Leverkusen – Es ist sicher nicht vermessen, die Flut vom Mittwoch die größte Katastrophe in der Opladener Nachkriegszeit zu nennen. Große Teile der Stadt waren auch am zweiten Tag noch tief vom Wasser überspült. Wer einen vollen Keller hatte, konnte fast noch froh sein, denn auch viele Wohnungen sind jetzt erstmal unbewohnbar. Opladen wurde durch zwei Gewässer geflutet: Der Wiembach, der in nie gekannter Weise über die Ufer trat und die Wupper, deren Scheitelwelle etwas später kam, weil ihr Einzugsgebiet sehr viel größer ist und das Wasser aus dem Bergischen Land einen längeren Weg zurücklegen musste.
Dieser Rhythmus blieb erhalten, der Wiembach war schneller wieder zurück in seinem Bett, in der Umgebung Wiembachallee, An der Robertsburg und Ruhlachstraße konnten die Menschen am Morgen mit dem Aufräumen beginnen. Die Technischen Betriebe Leverkusen (TBL) reinigten mit ihren Kehrmaschinen die ersten Straßen vom glitschigen hellbraunen Lehm-Schlamm. Irritierend, es gab einen Sound wie im Winter: Der Schneeschieber, den man ja in letzter Zeit kaum noch brauchte, wurde zum Schlick-Schieber.
Viele Schäden am Naturgut
Auch die beiden Schulen am Wiembach, die Theodor-Heuss-Realschule und die KGS Remigiusschule haben schwere Wasserschäden. Weiter oben in der Talstraße hat das Naturgut Ophoven nahezu einen Totalschaden: Das Wasser stand brusthoch im Hof. In allen Räumen sind Holzböden herausgebrochen; die Dämmung darunter bestand aus Kork und der hatte anscheinend zu viel Auftrieb. Die Mitarbeiter hätten in der Nacht versucht, zu retten, was kaum zu retten war, sagt Ute Pfeiffer-Frohnert.
Die Wassermassen, die am Mittwoch den Wiembach hinabgeströmt waren, übertreffen alle Vorausberechnungen. Auch ein Ausbau und eine Ausweitung, wie ihn die Stadtverwaltung für die Allee vorgeschlagen hatte, hätte allenfalls einen Bruchteil der Flut vom Mittwoch bändigen können.
Menschen gerettet
Viel länger hielt sich der extreme Wasserstand der Wupper: Die Scheitelwelle floss mit 4,55 Meter Pegel Opladen gegen 4.45 Uhr am Donnerstag durch die Stadt. Großräumig um den Berliner Platz und die Düsseldorfer Straße Richtung Innenstadt war am Donnerstag noch Land unter. Erst gegen 15 Uhr am Nachmittag sank der Pegel wieder unter vier Meter. In der Nacht retteten die Feuerwehr und Nachbarn Menschen, die sich nicht alleine helfen konnten, auch die neuesten Häuser sind hochwassergeschädigt.
In der Bielertkirche steht Wasser, man kann höchstens mit dem Schlauchboot dorthin. Der Schaden ist noch unschätzbar. Ebenso standen das Gemeindehaus und die Kita unter Wasser.
Das Gewerbegebiet Schusterinsel galt bis Mittwoch versicherungstechnisch als hochwasserfreies Gelände. Jetzt sind auch die Betriebe dort zum Teil schwer betroffen, in einem Büro standen 80 Zentimeter Wasser. Über dem Wupperwasser liegt der penetrante Geruch von Heizöl oder Diesel. Die Herkunft dürfte mehrere Ursachen haben: Überschwemmte Öltanks sind sicher eine Quelle, aber viele Autos stehe zum Teil bis zum Dach im Wasser.
Man konnte am Mittwoch Autos sehen, die kopflos durch hüfthohes Wasser pflügten, bis sie stehen blieben. Die meisten wurden auf den Parkplätzen überschwemmt, weil kaum jemand mit der Welle gerechnet hat. Viele Geschäfte sind jetzt verschlammt, die Aufräumarbeiten werden die Opladener noch Monate beschäftigen, auch dafür muss man kein Hellseher sein.