Von überall kommen Menschen zu einem Leverkusener Carrera-Fachhändler. Sie legen besonders Wert auf Expertise beim Tuning.
Seit 20 JahrenKlaus Hoely aus Leverkusen verkauft Carrera-Bahnen für Profis
„Ganz wichtig ist Klebeband“, sagt Klaus Hoely und hält eine große durchsichtige Rolle in die Luft. Wichtig gegen Staub, der sich auf der Rennstrecke und damit auch auf den Reifen ansammelt. „Da können Sie noch so viel wischen, Sie bekommen nie alles weg“.
Staub ist der Feind der Geschwindigkeit. Staub auf den Reifen bedeutet weniger Grip, weniger Kontrolle und auch weniger Spaß. Spaß ist im Prinzip genau das, was Klaus Hoely in seinem „Overdrive Slotshop“ an der Kölner Straße in Opladen verkauft.
Der 61-Jährige ist gemeinsam mit seiner Frau Claudia Hoely seit 20 Jahren Fachhändler für sogenannte Slotcars. Kleine Modellautos, die mit hohen Geschwindigkeiten in vernickelten Metallschienen auf Rennstrecken aus Plastik gegeneinander fahren. Die meisten Menschen kennen darunter die Sets der Marke Carrera, die in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feiert.
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Videospiele und Carrera-Autos sind „außer Konkurrenz“
Die Carrera-Bahnen, die in Spielwarengeschäften verkauft werden oder die bei manch einem noch im Keller vor sich hin stauben, gibt es bei den Hoelys in Leverkusen allerdings nicht. Die weitverbreiteten Modelle im Maßstab 1:43 aus der Reihe „Carrera Go“ seien nicht mal geeignet als Einstieg in das Hobby: „Das ist das, womit Carrera sein Geld verdient, das ist aber das, was wir überhaupt nicht verkaufen, weil ich da überhaupt nicht davon überzeugt bin.“ Sie seien lediglich ein „Wegwerfartikel“, meint Klaus Hoely.
„Die Technik ist genau die gleiche: Ich habe zwei Schleifkontakte und ich habe einen Kontakt an der Bahn“, sagt der Fachmann. Aber alles eben nicht vernünftig aufeinander abgestimmt für das richtige Renngefühl. Der Unterschied liegt im Detail. Die „Wegwerfartikel“ sind zu leicht, wodurch zu wenig Druck da ist, was wiederum dazu führt, dass es zwischen Auto und Rennbahn keinen vernünftigen Kontakt gibt. Der Strom fließt nicht richtig.
Im „Overdrive Slotshop“ verkaufen die Hoelys auf 120 Quadratmetern Mini-Rennwagen der Profi-Reihen von Carrera und anderen Herstellern in den Maßstäben 1:24 und 1:32. Sie sind schwerer, hochwertiger und auch digital. Das Grundprinzip einer Carrera-Bahn bleibt zwar analog, jedoch gibt es so ausgeklügelte Renn-Systeme, die individuelle Faktoren wie Höchstgeschwindigkeiten, Benzinverbrauch und sogar auch Tanklast simulieren können.
Es kann also höchst komplex sein. Wegen dieser Möglichkeiten glaubt Klaus Hoely auch, dass sich das Prinzip Carrera weiterhin „außer Konkurrenz“ ist, obwohl inzwischen auch gute Renn-Simulationen auf Konsolen mit VR-Brillen oder sogar auf dem Smartphone möglich sind. „Im Gegenteil: Die befeuern sich gegenseitig“, sagt Hoely.
Zum „Overdrive Slotshop“ kämen viele Menschen, die eine Carrera-Bahn haben und trotzdem nächtelang vor der Playstation sitzen. Die Mini-Rennwagen sind zwar nicht so realistisch, trotz digitaler Elemente, räumt Hoely ein. Aber: „Es ist etwas anderes, ob sich da physisch was bewegt oder ob das nur auf der VR-Brille ist oder auf dem Monitor“. Viele Carrera-Enthusiasten gehe es vor allem um das „Schrauben“, beziehungsweise eher Basteln.
Der „Overdrive Slotshop“ begann mit getunten Carrera-Autos auf Ebay
Wie auch echte Autos werden die kleinen Modelle getunt. Und vor allem durch das Tuning kam der „Overdrive Slotshop“ der Hoelys überhaupt zustande. Klaus Hoely hat im Jahr 2000 das Hobby für sich wiederentdeckt. Gemeinsam mit seiner Frau begann er zunächst Fahrzeuge mit Beleuchtung auszustatten und bei Ebay zu verkaufen. Die modifizierten Modelle waren so beliebt, dass die Hoelys ihr Hobby zum Beruf machten und drei Jahre später ihr Geschäft eröffneten.
Inzwischen sind viele der Carrera-Rennautos von Werk aus mit Licht ausgestattet. Trotzdem ist die Expertise von Klaus Hoely gefragt. Der Leverkusener habe etwa einen Kunden aus Brasilien, der regelmäßig einen großen Karton mit Autos für Tuning schicke.
Modifiziert wird etwa das Fahrwerk, das Gewicht oder die Reifen. Die müssen geschliffen werden. Meistens der erste Schritt im Carrera-Tuning. Das nachträgliche Schleifen der Reifen ist wichtig, „weil die total unrund sind“, erklärt Hoely. Das führe zu Unwucht und schmälere den Fahrspaß. Präzision ist eben auch wie bei echten Autos wichtig.
Klaus Hoely rät Kunden zu Ersatzreifen
Dazu kommen auch Menschen aus der Umgebung zum „Overdrive Slotshop“. Etwa ein Mann aus Duisburg, der am Donnerstag ungeduldig vor der Ladentür wartet. Er hat Interesse an einer Reifenschleifmaschine – für die Hoely sogar das Patent gekauft hat. „Ich bin noch Neuling“, sagt der Mann. Der Duisburger benötige fachkundige Beratung. Das Fachgeschäft der Hoelys habe er über ein Youtube-Video entdeckt.
Klaus Hoely fragt zunächst nach der Fahrzeuggröße: „Fahren Sie 1 zu 24 oder 1 zu 32?“ Danach wird noch mehr Carrera-Vokabular abgefragt. Am Ende zahlt der Mann aus Duisburg 230 Euro für die Reifenschleifmaschine und Zubehör.
„Stellen Sie sich darauf ein, dass der erste Satz Reifen nichts wird“, lautet noch ein letzter Hinweis von Klaus Hoely. Der Duisburger will lieber noch zur Sicherheit zwei Sätze Reifen kaufen. „Fahren Sie Ortmann oder Gummi?“, fragt ihn Hoely. Denn wie auch bei echten Autos gibt es unterschiedliche Reifen verschiedenster Hersteller in diversen Mischungen.
Auch nach 20 Jahren fährt Klaus Hoely noch selbst auf der Carrera-Bahn. Es ist schließlich ein wesentlicher Bestandteil seines Berufs. Die von ihm getunten Fahrzeuge müssen ja getestet werden. Trotzdem versucht er, noch jeden Abend mindestens 30 Minuten nach Feierabend für sich zu fahren. Praktischerweise hat er dafür eine große Rennstrecke in seinem Laden stehen.