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2023er ZahlenEin Arzt rettet Leverkusens Kriminalstatistik

Lesezeit 3 Minuten
Schlange vor einer Opladener Arztpraxis im Januar 2022.

Der Andrang nach Opladener Impfunfähigskeitsbescheinigungen hat sich 2022 mit 2500 Fällen in der Leverkusener Kriminalstatistik niedergeschlagen. Der Effekt ist nun weg.

Um gut 14 Prozent ist die Zahl der Fälle voriges Jahr gesunken. Das liegt aber nur an den falschen Impfbescheinigungen aus Opladen.

Der Opladener Arzt, der gegen Ende der Corona-Pandemie 2022 falsche Impfunfähigkeitsbescheinigungen in Massen ausstellte, bestimmt die Polizeistatistik auch für 2023: Die Zahl der Kriminalitätsfälle ist in Leverkusen um mehr als 14 Prozent auf knapp 11.700 zurückgegangen – aber nur, weil die falschen Atteste zu 2500 Ermittlungsverfahren und ersten Strafbefehlen führten. „Ohne diesen statistischen Sondereffekt ist die Fallzahl um rund 4,8 Prozent gestiegen“, betonte am Mittwoch Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns. Für die Aufklärungsquote war der Opladener Sonderfall gut: Sie lag 2022 bei fast 60 Prozent – voriges Jahr hat sie sich auf knapp über 50 Prozent normalisiert.

Damit unterscheidet sich die Entwicklung in Leverkusen nicht mehr stark von der in Köln, wo ein Fall-Anstieg um gut 6,2 Prozent zu verzeichnen war und die Aufklärungsquote bei knapp 50 Prozent liegt. „Der positive Trend bis 2019 hat sich leider nicht fortgesetzt“, sagte Hermanns mit Blick auf die Fall-Entwicklung bis zur Pandemie mit ihren Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen. Die hat sich natürlich sehr deutlich auch auf die Kriminalität ausgewirkt: Straßenkriminalität nimmt am meisten zu, in Leverkusen wie in Köln. Auch wenn der Zuwachs unterschiedlich ausfällt. Die Polizeiinspektion 7, also das frühere Polizeipräsidium in der Heymannstraße, registrierte einen Zuwachs um gut sieben, das Präsidium in Köln um reichlich zehn Prozent.

30 Prozent mehr Attacken auf Straßen

Mit Blick auf die Rhein-Metropole verwies der Leitende Polizeidirektor Michael Esser im Kölner Präsidium darauf, dass nach Corona die Besucherzahl um rund 20 Prozent gestiegen ist. Das sind 3,8 Millionen Menschen – und potenzielle Opfer von Sexualdelikten, die in Köln um zwölfeinhalb, in Leverkusen um zehn Prozent zugenommen haben. Vor allem aber von Diebstählen. Delikte, „die sich unheimlich schwer aufklären lassen“, so Esser. Die aber auf das Sicherheitsempfinden erheblichen Einfluss hätten, weshalb die Polizei eigene Ermittlungsgruppen aus der Taufe gehoben hat, mit dem Ziel, Intensivtäter fassen zu können. Vereinzelte Erfolge gebe es, so Esser.

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Großes Kopfzerbrechen bereitet der Polizei die Gewalt auf den Straßen. In Leverkusen wurden voriges Jahr 154 Fälle von gefährlicher Körperverletzung gezählt. In der Regel sind das Taten, bei denen Waffen eine Rolle gespielt haben, bevorzugt Messer. Das ist eine Zunahme von fast 30 Prozent, und damit stellt Leverkusen Köln in den Schatten, wo das Plus mit knapp 20 Prozent indes auch besorgniserregend ist. Dazu kommt: Die Täter werden immer jünger, die Zahl der Jugendlichen hat sich fast verdoppelt. In Köln reagiert die Polizei mit Waffenverbotszonen auf den Partymeilen. In Leverkusen gibt es solche Brennpunkte nicht, hier hilft dieses Rezept also nicht.

Viel mehr Einbrüche und kaum Aufklärung

Ein spezifisch Leverkusener Problem waren voriges Jahr Wohnungseinbrüche. Ihre Zahl stieg von 192 auf 265, das sind gut 38 Prozent mehr. Es wurden auch mehr Autos aufgebrochen: 965 Fälle bedeuten ein Plus von reichlich zwölf Prozent. Die Aufklärungsquoten: knapp acht Prozent bei den Wohnungsein- und sogar nur 3,7 Prozent bei Autoaufbrüchen.

Die Rauschgift-Kriminalität ist in Leverkusen ebenfalls deutlich gestiegen. 514 Fälle weist die Statistik aus, was einem Zuwachs von elfeinhalb Prozent entspricht. In diesem Bereich ist allerdings auch die Aufklärungsquote unerreicht: 92 Prozent.

Wie sich das in den kommenden Monaten entwickeln wird, muss man sehen. Polizeipräsident Johannes Hermanns betrachtet die Cannabis-Legalisierung mit gemischten Gefühlen. Es sei nun „schwerer, Handel nachzuweisen“. Aus seiner Sicht hätte der Gesetzgeber „auch Produktion und Handel von Cannabis regeln müssen“. Vorerst bestehe Unklarheit, wie man mit der teilweisen Legalisierung umzugehen habe. Kommunale Ordnungsdienste und Polizei haben da noch einiges zu besprechen. Und man darf gespannt sein, wie sich das Lauterbach-Gesetz in der Kriminalstatistik für dieses Jahr niederschlägt.