Leverkusen – Die Sieben-Tage-Inzidenz in Leverkusen ist im Juni deutlich angestiegen: Zum Monatsbeginn lag sie noch bei 261, nach zwischenzeitlich mehr als 800 wird der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner am Montag vom Robert-Koch-Institut mit 661 angegeben. Der Aufwärtstrend macht sich vor allem auch an den Orten bemerkbar, aus denen man das Virus unter allen Umständen raus halten wollte: Den Senioren- und Pflegeeinrichtungen.
22 Einrichtungen betroffen
Im wöchentlichen Lagebericht der Stadt werden im Unterpunkt „Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste“ 55 per PCR-Test positiv getestete Klienten und Bewohner sowie 56 Mitarbeitende aufgelistet – verteilt auf 22 Einrichtungen. Genauer teilt die Stadt die Situation auf Nachfrage nicht mit.
Eine der stark betroffenen Einrichtungen ist der Wohnpark Bürgerbusch. Dort sind aktuell 28 der 58 Bewohnerinnen und Bewohner infiziert. Und dazu 15 Mitarbeitende aus Pflege und Hauswirtschaft – etwa ein Drittel des gesamten Personals. „Wir befinden uns derzeit in einem Notbetrieb“, bestätigt Carsten Wellbrock, kaufmännischer Vorstand der Caritas Leverkusen. „Aber wir können die notwendige Versorgung sicherstellen.“
Das gehe aber nur, weil Mitarbeitende anderer Häuser aus dem Caritas-Verbund mithelfen würden, teilweise sogar ihren Urlaub zurückgenommen oder verschoben haben. Dafür ist Wellbrock sehr dankbar – und auch dafür, dass die anderen Caritas-Heime aktuell keine größeren Ausbruchsgeschehen haben und damit in der Lage sind auszuhelfen.
Vulnerable besser schützen
Von einer „sehr brisanten Situation“ spricht auch ein Leser, der Angehörige in der Pflegeresidenz in Wiesdorf hat. Er macht die Abschaffung der Maskenpflicht in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens und den generell sorgloseren Umgang mit dem Virus dafür verantwortlich. „Wie wollen wir denn so die vulnerablen Gruppen schützen?“, fragt er. Denn auch in der Pflegeresidenz würde derzeit ein größeres Ausbruchsgeschehen zu deutlichem Personalmangel führen, dazu sei die Isolation für die älteren Menschen eine große Belastung. Und eine Erkrankung natürlich mit großem gesundheitlichen Risiko verbunden. Auskunft von der Direktion gab es hier auf Nachfrage nicht.
Ein generelles Besuchsverbot gibt es im Wohnpark Bürgerbusch nicht. „Das wäre vor einem Jahr noch anders gewesen, aber jetzt ist das nicht mehr zulässig“, sagt Wellbrock. „Wir leben jetzt mit dem Virus.“ Natürlich werde die Situation aber offen kommuniziert und den Angehörigen Selbstverantwortung nahegelegt. Generell müssen alle Besucher einen negativen Test vorweisen, wenn sie die Einrichtungen betreten wollen, auch die Mitarbeitenden testen sich regelmäßig.
Keine Kostenübernahme
Das bleibt auch in Zukunft so. Sorgen macht Wellbrock aber die Ankündigung, dass zum Monatsende der Corona-Schutzschirm ausläuft. Über diesen werden Schutzmaßnahmen wie Masken und Tests in den Pflegeeinrichtungen derzeit finanziert. „Wir müssen weiterhin testen, bekommen dann aber wohl die Kosten nicht mehr erstattet“, sagt Wellbrock. „Das macht es natürlich schwieriger, den Betrieb wirtschaftlich gut bei der Stange zu halten.“ Da die Ankündigung aber erst vergangenen Freitag kam, sei man noch dabei, dies auszuwerten.
Die gute Nachricht ist immerhin: Die sehr hohe Impfquote unter Bewohnern und Mitarbeitenden des Wohnparks scheint zumindest für einen weitgehend milden Verlauf zu sorgen. „Aktuell sind die Auswirkungen überschaubar, wir haben bislang keine ganz schweren Fälle“, bestätigt Wellbrock.