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Flut in LeverkusenNoch haben längst nicht alle Geschäfte in Opladen wieder geöffnet

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Nach der Flutkatstrophe im Juli bestimmten Abfallcontainer - hier mit zerstörten Kostümen - noch monatelang das Bild der Düsseldorfer Straße.

Leverkusen – Hinter der langen Glasfront längs der Düsseldorfer Straße wuseln die Handwerker beim Aufstellen der Regale und Theken, dem Einrichten von Leuchten. Am 10. März soll Wiedereröffnung sein – nach fast acht Monaten Zwangspause. Dann will der Rewe-Markt Rahmati erstmals seit der Hochwasserkatastrophe Mitte Juli wieder Kunden empfangen. So lange hat es bei aller Kraftanstrengung gedauert, den überschwemmten Lebensmittelmarkt total zu leeren und aus einem Rohbauzustand wieder in einen Vollsortimenter zurück zu verwandeln, der Maßstäbe setzen will. Nun läuft der Endspurt, erste Kunden rappeln schon an noch verschlossenen Türen.

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Handwerker-Endspurt bei Rewe Rahmati. Am 10. März wird der Supermarkt an der Düsseldorfer Straße wieder eröffnen.

Ebenso hart hat es die allermeisten Geschäfte, Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe längs der Düsseldorfer Straße getroffen im Gebiet zwischen Wupper und Gerhart-Hauptmann-Straße, die ebenso wie alle Wohnbauten und Gewerbebetriebe von den Wassermassen nach dem schweren Starkregenereignis geflutet wurden. Längst nicht alle sind beim Wiederaufbau so weit, einige haben gewaltige Probleme. Ein paar Beispiele.

Glück im Unglück

Im Bettenfachgeschäft „Cubiculum“ an der Ecke zur Günther-Weisenborn-Straße schwammen Mitte Juli weiße Matratzen auf den braunen Schlammfluten, derweil draußen Gummiboote vorbeipaddelten. Ein Teil der Waren wurde von der Flut vernichtet, doch nicht alles. „Wir haben Glück gehabt“, sagt Geschäftsführer Dirk Fischer heute.

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Der Räumungsverkauf ist gelaufen, nun steht der Neustart an. Dirk Fischer vom Bettenfachgeschäft Cubiculum sieht wieder Land.

Er reagierte schnell mit seinem Team, brachte, was noch zu retten war, in sein unversehrtes Lager nach Quettingen, wo Bettgestelle und Lattenroste, aber auch Matratzen, Bettwäsche und Decken gereinigt werden könnten. Womit er nun, nach Trocknung und Wiederherstellung der Verkaufsräume, einen Räumungsverkauf mit enormen Rabatten startete, der sehr gut angenommen worden ist.

Glück gehabt hat Fischer auch mit seinem Vermieter, der städtischen Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL), die ihn in der Notlage stark unterstützt habe. So konnte sein Geschäft auch die Wartezeiten überstehen, bis die Handwerker loslegen konnten, schließlich auch der Estrich kam, neue Leitungen verlegt wurden. Jetzt muss noch Messtechnik installiert werden, dann ist Cubiculum kurz nach Karneval endlich wieder komplett am Start, verspricht Fischer.

Kostümmarkt ganz nackig

So gar nicht am Start ist schräg gegenüber das Kostümkaufhaus Deiters. Während Deiters in Köln für Schlagzeilen sorgte, in dem das Haus den ausgefallenen Sitzungskarneval der Gesellschaften mit eigenen Großveranstaltungen kompensierte, war die „jecke Session“ 2021/22 in Leverkusen der Totalausfall.

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Sonst wäre im Kostümkaufhaus Deiters gerade die Hölle los. Nun zeigt sich das Geschäft gänzlich unbekleidet.

Verschlossene Türen mit Clowns-Deko, nackte Wände, nackter Betonboden, vereinzelte Kabel baumeln von der Decke. Das Opladener „Verkleidungsparadies“ (Eigenwerbung) zeigt sich nackig. Kein Geschäftsbetrieb seit dem Sommer. Ob und wie es in Leverkusen mit Deiters weitergeht? Eine Stellungnahme der Geschäftsführung dazu war in diesen Tagen nicht zu erhalten. Karnevalsstress…

Ohne Pause durchgemacht

Ganz anderen Stress muss Fatma Sezer seit dem vorigen Sommer durchstehen. In ihrem Copy-Shop wurden alle technischen Geräte vom Wasser zerstört. Sie arbeitet hier seit 18 Jahren und hat den Shop vor vier Jahren von ihrem Vorgänger übernommen. Der hatte so wenig eine Elementarversicherung abgeschlossen wie sie.

Rund 20 Geräte, teils gebraucht, teils neu, jeweils bis zu 25.000 Euro teuer, waren hinüber und müssen ersetzt werden. Einen gehörigen Kredit musste sie aufnehmen, nachdem sie zunächst fünf Monate auf die Gutachter der Gebäudeversicherung hatte warten müssen.

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Fatma Sezer hat nie aufgehört weiterzuarbeiten. Nun legt sie in ihrem Copyshop selbst Hand an, damit sie Anfang April wieder öffnen kann.

Aber weder dieser Rückschlag noch Arbeit bis zur Erschöpfung konnten Fatma Sezer aus der Bahn werfen. Sie hat sich vier der notwendigsten Geräte besorgt und arbeitet in einem kleinen Lagerraum selbst jetzt Aufträge von Kunden ab, die sie für ihr Geschäft nicht verlieren will. Als dann die Bauarbeiten in ihrem Ladenlokal beginnen konnten, hatte auch sie Glück: Die meisten Handwerker sind Stammkunden bei ihr und legten sofort los. Am 1. April, sagt sie zuversichtlich, kann sie wieder eröffnen. Doch die Angst vor einer Wiederkehr der Sintflut wird bleiben.

Zweite Neueröffnung

Noch im vergangenen Jahr konnte die Fressnapf-Filiale nahe der Wupper wieder eröffnen – ein zweites Mal innerhalb eines Jahres, denn erst 2021 hatten Stella und Christian Bartky, die insgesamt nun zwölf Fressnapf-Märkte in Opladen und in Bonn führen, das Geschäft übernommen und gründlich modernisiert. Dann kam die Flut. Das Wasser in der neu gestalteten Zoohandlung stand auf einer Höhe von zwei Metern.

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„Das Bild, was sich dargestellt hat, durfte getrost als Totalschaden gewertet werden. Wir konnten nur noch per Boot zum Markt kommen. Das Marktteam und wir waren sehr niedergeschlagen“, sagt Bartky rückblickend. „Aber aufgeben kam für uns zu keiner Zeit in Frage An dieser Stelle kann ich meinem Team, den vielen freiwilligen Helfern, der Feuerwehr, den Behörden und Vereinen gar nicht genug danken, die Unterstützung war beeindruckend und hat uns tief berührt.“ Nach Tagen und Wochen der Aufräumarbeiten wurde dann vier Monate später die zweite Neueröffnung der Zoohandlung gefeiert. Nun läuft das Geschäft nahezu normal.

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Nach langem Anlauf wird sein flutzerstörtes Lokal nun von Grund auf erneuert. Im Mai will Flavio Duarte im "Los Amigos" endlich wieder Gäste bewirten.

Neueröffnung feiern möchte gern auch Flavio Duarte mit seinem Team vom Steakhaus-Restaurant „Los Amigos“. Aber das wird noch dauern. „Wenn es gut geht, dann im Mai.“ Die Gebäudeversicherung hat ihn lange hingehalten. Natürlich war auch er unterversichert. Drei Sachverständige seien zur Begutachtung eingeschaltet gewesen, das habe zwölf Wochen gedauert, ehe die Sanierungsarbeiten endlich genehmigt wurden.

Handwerker sind Stammgäste

Inzwischen sind Sanitär- und Elektroanlagen erneuert, die Wände verputzt. In zwei Wochen soll endlich der Estrich verlegt werden. Die ganze Fensterfront zur Straße muss noch erneuert werden. Aber auch bei ihm zählen die beschäftigten Handwerker zu den Stammgästen.

Rund 200.000 Euro wird er selbst noch in die neue Ausstattung des Lokals stecken. Die Küchengeräte sind bestellt, die neue Theke wird ein Stück größer, die Einrichtung insgesamt soll gemütlicher werden.

Anders als andere Gastwirte sorgt er sich für die Neueröffnung nicht ums Personal. Er hat sein fünfköpfiges Team trotz flutbedingter Schließung weiterbezahlt. „Wir sind wie eine Familie.“ Man traf sich zu gemeinsamem Essen und Trinken, blieb in Kontakt. Und brennt nun auf den Neustart. „Es muss endlich wieder losgehen.“