Der Freundeskreis Stadtmuseum traf sich nach drei Jahren Pause wieder zu einer Versammlung und arbeitet an neuen Ausstellungen.
Historie in LeichlingenTraum von einem Stadtmuseum ist in der Flut nicht untergegangen
Mit den Akten, Objekten, Bildern und Büchern, die beim Wupper-Hochwasser im Juli 2021 im Rathaus-Keller des Stadtarchivs weggeschwommen sind, wäre fast auch der Traum von einem Leichlinger Stadtmuseum untergegangen. Aber das Projekt ist nicht gestorben. Nach drei Jahren auch durch das Coronavirus bedingter Pause traf sich der Förderverein jetzt wieder zu einer Hauptversammlung – und entwickelte neuen Tatendrang.
„Zuerst waren wir natürlich total frustriert und dachten: Die ganze Idee ist doch eigentlich weg“, bekannte Birgitt Färber, die Vorsitzende des Freundeskreises, der sich seit zwölf Jahren für die Einrichtung eines Ortes für die Stadtgeschichte einsetzt. Schließlich hatte die Flutkatastrophe nahezu das gesamte Archivmaterial, aus dem man auch für historische Präsentationen schöpfen wollte, weggespült.
Damit nicht genug: Das alte Rathaus an der Neukirchener Straße, wo im geplanten soziokulturellen Zentrum auch der Museumsverein eine Heimat finden soll, ist nicht nur vollgelaufen, sondern danach bei einem Wasserleitungsschaden erneut schwer beschädigt worden. Das Denkmal, in dem zwischenzeitlich ja bereits ein Veranstaltungsraum mit Bühne und 90 Plätzen eingerichtet war, ist seitdem wieder ein Rohbau.
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Die erneute Sanierung hat noch gar nicht begonnen. Der Freundeskreis Stadtmuseum wird also noch jahrelang keine dauerhafte Stätte haben und wird in seinen Plänen arg zurückgeworfen. Dennoch lassen sich die rund 30 Mitglieder des Vereins von dem Schock nicht entmutigen. Bei der Zusammenkunft im Bürgerhaus Am Hammer wurde der Vorstand jetzt wiedergewählt und durch neue Pläne zum Weitermachen ermutigt.
„Es ist ja auch nicht so, dass gar nichts passiert wäre“, berichtete Färber aus den drei vergangenen Jahren. Die Video-Aufzeichnungen mit älteren Zeitzeugen aus der Bürgerschaft sind nach drei Dutzend Folgen zwar ins Stocken geraten. Eine angedachte Ausstellung zum Kriegsende konnte nicht verwirklicht werden. Und der Planungsprozess für das vom Architekten Ulrich Hermanns konzipierte Bürgerzentrum ist unterbrochen worden.
Stiftung fürs Stadtmuseum gegründet
„Aber die politischen Beschlüsse haben Bestand“, blickte die Vorsitzende voraus. Durch Beiträge, Spenden und Bücherverkauf konnte die Kasse aufgefüllt werden. Und als „Super-Überraschung“ ist, wie erst jetzt bekannt wurde, 2020 aus Privatinitiative eine neue „Stiftung Stadtmuseum Leichlingen“ gegründet worden, die das Heimatmuseum fortan fördern will.
Stadtarchivar Marc Sievert machte in einem Vortrag über die Flutung und Bergung des im Hochwasser versunkenen Archivs vorsichtig Hoffnung, dass ein großer Teil des auf 121 Paletten in einem Kühlhaus eingelagerten Materials vielleicht noch gerettet werden kann. Wo genau die Artefakte nach der Vakuum-Gefriertrocknung und Restaurierung später sicher gelagert werden sollen, ist noch nicht bekannt. Im Keller auf jeden Fall nicht mehr. Wie berichtet, sucht die Stadtverwaltung dafür klimatisch geeignete, 200 bis 300 Quadratmeter große Räume im Zentrum.
Es seien bereits mehrere Objekte besichtigt worden und in der engeren Wahl, verriet er nur. Bis Ende 2023 soll das neue Archiv eingerichtet sein. Schon Ende Juni aber muss das bei der Flut verschont gebliebene Material aus dem Übergangs-Magazin in der Miselohestraße in Opladen wieder zurückgeholt werden.
„Wir hoffen auf einen nahtlosen Übergang“, setzt Sievert auf eine bald mögliche Anmietung einer neuen Unterkunft. Die Restaurierung des gesamten Bestandes ist allerdings eine zehn Millionen Euro teure Mammutaufgabe, die mindestens noch bis 2029 dauert.
Ausstellung mit alten und neuen Luftbildern aus Leichlingen
Solange das Alte Rathaus nicht fertig ist, will der Freundeskreis Ausstellungen an anderen Orten versuchen, Vorträge veranstalten und seine Internetseite ausbauen. Eisenbahn-Historiker Kurt Kaiß will eine Ausstellung „Leichlingen von oben“ mit alten und aktuellen Luftbildern vorbereiten und sucht dafür auch junge Leute, die Lust haben, historischen Aufnahmen aus Flugzeugen und Luftschiffen neue Bilder aus Drohnenkameras gegenüberzustellen.
Er kündigte zudem einen Vortrag über „Die Lok in der Wupper“ an, die 1946 abstürzte. Otto Büchel möchte für 2024 ein Projekt zum 60-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft mit Marly-le-Roi vorantreiben und dafür Schulklassen zur Mitarbeit gewinnen.
Bei den Vorstandswahlen des Freundeskreises Stadtmuseum sind die Vorsitzende Birgitt Färber, ihre Stellvertreter Richard Kuntze und Kurt Kaiß sowie Schatzmeister Otto Büchel wiedergewählt worden. Als Beisitzer arbeiten Lotte Rodenkirchen, Heiderose Birkenstock-Kotalla, Ernst Müller, Joachim Köhler, Hans Josef Rupprecht, Heinrich Witprächtiger und als neues Mitglied Norbert Müller mit.