Leverkusen – Die Geisterspiele der Fußball-Bundesliga bewegen die Menschen. Die einen verteufeln sie als Ausdruck der Abgehobenheit dieses von Großverdienern absolvierten Millionengeschäftes. Die anderen sehen sie als einzige Überlebenschance eines Sports in Corona-Zeiten an, der Leidenschaft entfacht und Identität stiftet. Welcher Seite man nun auch angehören mag: Emotionen sind, wie immer im Fußball, mit dabei. Auch Bayer 04 versucht, genau diese ins Stadion zu bringen. Keine Zuschauer, viele Ideen – das ist die Losung der Stunde. Der Geisterspiel-Stunde. In Leverkusen findet sie Ausdruck in drei großen Bannern.
„Ihr seid nicht allein"
Die werden am Dienstagabend, wenn die Werkself gegen den VfL Wolfsburg das erste Geister-Heimspiel der Vereinsgeschichte absolviert, über zwei der vier Tribünen gespannt sein und den Spielern zeigen: „Ihr seid nicht allein. Wir sind bei Euch!“ So formuliert es zumindest Meinolf Sprink, Leiter der Direktion „Fans und Soziales“ bei Bayer 04.
Das größte Banner wird dabei die gesamte Osttribüne bedecken. Auf ihm zu sehen sind dann Bilder von gut 3500 Fans des Clubs, die sich in Trikot und Schal zeigen – mal im Stadion, mal daheim auf der Couch und an allen anderen Orten, an denen man Fußballspiele eben so verfolgen kann. Nach einem entsprechenden Aufruf im Internet konnten die Anhänger diese persönlichen Fotos einschicken. Eine Firma aus Neuwied druckte sie auf die 100 Meter lange und 20 Meter breite Stoffbahn, die per Lkw angeliefert und von Experten am heutigen Spieltag entsprechend professionell und sicher angebracht werden wird.
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Christian Schönhals, Leiter der Medienabteilung bei Bayer 04, sagt, dass neben Fans auch viele Mitarbeiter des Clubs auf dem Banner zu sehen seien – mitunter mitsamt Familie: „Meine Kinder zum Beispiel haben sich ebenfalls beteiligt. Sie sitzen in Fanmontur auf dem Sofa, weil sie das auch am Dienstag tun werden.“
„Nordkurve“ über der Nordkurve
Die beiden übrigen Banner werden über der Nordkurve hängen – also dem traditionellen Standort der Bayer-Fans. Beide sind je 67 Meter lang. Das schmalere kommt an den Zaun zum Spielfeld und zeigt den Schriftzug „Nordkurve“. Das größere reicht direkt darüber über die Höhe des Stehplatzbereich und ist bedruckt mit einer Grafik, die eine in der Kurve stehende Fangemeinde suggeriert – angelehnt an die Graffiti-Bilder entlang der Abfahrt in die Stadiontiefgarage im Norden der Arena. Das wurde schon am Montag im Stadion aufgespannt.
Kosten im fünfstelligen Bereich
Während das Banner auf der Osttribüne quasi das offizielle Vereinsbanner ist, auf dem auch das Vereinslogo und diverse Sponsorennamen zu sehen sein werden, wurden die beiden Banner im Norden explizit von den Fans gestaltet. Fans, Fanbetreuer, Kurvenrat und Geschäftsführung entschieden nach eigener Aussage gemeinsam über diese Art der Unterstützung während der Geisterspiele. Die Kosten für die drei Banner übernimmt der Verein. Sie liegen laut Sprink im unteren fünfstelligen Bereich.
„Fankiste“ wird vor jedem Spiel aufgestellt
Und hinzu kommt noch eine Aktion: Im Eckblock C1 können die Fanclubs ihre eigenen Fahnen und Fanclub-Plakate präsentieren. Bislang haben etwa 30 von ihnen ihre Utensilien in der „Fankiste“ unterhalb des Blocks abgegeben. Mitarbeiter des Verein werden sie vor den jeweiligen Spielen auf der Tribüne auslegen und nach der Saison an die Fanclubs zurückgeben.
