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Die Geldverstecke des Leverkusener Clans11.900 Euro im Fuß des Bügelbretts

Lesezeit 5 Minuten
Badia Al-Zein Haus Clan Großfamilie

Am 8. Juni 2021 stürmten Ermittler das Haus von Badia Al-Zein in Leverkusen-Rheindorf.

  1. Dieser Text aus Leverkusen gehört zu den meistgelesenen im Jahr 2021. Erstmals ist er am 12. November erschienen.

Leverkusen – Es ist 7.45 Uhr, ein Tag im Juni, als ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei den schwarzen S-Klasse-Mercedes in der Duisburger Innenstadt stoppt. Die Beamten schlagen die Scheibe auf der Beifahrerseite ein und zerren nach Informationen des Kölner Stadt-Anzeigers den syrischen Begleiter des Leverkusener Clan-Chefs Badia Al Zein aus der Luxuslimousine. Gleichzeitig holen sie auf der anderen Seite den Chef selbst hinterm Steuer hervor. Beide Männer werden fixiert und auf den Bürgersteig gesetzt. Nur einige Meter dahinter reißen Einsatzkräfte die beiden Türen eines Smart-Autos auf. Darin zwei Leibwächter. Sie werden festgesetzt.

Hinter den Männern liegt eine nächtliche Tour durch die illegale Glückspielszene. Sie endet mit dem Gang in die Untersuchungshaft. Im Auto des Hartz-IV-Empfängers Al Zein finden sich unter einer Fußmatte in drei Umschlägen 14.300 Euro in bar. Die Düsseldorfer Polizei beschlagnahmt außerdem drei Müllsäcke mit 24 neuen Westen der Luxusmarken Philipp Plein, Moncler und Desquared2 im Wert von 12.000 Euro. Sie lagen im Kofferraum.

Überall Kartons mit Schuhen und Klamotten von Luxusmarken

Gut 50 Kilometer entfernt in der Villa des mutmaßlichen Clan-Paten ist zu dieser frühen Morgenstunde die Razzia bereits in vollem Gange: Nachdem Spezialkräfte das Rolltor und die Eingangstür zertrümmert haben, entdecken sie eine Welt voller Luxus: Kartons mit Schuhen und Klamotten der Marken Dolce Gabbana, Gucci, Armani und Louis Vuitton, scheinbar wahllos in den Zimmern verteilt.

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Die Beamten zählen das Geld, das sie in diversen Spardosen in der Villa gefunden haben.

In den Schubaden: Zahlreiche I-Pads und Smartphones, teurer Schmuck, Dutzende Rolex-Uhren. Geldspürhunde stöbern außerdem Geld-Verstecke auf. In einer Jackentasche stecken 1500 Euro in bar, in einem Umschlag werden 10.000 gefunden. Die Beamten bohren Löcher in Wände, durchleuchten sie mit einem Endoskop, um weitere Finanz-Depots ausfindig zu machen. Im Garten des Anwesens suchen die Fahnder mit einem Bodenradargerät verdächtige Stellen ab.

Auch etliche Sparbüchsen stehen in der Villa. Die Beamten zählen alles zusammen und kommen auf 13.500 Euro. Im Fuß eines Bügelbretts finden sich 11.900 Euro, in den Tresoren ein Beutel mit 119.000 Euro, in einer Geldtasche weitere 159.000 Euro. Geld, das nach Ansicht der Ermittlungskommission (EK) Panda aus kriminellen Geschäften stammen soll.

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In der Villa fanden die Ermittler auch zahlreiche teure Uhren.

Große Berberteppiche, weiße Prunksessel, Marmor geflieste Bäder komplettierten das pompös-kitschige Interieur. Draußen auf dem eingemauerten Hof parkt ein schwarzer Mercedes Vito.

Trotz Luxuslebens bekam Familie 400.000 Euro Sozialleistungen

Im Kontrast zum gefundenen Luxus steht: Allein seit 2015 hat die städtische Behörde gut 400.000 Euro Sozialleistungen an die Al Zein-Familie gezahlt. Wohl zu Unrecht, wie sich nun herausstellt. Warum niemand jemals bei der Agentur für Arbeit Verdacht schöpfte oder mal zu einem Ortstermin vorbeischaute, ist bislang unklar. Die Stadt Leverkusen verweist auf den Datenschutz und äußert sich nicht. Wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Sozialleitungsbetruges gehen zeitweilig drei weitere Beschuldigte aus dem kurdisch-libanesischen Clan in Untersuchungshaft.

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In einer Tüte fanden die Ermittler fast 120.000 Euro in bar.

Clan-Chef Badia Al Zein wird nach Düsseldorf ins Gewahrsam gebracht. Den Ermittlungen zufolge hat er eine durchzockte Nacht im Ruhrpott hinter sich. Während der Nachforschungen der EK Panda stellt sich heraus, dass der 46-jährige gebürtige Libanese ein leidenschaftlicher Spieler ist. So soll ihm allein seine Freundin Tausende zugesteckt haben. Meist verspielt er das Geld. Es kommt zum Streit, sie lenkt ein.

Tausende Euro seien am Spieltisch verzockt worden

In einem belauschten Telefonat wirkt die mutmaßliche Nummer Zwei des auf 3000 Mitglieder geschätzten kurdisch-libanesischen Clans wie ein Spielsüchtiger. Er habe aufstehen, und gehen wollen, sei aber sitzen geblieben, und habe alles verloren, so seine Aussage.

Sein Umfeld betrachtet die Zockerei mit gemischten Gefühlen. Gestern seien es wieder 6000 gewesen, berichtet ein Vertrauter der Freundin des Clanchefs. Badia führe sich wie ein König auf, wenn er Geld in der Hand halte. Seufzend stimmt die Gesprächspartnerin ihm zu. Seit 20 Jahren nehme Badia Geld von ihr bisher wohl weitaus mehr als 70.000 Euro. Vieles lande offenbar auf dem Spieltisch.

Dubiose Geldgeber

Die polizeilichen Lauscher führen genau Buch über die Verluste und Gewinne des Zockers. Der November 2019 verläuft demnach schlecht: Erst gewinnt Al Zein 30.000 Euro, dann aber verliert er das Geld laut den Ermittlern wieder. Im Februar 2020 sponsern dubiose Geldgeber offenbar die Spielleidenschaft der Clangröße. Von einem Afghanen will das Leverkusener Familienoberhaupt nach eigenen telefonischen Angaben gut 30.000 zum „Zocken“ erhalten haben, im Monat darauf von einem Rumänen 10.000 Euro.

Die Hintergründe der Transaktionen sind unklar. Die Liste der Finanzquellen belegt allerdings: Offenbar verfügt der Leverkusener Chef über horrende Mittel. Badia Al Zein könne 100.000 verzocken, ohne an seine Geldreserven ran zu müssen, prahlen zwei Clanmitglieder am Telefon.

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Würfelspiel Barbut verlangt hohe Einsätze

Wie es scheint, zieht Al Zein nächtelang um die Häuser. Offenbar ist der Hartz-IV-Empfänger bestens vernetzt in der Zockerszene. Häufig lässt er in den Hinterzimmern von Cafés und Wettbüros in Düsseldorf, Moers oder Oberhausen die Würfel rollen. Barbut, nennt sich das illegale Glückspiel, das aus dem Nahen Osten stammt. Bei dem Spiel treten zwei Männer mit je zwei Würfeln gegeneinander an.

Um zu gewinnen, müssen bestimmte Kombinationen erzielt werden. Die Einsätze sind offenbar hoch, und bringen selbst den abgebrühten Clan-Chef an seine Grenzen. Ende Oktober 2020 räumt er via Handy ein, wohl spielsüchtig zu sein. Zuletzt habe er seine Uhr im Wert von 23.000 Euro verzockt.

Die Frage der Ermittler: Wie kann ein Empfänger staatlicher Sozialleistungen, der keinen Job habe, über derart hohe Bargeldbeträge verfügen? Antwort: Möglicherweise sei Al Zein an den Erträgen in den Spielclubs und Wettbüros beteiligt. Weitere Ermittlungen sollen zeigen, wo die Finanzquellen des Clan-Chefs liegen.