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Klassentreffen nach 75 JahrenSchlebuscher Gezelinschule macht Zeitreise in die Schulzeit von 1949

Lesezeit 3 Minuten
Menschen halten Luftballons hoch vor einer Schule.

Rund 75 Jahre nachdem sie eingeschult worden waren, traf sich die Klasse an der Gezelinschule wieder.

Am Freitag trafen sich zehn ehemalige Gezelinschüler an ihrer Schule. Den aktuellen Viertklässlern erzählten sie von damals.

40 Viertklässlerinnen und Viertklässler sitzen ganz still und gebannt am Freitagmittag – kurz vor dem Start ins Wochenende – in einem Klassenraum der Gezelinschule in Schlebusch. Es ist wohl ein seltener Anblick, für den Josef Weber und seine ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler verantwortlich sind. Der 81-Jährige erzählt von seiner Schulzeit, die vor rund 75 Jahren, 1949, begann.

Kinder hören in einer Klasse zu.

Die Kinder der vierten Klassen konnten Josef Weber und seinen ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschülern Fragen stellen.

Damals war einiges ganz anders, zeigt er den Kindern: 2,6 Kilometer Schulweg statt Elterntaxi zum Beispiel. „Der Weg – müsst ihr euch vorstellen – das war einfach Schotter, nicht asphaltiert wie heute“, sagt er. Eine Stunde vor Schulbeginn um acht sei er mit seinen Freunden losgelaufen, schließlich habe man auch ein bisschen „getrödelt oder gerauft“ auf dem Schulweg. „Taten eure Füße weh, wenn ihr den ganzen Weg gelaufen seid?“, fragt ein Kind. Nein, sie seien fit gewesen und immer gelaufen: bei Regen, bei Schnee, bei Eis, antwortet Weber.

„Hattet ihr früher OGS?“, möchte ein Kind wissen. Nein, sagt Weber, die Eltern seien früher noch nicht in dem Umfang berufstätig gewesen, wie es heute üblich sei. „Gab es Nachsitzen und Stockschläge?“, fragt ein anderes Kind. „Ja, die gab es“, berichtet Weber, „Kinder, die nicht brav waren, mussten ihre Hand ausstrecken und haben dann Schläge bekommen.“

Leverkusen: Ein Eis kostete damals noch zehn Pfennig

Er erzählt von seinen Noten auf den Zeugnissen und den Fächern, die es damals gegeben hatte: Heimatkunde, Rechtschreibung, Kunst zum Beispiel. „Gesangsunterricht war die größte Katastrophe für mich, das Vorsingen war der peinlichste Moment in meiner Schulzeit“, erinnert sich Josef Weber. Er erzählt den Kindern, dass die Gezelinschule früher eine Volksschule war und man acht Jahre dorthin ging. Und dass ein Eis damals zehn Pfennig gekostet hätte, das seien heute fünf Cent.

Ein historisches Foto der Gezelinschule

Ein altes Foto des Jahrgangs, der sich am Freitag zum Klassentreffen traf.

Nach seiner ersten Unterrichtsstunde ist Josef Weber gerührt. „Es war für mich immer eine Art Wunsch, Lehrer zu spielen“, schwärmt er. Und: „Diese leuchtenden Augen, diese Teilnahme – das war ein tolles Erlebnis für mich, das kann mir keiner mehr nehmen.“ Es sei für ihn und seine ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler besonders ergreifend gewesen, dass sich – rund siebzig Jahre nach ihrer eigenen Schulzeit – so viele junge Menschen für ihre Geschichten interessierten. 

Nach dem Treffen in ihrer einstigen Volksschule lässt die Klasse von 1949 den Tag noch im Schlebuscher Pfannkuchenhaus ausklingen. Das würden sie jedes Jahr machen, wenn sie sich zum Klassentreffen verabreden, sagt Weber: „Wir hatten schon immer einen starken Zusammenhalt in der Klasse und es ist schön, wenn man sich auch nach 75 Jahren noch regelmäßig sehen kann.“