Leverkusen – Eine Sicherheit, dass Opladen von einer erneuten Überflutung durch ein Hochwasser geschützt werden kann, wird es niemals geben. Aber es kann und muss Vorsorge getroffen und ein funktionierendes Warnsystem installiert werden. Darüber waren sich alle Teilnehmenden an einer Opladener Gesprächsrunde einig, zu der das Katholische Bildungsforum Leverkusen am Donnerstagabend in den Pfarrsaal der Bielertkirche eingeladen hatte und zu der zahlreiche Einwohner des im Juli 2021 stark betroffenen Wohngebietes nahe Wupper und Wiembach gekommen waren.
Wie schwierig es in der Praxis ist, die Erfordernisse des Hochwasserschutzes umzusetzen, machten die dazu eingeladenen Gesprächspartner deutlich: Alexander Lünenbach, Umweltdezernent der Stadtverwaltung Leverkusen, Thomas Klein vom Wupperverband und – digital zugeschaltet – Anja Bierwirth vom Wuppertal-Institut. Sie legten vor den Betroffenen der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 Rechenschaft darüber ab, was zu ihrem künftigen Schutz seither geschehen ist. Ihr Fazit: Es bleibt viel zu tun.
Während die Wissenschaftlerin Bierwirth eher den theoretischen Überbau ablieferte, auf die Funktionen „grüner“ und „blauer Infrastruktur“ in der Stadtplanung hinwies, also auf die Bedeutung von Wassernutzung und -leitung in einem Schwammstadt-Konzept sowie Dach- und Fassadenbegrünungen zur Minderung innerstädtischer Hitzeinseln, musste die beiden Behördenvertreter schon konkreter werden. Was von den Besuchern der von Sabine Höring moderierten Diskussion auch unmissverständlich eingefordert wurde.
Am deutlichsten wurde dabei verständlicherweise der Vertreter des Wupperverbandes. Die Schadensanalyse aus den zu betreuenden 22 Kommunen im Einzugsbereich der Wupper liege vor, das daraus zu entwickelnde Zukunftsprogramm Hochwasserschutz sei in Arbeit. Klar sei mittlerweile, dass der Bereich oberhalb der Wuppertalsperre recht gut unter Kontrolle sei. Unterhalb aber sei es höchst kompliziert, erläuterte Thomas Klein.
Hier versucht der in Wuppertal ansässige Kommunalverband ein Vorsorge- wie auch ein Warnsystem zu etablieren. Vorsorge, indem Überschwemmungsflächen, flachere Ufer, erhöhte Deiche und möglichst viele Rückhaltebecken an der Wupper und ihren Zuflüssen geschaffen werden. Das sei allerdings problematisch und teuer, da die benötigten Flächen oftmals nicht verfügbar seien, wenn die Grundstückseigentümer einen Verkauf verweigerten.
Mit Blick auf Leverkusen sei dies besonders an der Dhünn ein Problem. Auch die Diepentalsperre solle künftig als Sicherheitsrückhalt genutzt werden. Dort sei man mit den Eigentümern und der Bezirksregierung derzeit aber in ganz positiven Abstimmungsgesprächen.
Besseres Warnsystem geplant
Für eine bessere Warnung der Flussanlieger vor einem drohenden Hochwasser intensiviert der Wupperverband sein Messsystem, indem er die Zahl seiner Pegel an Wupper und Zuflüssen bis 2024 verdoppeln wird. Dazu wird ein vernetztes System installiert, bei dem ein Hydrologe vom Dienst beim Wupperverband rund um die Uhr alle Pegelstände und Wetterprognosen im Blick hat und direkt mit allen Feuerwehren im Wuppergebiet verbunden ist.
Sollte sich eine Hochwassersituation abzeichnen, bekommen alle beteiligten Kommunen das frühzeitig mit. Die Bevölkerung kann dann über Warn-Apps, Sirenen-Alarm oder bald auch SMS-Warnung frühzeitig informiert werden.
Vor allem dieser Warnaspekt stieß im Gemeindesaal auf Widerrede. Beim jüngsten Sirenenalarm vor wenigen Tagen habe sich gezeigt, dass dieser in Opladen nicht funktioniere. „Hier war überhaupt nichts zu hören“, rief eine Besucherin in den Saal. Und ein älterer Opladener wusste: „Funktionierende Sirenen gibt es in Leverkusen nur noch rund ums Bayer-Werk. Hier in Opladen ist alles abgebaut worden.“ Schon bei der Hochwasserkatastrophe vom 14. Juli 2021 habe es keine Warnung gegeben.
Ein Thema, das die Stadt Leverkusen fordert und von deren Vertretern notiert worden ist. Alle Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung müssten gründlich abgewogen und auf ihre Verhältnismäßigkeit überprüft werden, betonte Alexander Lünenbach. Gerade erlebe er als Umweltdezernent bei der Frage des Standortes für die neue Opladener Feuerwache, wie schwierig dies sei, Umweltbelange und Bevölkerungsschutz gegen einander abzuwägen.
Was die Ertüchtigung des Wiembachdeiches angeht, über die der seit Jahren tagende Arbeitskreis Wiembach am 27. September wieder beraten wird, müsse besonderes Augenmaß gewahrt werden. Daher sei das weitere Gutachten zum Hochwasserschutz am Wiembach mit Blick auf dessen Allee ungemein wichtig. „Nach so einem Hitzesommer wie in diesem Jahr erscheint es doch besonders absurd, schattenspendende Bäume in solcher Menge zu fällen.“ Jetzt müsse der gesamte Bachverlauf überprüft und beurteilt werden, was an Schutzmaßnahmen möglich ist.
Klar sei, dass mit einer bloßen Deicherhöhung kein Problem gelöst werde. Und dass eine Lösung auch nicht in kurzer Zeit möglich sein wird. Wie Thomas Klein vom Wupperverband es ausdrückte: „Der Hochwasserschutz ist eine Generationen-Aufgabe.“