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Bayer Leverkusen - 1. FC KölnKölner Fans randalieren am Bahnhof und vor dem Stadion

Lesezeit 4 Minuten

Einige FC-Fans versuchten vor dem Spiel, über den Zaun zu klettern.

Leverkusen – Mit einem deutlichen Sieg hat Bayer 04 Leverkusen das rheinische Derby gegen den 1. FC Köln gewonnen. Nach Ablauf der Nachspielzeit stand es 5:1 für die Werkself - eine bittere Niederlage für den Gegner aus Köln. Und doch blieb es nach dem Abpfiff aus Sicht der Polizei bis auf eine kurze Rangelei zwischen FC-Fans und Ordnern, bei der eine Person abgeführt wurde, zunächst verhältnismäßig ruhig.

Die Abreise der gegnerischen Fans hingegen verlief stockend. Auch auf dem Rückweg wurden die Gäste an der Dhünn entlang Richtung Bahnhof eskortiert. An den Gleisen angekommen, staute sich die Menge dann aber auf mehreren hundert Metern bis unmittelbar vor den Bahnuntergang. Die Ankunft des Entlastungszuges war ursprünglich für 18.07 geplant. Die Bahn traf jedoch mit deutlicher Verspätung ein und fuhr am Ende mit knapp 70 Minuten Verspätung ab. Der Grund: Immer wieder stürmten Fangruppen auf die Schienen. Die Bundespolizei musste die Gleise sperren. "Das ist vor allem an der Stelle schließlich lebensgefährlich", erklärte Sprecherin Martina Dressler. Am Ende gab es außerdem einen technischen Defekt bei der Bahn.

Aufregung herrschte nach dem Spiel auch am Kölner Hauptbahnhof. Dort stellte die Polizei eine Gruppe Leverkusener Fans, die sich eine Schlägerei mit Mitgliedern eines Junggesellenabschieds lieferten. Die Bundespolizei leitete ein Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung ein.

Während des gesamten Spieltages waren Polizei und Ordnungskräfte in Leverkusen besonders aufmerksam. Das rheinische Derby galt als Risikospiel, mehrere Hundertschaften der Polizei waren in der Leverkusener Innenstadt rund um das Stadion im Einsatz. Am Wiesdorfer Bahnhof reihte sich bereits am Vormittag ein Mannschaftswagen an den nächsten. Insgesamt nahm die Polizei dort rund 1200 Kölner Fans in Empfang. Aus der Luft überwachte ein Hubschrauber das Geschehen am Boden.

Im eingesetzten Entlastungszug erreichte eine erste, rund 700 Personen starke Gruppe den Bahnhof etwa gegen 13.30 Uhr, darunter auch knapp 350 Problemfans. Kurzzeitig herrschte Aufruhr: Einige Fans brannten Bengalofackeln ab, andere liefen auf die Gleise. In einem Waggon wurde die Tür ausgehebelt, Fans rissen die Verkleidung von der Decke und verunreinigten die Abteile.

Aufgrund der Ausschreitungen musste der Bahnhof Leverkusen Mitte für acht Minuten gesperrt, der Entlastungszug wegen der Sachbeschädigung für die Heimreise der Fans ausgetauscht werden. Eine tatverdächtige Person sei im Zusammenhang mit dem Abbrennen der Pyrotechnik festgenommen worden, so Martina Dressler. Davon einmal abgesehen sei die Anreise aber relativ ruhig verlaufen, resümierte die Bundespolizei-Sprecherin.

In Begleitung der Polizei wurden die Fans an der Dhünn entlang zur BayArena geleitet. Am Stadion angekommen, kam es allerdings erneut kurzzeitig zu Ausschreitungen, als einzelne Fans versuchten, am Eingang zum Gästeblock über den Zaun zu klettern. "Wahrscheinlich dauerten ihnen die Kontrollen zulange", vermutete Polizeisprecher Lutz Flaßnöcker. Einzelnen Besuchern gelang es, auf die andere Seite zu gelangen, die restlichen holte die Polizei wieder vom Zaun herunter. Dabei setzten die Beamten auch Schlagstöcke ein. Ein Polizist erlitt ein Knalltrauma, als Böller gezündet wurden.

Mit 5000 bis 6000 Kölner Anhängern hatten Polizei und Verein im Vorfeld gerechnet, am Ende waren es laut Bayer 04-Pressesprecher Meinolf Sprink knapp 7500. Gerüchte, denen zufolge ein Teil der Fans aus Köln auf dem Fußweg von Mülheim, über die Leverkusener Autobahnbrücke oder den Neulandpark ankommen wollten, bestätigten sich nicht.

Massenschlägerei verhindert

Am Vortrag des Derbys musste die Polizei in Köln eine Massenschlägerei verhindern. Offenbar hatten sich Kölner und Leverkusener Fans am Friesenwall verabredet. Die Beamten konnten jedoch rechtzeitig einschreiten. Dabei stellten sie Sturmmasken, Quarzhandschuhe und Pyrotechnik sicher, nahmen die Personalien von 140 Personen auf und sprachen Platzverweise aus.

Um am Spieltag für die Sicherheit vor allem im Stadion zu garantieren, hatte Bundesligist Bayer 04 bereits im Vorfeld der Bundesligapartie strengere Einlasskontrollen angekündigt. So wurde Gastfans mit offenkundigen FC-Devotionalien selbst mit gültiger Eintrittskarte der Zutritt in die Blöcke C, D und E der Nordkurve verwehrt. "Dieses Konzept hat sich zu 100 Prozent bewährt", bilanzierte Bayer 04-Pressesprecher Meinolf Sprink nach dem Spiel. "Im Stadion war es laut, emotional, aber nicht untereinander feindselig." Auch auf dem Platz sei es fair zugegangen. "Wir sind mit dem Ablauf sehr zufrieden", so Sprink. "Ein großes Kompliment an die Polizei, an die Ordnungskräfte, die Fanbetreuer und auch an die Fans beider Mannschaften."

Auch die Polizei zieht insgesamt ein positives Fazit. "Aufgrund der konsequenten Trennung der beiden Fanlager ist es uns gelungen, Ausschreitungen zu verhindern", sagte Einsatzleiter Hans-Dieter Husfeldt. Insgesamt wurden am Derbytag sieben Personen in Gewahrsam genommen. Zudem wurden 16 Ermittlungsverfahren wegen unterschiedlicher Delikte eingeleitet.