AboAbonnieren

Hochwasser in LeverkusenFeuerwehr rettet mindestens 20 Menschenleben

Lesezeit 3 Minuten

Ein freiwilliger Helfer geht baden und tastet nach dem Gully-Rost in der Schöllerstraße in Opladen, wo das Wasser lange nicht ablief.

Leverkusen – Trotz all der Millionenschäden, dem Verlusten von materiellen Dingen und unwiederbringbaren Erinnerungsstücken, all der persönlichen Schicksale, das Wichtigste ist: Bei dem Unwetter sind in Leverkusen bislang keine Menschen zu Tode gekommen.

Die Wiembach-Allee am Mittwochabend um 21.20 Uhr.

Das ist dem Einsatz von Feuerwehr und Rettungskräften zu verdanken, die seit Mittwochmorgen im Dauereinsatz sind, einige seit 30 Stunden am Stück. Den ersten und wohl dramatischen Einsatz hatten sie bereits am Mittwochvormittag in der Schlebuscher Gezelinallee. Hier steckten zwei Personen in einem Aufzug fest, der mit Wasser volllief. „Als unsere Einsatzkräfte da waren, stand ihnen das Wasser bis zum Kinn“, berichtet Feuerwehr-Einsatzleiter Thomas Kresse. Mit starken Pumpen wurde dann Wasser über eine Dachluke abgepumpt und gleichzeitig der Deckel mit einer Flex geöffnet, um die Personen zu befreien. Die Türen ließen sich nicht mehr öffnen. „Das hätte knapper nicht sein können“, sagt Kresse.

Bürgertelefon

Zur aktuellen Unwetterlage hat die Stadt Leverkusen den Krisenstab einberufen. Ein Bürgertelefon ist eingerichtet: ☎ 0214/406-3300, -3301,

3340. Aktuelle Information sind auf der Website der Stadt zu finden.

https://www.leverkusen.de/

Insgesamt mussten bis Donnerstagmittag 20 Personen aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet werden. Neben dem Aufzug erwiesen sich steckengebliebene Autos so wie Wohnungen und Keller im Untergeschoss als potenziell tödliche Fallen. Wenn Wasser von außen drückt, lassen sich Türen kaum noch öffnen, während der Raum sich unaufhörlich mit Wasser füllt.

Bleiben Sie mit unserem Newblog informiert

Alle Menschen konnten gerettet werden. Von einer 40-köpfigen Schafsherde, die in Opladen von einer Flutwelle der Wupper erfasst wurde, konnten die Feuerwehr allerdings nur zehn Tiere retten, der Rest ertrank in den Fluten.

„Wir geben Ihr Haus auf“

Insgesamt sieben Stunden lang kämpften die Einsatzkräfte um eine Einfamilienhaus im Bereich Lehner Mühle, wo Wiembach und Biesenbach ineinander drückten. Doch alle Pumpen und Sandsäcke reichten am Ende nicht. „Das ist schwer, wenn man den Menschen nach sieben Stunden harter Arbeit sagen muss: Wir geben Ihr Haus jetzt auf, das Wasser ist stärker“, sagt Kresse. Immerhin konnte der Einsatz den Bewohnern genug Zeit verschaffen, um mit vereinter Muskelkraft Wertgegenstände in obere Stockwerke zu schaffen.

19 Uhr: Altenwohnungen von Sankt Elisabeth vom Dhünnwasser eingeschlossen.

Dramatisch war auch der Einsatz im Altenheim St. Elisabeth in Schlebusch. Hier wurden Bewohner zunächst in höhere Stockwerke verlegt. Als selbst der Notstrom ausfiel, mussten alle evakuiert werden. Im Dunkeln durch knietiefes Wasser. „Natürlich bekommen die alten Menschen dann auch Panik, das war nicht einfach für die Kollegen“, sagt Kresse. Und lobt nicht nur den unermüdlichen Einsatz der vielen Helfer, darunter zahlreiche Ehrenamtliche. Auch die Bevölkerung lobt er: Mit dem Notruf sei sehr verantwortlich umgegangen worden, viele hätten in der Nacht mit angepackt, so der Einsatzleiter.

Das könnte Sie auch interessieren:

Und der Einsatz ist noch lange nicht vorbei: Rund 700 offene Hilfsgesuche hat die Feuerwehr am Donnerstagmittag noch auf der Liste. Und sie erwartet, dass diese noch einmal viel länger wird, wenn sich das Wasser aus Opladen erst mal wieder verzieht. Dabei werden ab Freitag 200 Bundeswehrsoldaten helfen, außerdem sind 500 bis 600 Feuerwehrkräfte aus anderen Bundesländern zugesagt.