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Ausbau der A3 in Leverkusen„Diese Variante wurde nicht richtig geprüft“

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Leverkusen – 17 Varianten waren es bei der A 1, sieben bei der A 3 – heißt es bei der Autobahn-GmbH. Doch der Streit darum, wie intensiv denn die Alternativen zur komplett einfallslosen Verbreiterung auf den bestehenden Trassen unter die Lupe genommen wurden, ist so alt wie das Projekt selbst. Das weiß niemand so gut wie Rolf Kraneis. Der pensionierte Straßenbauingenieur hat mit seinem Kollegen Lutz von Waldowski nicht nur den kurzen Tunnel für die A 1 entworfen, dessen Bau als chancenreich galt, bis er vom gewesenen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wegen Mehrkosten verworfen wurde.

Kraneis und von Waldowski hatten auch eine Idee, wie man der A 3 die als erforderlich angesehene höhere Kapazität verschaffen könnte, ohne jede Menge Häuser abzubrechen und eine komplette Straße aufzugeben. Beides ist unvermeidlich, wenn man die A 3 stumpf auf dem Weg aufbohrt, den sie heute nimmt: Die Schleswig-Holstein-Siedlung ist betroffen und der Bereich südlich davon. Wie die Syltstraße in Höhe der Metro und des Bauhauses ersetzt werden soll, ist noch nicht geklärt.

Zwei seitliche Tunnel

Von Kraneis/Waldowski kam deshalb Anfang 2015 die Idee, der A 3 zwischen der Anschlussstelle und dem Autobahnkreuz Leverkusen einen oder gar zwei seitliche Tunnel zu geben, die jeweils dem abbiegenden Verkehr vorbehalten sind. Man hätte sie graben können, während auf der alten Trasse der Verkehr weiter fließt. Nach dem Konzept hätten die Seitentunnel rund zwei Meter unter der Erde gelegen. Der Effekt: Alle Grundstücke wären unangetastet und die Syltstraße dort geblieben, wo sie ist. Diese Tunnellösung hätte zudem gut zum kurzen A-1-Tunnel gepasst.

Hans Schnitzler, der die A 3 federführend plant, reagierte vor fast sieben Jahren positiv auf das Konzept: „Der Grundgedanke ist gut.“ Dass es nunmehr zu den Varianten gehört, die in der Vorlage der Autobahn-GmbH von einem dicken roten Kreuz durchgestrichen und somit verworfen worden sind, wundert den Erfinder des Plans immer noch. „Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Variante nicht richtig geprüft worden ist“, sagte Rolf Kraneis jetzt dem „Leverkusener Anzeiger“.

Nie wieder etwas gehört

Denn zu einer regelgerechten Prüfung gehöre eine formelle Eingangsbestätigung der planenden Behörde – das war zu der Zeit Straßen NRW – und eine Stellungnahme zu den Plänen aus fachlicher Sicht. „Ich habe aber von Straßen NRW nie wieder etwas gehört“, so der Ingenieur aus der Waldsiedlung. Umso ärgerlicher findet er es, dass nun die großen Probleme, die aus der oberirdischen A-3-Verbreiterung resultieren, den betroffenen Anrainern als alternativlos verkauft werden. Das habe sich ja wohl in den Versammlungen hinter verschlossenen Türen gezeigt. „Natürlich könnte man es anders machen“, unterstrich Kraneis.

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Der Tunnel für die A 3 wurde viel früher verworfen als der für die Autobahn 1: Vom Bundesverkehrsministerium und den Planern wurden enorme Baukosten ins Spiel gebracht, eine komplette Verlegung in einen Tunnel – die Kraneis nicht wollte – hätte 2,6 Milliarden Euro gekostet. Das wäre das Elffache der Kosten für die oberirdische Variante gewesen. Im Dezember 2018 wurde im Ministerium der Tunnel beerdigt. Still, leise und ohne tragfähige Faktenbasis – davon ist Kraneis zutiefst überzeugt.