Am Sonntag, 1. September, wird Stefan Lapke bei einem großen Gemeindefest verabschiedet. Von 11 bis 17.30 Uhr wird mit prominenten Gästen an der Martin-Luther-Straße gefeiert.
Jugendarbeit in LeverkusenStefan Lapke wird am 1. September mit großem Fest verabschiedet
Ein handgeschriebener und mit Herzen und Sternen verzierter Zettel an der Bürotür fasst es alles zusammen. „Danke - für die Abenteuer, die wir erlebt haben“, steht an erster Stelle. Für die vielen neuen Freunde. Das Rodeln und das Lesen. Die Partys und den Spaß. Die ruhigen und wilden Zeiten. Für die Hilfe, wenn Hilfe benötigt wurde.
Das ist es, was Stefan Lapke über fast vier Jahrzehnte lang getan hat, als Leiter der evangelischen Jugend Schlebusch (ejs). „Und ich habe 98 Prozent der Tage unglaublich genossen“, sagt Lapke. Am 1. September, auf den Tag genau 39 Jahre nach seinem Amtsantritt, verabschiedet sich der 63-Jährige und übergibt die Leitung der ejs an Florian Korb.
Lapke schaut mit leuchtenden Augen auf die Zeit zurück. „Ich habe so viele tolle Sachen erlebt, so vieles auf den Weg gebracht und so viel zurückbekommen“, resümiert er.
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Schnelllebige Jugend
An erster Stelle stehen dabei für ihn die Jugendfreizeiten, vor allem die nach Adelboden in der Schweiz, die er mit 26 Jahren zum ersten Mal geleitet hat. „Ich liebe diesen Ort und ich wollte ihn Kindern zeigen, aber auf nachhaltige Weise.“ Anreise mit dem Zug, kein Skitourismus, dafür toben im Schnee, Kühe melken, eigenen Käse herstellen. 1999 wird die ejs dafür auf dem Reisemarkt in Köln von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Bereich Nachhaltigkeit als beste Kinderreise Deutschlands ausgezeichnet.
Die Jugendkultur sei heutzutage viel schnelllebiger geworden, getrieben auch vom Medienkonsum. „Dennoch besteht bei den Kindern weiter ein großes Bedürfnis nach Tiefgang und Sinnhaftigkeit im Leben.“ Das gehe nur oft unter im dauerhaften Gedaddel.
Freizeit ohne Handy
Die Kinderfreizeiten der ejs finden ganz ohne Handy statt, Jugendliche dürfen die Geräte mitnehmen, aber nur zu bestimmten Zeiten benutzen. „Ich sage ihnen: Ihr habt jetzt eure Zeit hier, nicht mit den Leuten, die in Leverkusen sitzen.“ Und am Ende verbringen auch die Jugendlichen freiwillig viel weniger Zeit mit dem Handy, sondern draußen in der Natur, mit ihren Freunden. „Einer sagte mir hinterher: Ich habe das lange nicht mehr erlebt, wie toll das ist, ohne Handy“, erinnert sich Lapke. Leben im Hier und Jetzt.
Nach Adelboden wird die ejs nicht mehr fahren, das war Lapkes Ding, Florian Korb arbeitet aktuell an einem neuen Angebot für die Osterferien. In den Sommerferien fahren Jugendlichen zur Abenteuerreise nach Schweden und zum Segeln nach Holland, für die Daheimgebliebenen gibt es den Kindersommer in Schlebusch von 8. bis 12. Juli und in Alkenrath von 12. bis 16. August.
Kletterwand am Kirchturm
Gerade für den Stadtteil, der das evangelische Gemeindezentrum vor Jahren aufgeben musste, engagierte sich Lapke auch besonders. „Ich habe mich immer gefragt, was bei den Kids gerade angesagt ist.“ Klettern, war es damals und so hatte er die Idee, an dem ehemaligen Kirchturm eine Kletterwand zu errichten. „Der Vorschlag ist ganz knapp mit einer Stimme im Presbyterium gescheitert.“ Davon aber lässt Stefan Lapke sich ja nicht von seiner Idee abbringen: Wenig später hatte er ein Arrangement mit der Stadt über ein Grundstück ganz in der Nähe getroffen, wo er schließlich den Aktionsklettergarten aufbaute, der heute aus sieben Stationen vom Klettern hoch oben in den Bäumen bis zu Bogenschießen reicht. Ein kostenloses Angebot für alle Kinder, die sich hier austoben, Selbstbewusstsein tanken und Hilfe suchen können.
Open-Air-Kino, Jugendcafé Joker, Public-Viewing zur Fußball-EM, Kinderprogramm Stoppelhops und Waldfüchse, Ferienspaß, rabattierte Ausfahrten für Familien mit geringem Einkommen: Die ejs ist immer da. Um das alles finanzieren zu können, hat Lapke außerdem den Förderverein „Aufwind“ gegründet. Fester Bestandteil ist auch die von Lapke ins Leben gerufene Apfelsaftaktion, bei der Kinder und Jugendliche im Herbst Tonnen von Äpfeln sammeln, die zu Apfelsaft gepresst und verkauft werden.
Fahrten zu Gedenkstätten
In jüngerer Vergangenheit sind es vor allem die Gedenkstättenfahrten nach Auschwitz und Krakau, die ihm ans Herz gewachsen, dafür will er sich auch im Ruhestand weiter engagieren. Aber, das habe er ganz klar gesagt: „Nur, wenn alle damit einverstanden sind und sagen, ich soll das machen.“ Auf gar keinen Fall wolle er zum ejs-Geist werden. „Es gibt ja nichts Schlimmeres für einen neuen Chef, als wenn der alte immer noch mitmischen will.“ Und in den neuen hat er vollstes Vertrauen. „Der Flo ist 1999 als Kind zum ersten Mal bei einer Freizeit mitgefahren und gehörte seit dem immer zu ejs.“ Als er vor vier Jahren Interesse an einer festen Mitarbeit äußerte, sei er nur offene Türen eingerannt. „Ich habe immer gewusst, dass er das mal machen soll“, sagt Lapke.
Und er selbst? „Ich kann immer noch auf Bäume klettern“, sagt der 63-Jährige. „Aber ich kann auch Urlaub machen.“ Mit seiner Lebenspartnerin und dem Wohnmobil auf und davon. Aber nach Schlebusch wird er immer zurückkommen.
Mit einem Gemeindefest am 1. September wird Stefan Lapke offiziell verabschiedet. Los geht es um 11 Uhr mit einem Open-Air-Gottesdienst an der Martin-Luther-Straße. Es folgt ein großes Fest mit Auftritten von vielen Wegbegleitern Lapkes, darunter Jürgen Becker und Wilfried Schmickler. Das Ende ist für 17.30 Uhr vorgesehen.