Neues System für wertvollen MüllLeverkusener sollen ihre Bio-Abfälle sammeln
Leverkusen – Für viele ist Biomüll zwar nur ein lästiger stinkender Magnet für Fliegen und Maden, aber tatsächlich ist er ein unterschätzter wertvoller Rohstoff, der aktuell 40 Prozent der in den Restmüll geworfenen Abfälle ausmacht, wo er aber nicht richtig recycelt werden kann. Um dies zu ändern testet die Stadt Leverkusen in Zusammenarbeit mit der Avea nun ein halbes Jahr lang ein „Bringsystem für Bioabfall“ – als Alternative oder Ergänzung zu der freiwilligen Biotonne im Holsystem, die im Jahr 2023 eingeführt wird. Und, nicht zu vergessen, als dritte Möglichkeit, dem Kompost im eigenen Garten, der hierdurch aber nie ersetzt werden solle.
Für das Bringsystem können sich Bürgerinnen und Bürger ab Mitte Juni an verschiedenen Standorten kostenlos einen von anfangs 5000 jeweils zehn Liter fassenden „Vortrenner-Behältern“ abholen, um ihre Bioabfälle beispielsweise in der Küche oder auf dem Balkon hygienisch unbedenklich zu sammeln.
Entwickler Sven Betting von Biologic erklärt, dass die aus recyceltem Material hergestellten Container zusätzlich mit Papier ausblendbar wären, um Feuchtigkeit zu binden: „Genau wie es bei den großen Tonnen optional der Fall ist, sind die Vortrenner mit einem Filterdeckel aus Kokosfaserbasis ausgestattet, in dem Mikroorganismen die geruchsintensiven Gase verstoffwechseln. So können Bioabfälle mindestens drei Wochen ohne Geruchsentwicklung gelagert werden, also ein klarer Vorteil gegenüber dem Restmüll.“ Wenn diese voll sind, bringt man sie zum Leeren selber zu einem von sieben Standorten mit großen Biotonnen, wie man dies aktuell schon von der Grünschnittsammlung kennt. Mit der Zeit sollen es aber immer mehr Standorte werden. Dafür sollen auch schon Verhandlungen mit den Wohnungsgesellschaften laufen. So könne jeder Haushalt schon mal prüfen, wie viele Bioabfälle individuell überhaupt anfallen, was für die Entscheidung zur freiwilligen Biotonne später wichtig sei.
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„Leverkusen ist tatsächlich eine der letzten Kommunen in NRW, die bis jetzt noch kein funktionierendes System zur gesetzlich vorgeschriebenen getrennten Sammlung des wertvollen Rohstoffes anbietet“, so Umweltdezernent Alexander Lünenbach. Dabei blicke keine andere Abfalltrennung auf eine so lange „Recyclingtradition“ zurück, wie die Biogene, was wohl damit zusammenhänge, dass Kompost natürlich auch Teil der Nahrungsmittelproduktion ist.
Das Defizit in Leverkusen, sieht auch Avea-Geschäftsführer Hans-Jürgen Sprokamp: „Es nützt uns aber auch nichts, um jeden Preis eine Biotonne für alle durchzusetzen und womöglich noch eine Ökopolizei rumzuschicken, den Inhalt zu kontrollieren. Die Qualität ist es, die für unsere große Vergärungs- und Kompostieranlage in Lindlar von Bedeutung ist. Fehlwürfe müssen auf ein Minimum reduziert werden, es muss eben freiwillig und sauber getrennt werden.“ Sprokamp spricht von 40 Millionen Euro Investitionsvolumen für das gesamte Entsorgungsgebiet.
Projektleiterin Britta Meyer gibt einen Ausblick auf Begleitaktionen, die zu der Kommunikationskampagne gehören, die eigens für dieses Thema ins Leben gerufen worden ist. „Das Ziel muss sein, dass sich das Ganze so verselbstständigt, wie es heute zum Beispiel selbstverständlich ist, Batterien gesondert weg zu bringen.“ Um dies zu erreichen, wurde eine eigene Internetseite ins Leben gerufen, der alle Informationen – unter anderem zu den Standorten, aber auch Material mit Handlungsanweisungen zum Trennen – zu entnehmen sind. Ein Wettbewerb um ein Maskottchen für die Kampagne soll außerdem besonders Schülerinnen und Schüler ansprechen.
90 Kilogramm Bioabfall pro Jahr pro Einwohner einzusammeln ist die rechtliche Zielvorgabe des Abfallwirtschaftsplans NRW. „Das System wird helfen, dieses Ziel in der Stadt zu erreichen: Außerdem bildet es durch das Schließen wichtiger Kreisläufe einen großen Klimabaustein, weil CO2 -neutrales Biogas hergestellt werden kann“, so Dörte Hedden, Abteilungsleiterin im Fachbereich Umwelt.
www.bioabfall-lev.de