Leverkusen – „Wenn man sich sechs Wochen nicht gesehen hat, dann hat man natürlich das Bedürfnis nach Nähe“, sagt Cerstin Tschirner, Sprecherin der K-plus Gruppe. Große Nähe dürfen die Senioreneinrichtungen der Stadt nicht erlauben, aber immerhin dürfen die Bewohner Sonntag, Muttertag, wieder Besuch empfangen. Entsprechend groß war der Andrang auf Termine im Haus Rheinpark in Wiesdorf und St. Albertus in Opladen, die die Gruppe betreut. So musste mit den zugewiesenen Besuchszeiten etwas jongliert werden – im Endeffekt aber wurden alle Besuchswünsche erfüllt. Allerdings nur, weil viele Mitarbeiter auf ihren freien Sonntag verzichtet haben. „Die Bewohner dürfen ja keinen Besuch in ihrem Zimmer empfangen, also müssen sie von einem Mitarbeiter zum Treffen begleitet werden“, erläutert Tschirner.
„Das war sehr kurzfristig“
Dazu die Dokumentation der Besucherdaten plus ein kurzes Screening auf mögliche Krankheitssymptome – das alles braucht Zeit und Personal. Die Vorbereitungszeit auf die plötzliche Öffnung nach sechs Wochen Besuchsverbots sei extrem knapp gewesen. „Das war schon sehr kurzfristig“, sagt Tschirner. Am Donnerstagnachmittag kam die Verordnung des Landes über die Rahmenbedingungen, zu denen Besuch zugelassen werden darf. Ab Sonntag, noch dazu Muttertag.
Schönes Geschenk
„Da hat die Regierung ein wunderschönes Muttertagsgeschenk gemacht, aber nicht nachgefragt, wer die Zeche zahlt“, sagt auch Wolfgang Klein, Direktor der Leverkusener Caritas, die mit dem Altenzentrum Sankt Elisabeth in Schlebusch und dem Wohnpark Bürgerbusch zwei Einrichtungen betreibt. Da beide Heime schon vorab ein Hygienekonzept aufgelegt hatten, konnte der Muttertagsbesuch dennoch stattfinden. „Der Ansturm war dann aber gar nicht so groß wie wir erwartet hatten“, sagt Klein. Dafür habe am Montagmorgen das Telefon kaum noch still gestanden. „Viele Leute haben gesagt: «Am ersten Tag ist doch bestimmt wahnsinnig viel los, jetzt haben wir sechs Wochen gewartet, da kommt es auf ein oder zwei Tage auch nicht mehr an».“
Die Auflagen für die Einrichtungen sind hoch: Besuch nur mit Termin, und dann auch nur für eine begrenzte Zeit und maximal zwei Besucher. Und nicht im Zimmer des Bewohners. Und auf Abstand und ohne Körperkontakt.
Natürlich gebe es immer jene, die mit solchen Auflagen nicht einverstanden seien, sagt Tschirner, aber insgesamt sei das Verständnis an den ersten Besuchstagen – und vor allem die Wiedersehensfreude – groß gewesen. „Natürlich möchten sich nach der langen Zeit viele gerne umarmen, und es ist ungewohnt, nicht alleine sein zu können“, sagt Tschirner. Aber in der außergewöhnlichen Situation hätten sich die Senioren schon an ganz andere Veränderungen gewöhnt: Videotelefonie zum Beispiel. Das kannten viele nicht, haben sich aber darauf eingelassen und Gefallen daran gefunden. Mit mehr oder weniger Kommunikation – je nachdem, wie gut das Gehör noch ist.
Dass man sich jetzt auch wieder ohne Bildschirm sehen kann, das sei sowohl für die Bewohner wie auch für die Angehörigen „eine sehr schöne Sache und die Mühe wert“, sagt Klein.