Leverkusen – In Leverkusen kommen weiterhin viele Ukrainerinnen und Ukrainer auf der Flucht vor dem Krieg in ihrer Heimat an. Wie die Stadt mitteilt, wurden bis Dienstag 744 geflüchtete Personen in der Stadt registriert. Doch es gibt zu wenige Unterkünfte für die Menschen aus der Ukraine.
Schon 2015 wurden hier Menschen untergebracht
Nun werden zwei weitere Sporthallen für die Unterbringung der Kriegsgeflüchteten hergerichtet. Die Hallen an der Heinrich-Brüning-Straße und der Görresstraße wurden bereits in der vergangenen Woche geräumt, um dort insgesamt bis zu 450 Menschen ein erstes Obdach zu geben. Jetzt hat die Stadt entschieden, mittelfristig auch die Sporthalle Bergisch Neukirchen und die Halle an der Hans-Schlehahn-Straße in Opladen für die übergangsweise Aufnahme von Ukrainerinnen und Ukrainern zu nutzen.
Das trifft Vereine und Schulen. Betroffen sind zum Beispiel der Neukirchener Turnverein, der TuS Opladen und der SV Bergfried. Die Stadt teilt mit, Oberbürgermeister Uwe Richrath, Stadtdirektor Marc Adomat, Sozialdezernent Alexander Lünenbach und Baudezernentin Andrea Deppe hätten den Sportbund und die Vereine informiert, „dass beide Hallen abhängig von der Entwicklung des weiteren Zuzugs beziehungsweise der Zuweisungen für die Unterbringung benötigt werden.“
„Das ist eine Katastrophe“, sagte Thorsten Morig, Geschäftsführer des Sportbunds Leverkusen, mit Blick auf die Folgen für die Vereine. Gleichzeitig, so Morig, sei es „eine notwendige und die einzige Maßnahme, die die Stadt treffen kann“, um die Herausforderung zu bewältigen. „Die Stadt wurde überrumpelt und hat nicht damit gerechnet, dass so schnell wieder so viele Flüchtlinge kommen können.“ Morig bezweifelt, dass die Hallen im Sommer wieder frei sein werden. „Für die Vereine ist das nach zwei Jahren Corona-Pandemie schlimm, ein Drama.“
Auch die betroffenen Schulen seien bereits informiert worden, heißt es derweil von der Stadt. Dabei handle es sich nach ihrer Aussage in Bergisch Neukirchen um das Berufskolleg Opladen. Bei einer Nutzung der Halle an der Hans-Schlehan-Straße müssten die Gemeinschaftsgrundschule Opladen, das Landrat-Lucas-Gymnasium und die katholische Hauptschule Im Hederichsfeld weichen. Die Stadt prüfe aktuell, welche räumlichen Alternativen es für den Schul- und Vereinssport gibt.
In dieser Woche läuft das Training noch
In Bergisch Neukirchen soll in dieser Woche noch trainiert werden können, ab kommender Woche wird sie dann geräumt. Anfang April soll sie schließlich für die Unterbringung der Geflüchteten hergerichtet werden. Wie das aussehen könnte, wird deutlich beim Blick auf Archivfotos. Schon 2015 wurden Kriegsgeflüchtete in der Sporthalle an der Wuppertalstraße untergebracht. Sie bot Platz für bis zu 100 Menschen.
Damals wie heute besitzt die Vermeidung von Obdachlosigkeit oberste Priorität. Die Turnhalle an der Hans-Schlehahn-Straße könnte dabei ebenfalls helfen. Die Stadt will sie „zunächst als Reserve bei weiter steigenden Zuzügen“ einplanen.
Wie stark die Zahl der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in Leverkusen in den kommenden Wochen und Monaten noch ansteigt, ist kaum zu bestimmen. Alle Verantwortlichen gehen jedoch fest davon aus: Die Zahl steigt weiter – und zwar deutlich. Vergangene Woche hatte Sozialdezernent Lünenbach von „mehreren Tausend“ Menschen aus der Ukraine gesprochen, die er in Leverkusen erwarte. Eine genauere Prognose ist auch deshalb so schwierig, weil sie ihren Aufenthaltsort frei wählen dürfen.
91 weitere Menschen kommen sicher
Das Land habe bis zum Ende der Woche immerhin die Zuweisung von 91 Geflüchteten angekündigt, heißt es von der Stadt. Davon abgesehen erfolgten die Zuzüge in vielen Fällen ungesteuert und seien von persönlichen Gründen wie familiären Bindungen, Arbeitsmöglichkeiten und Unterkünften abhängig.
Die Verwaltung sucht derweil händeringend nach weiteren Unterkünften für die vielen Menschen, die weiter vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine flüchten. Sie bereitet die Anmietung von Wohnungen vor und bucht Hotelzimmer für akute Notfälle. Darüber hinaus plant sie die Errichtung zusätzlicher Flüchtlingsunterkünfte in Schlebusch. An der Heinrich-Lübke Straße und am Standort Auermühle sollen die Menschen unterkommen. Zudem werden zusätzliche Reserveflächen für den Aufbau von Containern geprüft. Die Stadt nennt hier das Gelände der Flüchtlingsunterkunft Sandstraße.