anderen Standorten des vom Landesintegrationsrat NRW betriebenen Projektes auch durch Patenschaften gesichert, beispielsweise durch Bürgerinitiativen oder Schulen, die dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ angehören.
Gedenktafeln sollen über die Bedeutung des Mahnmals aufklären und an die zwischen 2000 und 2007 ermordeten Opfer des NSU erinnern, namentlich Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, Ismail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Die Einweihung der Gedenkstätte ist im Rahmen der Wiedereröffnung des Stadtparks nach der Umgestaltung vorgesehen. Dazu will Balkaya auch NRW-Innenminister Herbert Reul einladen.
Future for Leichlingen will alle Bäume im Brückerfeld retten
Auch ein Politikum, aber nur von örtlicher Dimension, sind die Bäume auf dem Marktplatz. Die Umgestaltung und Modernisierung des Brückerfeldes durch Landschaftsarchitekten ist ein Baustein des InHK, der voraussichtlich erst 2024 oder 2025 in Angriff genommen wird. Schon jetzt aber hat die Umweltgruppe „Future for Leichlingen“ mit einem Einwohnerantrag einen Pflock eingerammt, um zu verhindern, dass alle Linden auf dem Platz bis zur Postwiese abgeholzt werden. Er verfolgt das Ziel, alle bestehenden Bäume langfristig zu erhalten und alle in der Vergangenheit gefällten Exemplare zu ersetzen. Begründung: Wegfall oder Reduzierung der Bäume würden die Folgen des Klimawandels verstärken und den Platz in der Sommerzeit verstärkt aufheizen.
Der von Patrizia Lützenich und Hans-Georg Wehner im Februar eingereichte Einwohnerantrag hatte Erfolg: Die Unterschriftensammlung ist von mehr als 2200 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet worden und hat damit das erforderliche Quorum weit übertroffen. Nach der Gemeindeordnung hätten dafür schon 1404 Unterschriften gereicht. Es hat zur Folge, dass sich der Stadtrat zwingend mit dem Anliegen beschäftigen muss. Das hat der Rat jetzt anerkannt und den im Rathaus zuvor gründlich geprüften Einwohnerantrag zum Erhalt der Bäume formal einstimmig für zulässig erklärt.
Die Verwaltung hat zwar stets betont, dass vor einem Umbau Gesundheitszustand und Klimapotenzial der vorhandenen Bäume untersucht würden und erst danach entschieden werde, welche erneuert werden sollen. Aber die Klimaschützer befürchten einen Kahlschlag, seitdem auf ersten, als vorläufig deklarierten Entwürfen eine komplett andere Begrünung mit einzelnen Obstbaum-Gruppen zu sehen waren. Entschieden worden ist über eine konkrete Planungsgrundlage noch nichts. In der für den 6. Juni angesetzten nächsten Ratssitzung werden sich die Politiker inhaltlich mit dem Einwohnerantrag befassen und entscheiden, welche Weichenstellungen sie für eine Umgestaltung schon jetzt vornehmen wollen. Dabei sind sie an die Forderung der Unterzeichner nicht gebunden.