Welche Schuld trifft Milena S.?Leichlinger von Putzfrau betäubt und ausgeraubt
Köln/ Leichlingen – So viel ist klar: Milena S. (alle Namen geändert) verabreichte Christian A. am Abend des 24. Januars Betäubungsmittel. In der anschließenden Nacht wurde der Leichlinger ausgeraubt. Ein Tresor, ein iPad, der Autoschlüssel – auf mindestens 2500 Euro beläuft sich der Wert der geklauten Gegenstände.
Doch welche Schuld trägt Milena S. an dem Raub? War sie aktive Täterin oder nur Mittel zum Zweck? Und welche Rolle spielt Ali K., der ihr einen Job, angeblich als Putzfrau, bei A. vermittelt hatte? Das versuchte das Landgericht in Köln am Freitag herauszufinden.
Die Angeklagte beteuerte über ihren Dolmetscher immer wieder: gestohlen habe sie nichts, auch dass es sich bei dem verabreichten Pulver um ein Betäubungsmittel handelte, hätte sie nicht gewusst. Ihre Version geht so: mit 19 Jahren ließ die mittlerweile 23-Jährige ihren Mann und ihre zwei Kinder in ihrer bulgarischen Heimat zurück und landete auf der Suche nach Arbeit in Köln. Dort hielt sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser.
Mehr als nur eine Putzfrau?
Anfang des Jahres 2021 lernt sie dann den Leverkusener Kfz-Mechaniker Ali K. kennen. Ali K. verspricht, ihr einen Job zu vermitteln – und stellt ihr Christian A. vor. Der 62-jährige Vater lebt getrennt von der Mutter des Kindes und sei auf der Suche nach einer Putzfrau. Milena S. zieht bei A. ein und arbeitet probeweise etwa eine Woche bei dem Leichlinger. Für diese Arbeit habe sie selbst kein Geld bekommen. Allerdings hätte A. ihrer Mutter 300 Euro überwiesen, berichtete Milena S.
Doch auch abseits der Bezahlung scheint es sich um ein ungewöhnliches Arbeitsverhältnis gehandelt zu haben. In dieser Zeit, so Milena S., hätten sie und Christian A. „gelebt wie ein Paar“. Gemeinsam seien sie ausgegangen, hätten sich bestens verstanden. Sex hätten sie aber bis zum Abend der Tat nicht miteinander gehabt.
Am 24. Januar trifft Milena S. dann zunächst Ali K., der ihr das besagte Pulver überreicht. Es handele sich um ein Potenzmittel, hätte K. erklärt. Er hätte erfahren, dass A. Erektionsstörungen habe. Milena S. solle A. das Mittel in einem unbeobachteten Moment ins Getränk schütten. Mithilfe des Mittels hätten die beiden miteinander schlafen können. Milena S. folgt dieser Aufforderung, streut A. das Pulver in sein Bier. Auch sie selbst habe das Mittel eingenommen. Nachdem sie Sex gehabt hätten, sei auch Milena S. unter Einfluss des Mittels in einen tiefen Schlaf gefallen. Am nächsten Morgen sei sie dann festgenommen worden.
Aufmerksamkeit richtet sich auf Ali K.
Das Opfer Christian A. bestätigt diese Version nur teilweise. Es sei richtig, dass die beiden sich über Ali K. kennengelernt haben. Er und K. würden sich gut kennen: Bei dem Kfz-Mechaniker lasse er sein Auto reparieren, auch ihre Kinder seien befreundet. Christian A. bestreitet allerdings, mit Milena S. Sex gehabt zu haben. Ihr Verhältnis sei zwar innig gewesen, sie hätten auch Zärtlichkeiten miteinander ausgetauscht. Aber ein sexuelles Verhältnis habe Christian A. abgelehnt.
Milena habe ihm leidgetan, sagte A. Deswegen habe er sie auch bei sich wohnen lassen. Trotzdem wollte er das Arbeitsverhältnis nach der „Probewoche“ beenden. Das hätte er auch Ali K. mitteilen wollen, der einem Gespräch aber ausgewichen sei. Am letzten gemeinsamen Abend kam es dann zum Raub.
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Christian A. glaubt zumindest nicht an die alleinige Schuld von Milena S. Er erzählte: Wochen später habe jemand versucht, sein Auto mit dem geklauten Autoschlüssel aufzubrechen. Milena S. saß da schon in Untersuchungshaft. Weil in der Zwischenzeit das Schloss ausgetauscht worden war, war der Täter erfolglos. Nur wenige wüssten vom Standort des Autos, so A. Unter ihnen: Ali K.
Damit richtete sich die Aufmerksamkeit endgültig auf den Leverkusener Kfz-Mechaniker. Auch K. war eigentlich als Zeuge geladen. Nach einem Rechtsgespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit verkündete der Richter allerdings, auf die Aussage K.s verzichten zu wollen. Die Verhandlung wurde unterbrochen, am Montag soll es weitergehen. Dann soll zumindest die Rolle von Milena S. abschließend beurteilt werden.