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Nach 47 JahrenTraditionsreicher Laden „Der Grieche“ schließt in Opladen

Lesezeit 4 Minuten

Maria und Kiriakos Georgoglu stehen das letzte Mal vor ihrem offenen Geschäft.

  1. Der traditionsreiche Feinkostladen „Der Grieche“ aus Opladen schließt
  2. 47 Jahre lang bot das Geschäft griechische Spezialitäten an
  3. Ein Nachfolger für den Laden wurde nicht gefunden

Leverkusen – Es war ein emotionaler Abschied, als „Der Grieche“ in der Birkenbergstraße in Opladen am Montag, 31. Dezember, zum letzten Mal öffnete. 47 Jahre existierte der Feinkostladen mit mediterranen Spezialitäten sowie Obst und Gemüse. Selbst wer nie den Urlaubserinnerungen weckenden Innenraum betrat, kennt die steil aufragende, kunstvoll bestückte Auslage entlang der Fassade. Artischocken, Äpfel, Aprikosen, Salat, Tomaten und unten die Melonen sowie im Winter der Spitzkohl.

Balanceakt am Gemüseregal

Sich zu bedienen erforderte einen regelrechten Balanceakt, drohten das arrangierte Obst und Gemüse einem entgegen zu rutschen. Lieber ging man gleich zu Maria oder Kiriakos Georgoglu und ließ sich seine Einkaufswünsche erfüllen. Ein seltener Service, den die Stammkunden schätzen und der mitsamt dem erstklassigen Angebot den „Griechen“ zu einer Institution in Leverkusen machte. Seit Jahrzehnten gehörten zahlreiche hochrangige Bayer-Mitarbeiter und Gastronomen zu den Kunden, von denen auch in der letzten Woche noch einige vorbeikamen, um alles Gute zu wünschen.

Schon die Mutter stand hinter der Theke an der Birkenbergstraße.

Aber es sind besonders die Opladener, welche die herzliche Atmosphäre und gute Auswahl schätzten. „So einen urigen und persönlichen Laden findet man kaum noch “, erzählt Rita Gorklo-Blameuser, eine der Stammkundinnen, die zum Abschied vorbeigekommen war und auch die Redaktion auf die Schließung aufmerksam gemacht hatte. 1979 sei sie nach Opladen gezogen und seitdem dem Geschäft verbunden.

Viele Freunde und Kunden zum Abschied

Dann kurz vor 13 Uhr füllte sich nach und nach das kleine Geschäft mit der pittoresken Tante-Emma-Laden-Ausstattung. Nachbarn, Freunde, Familie und Kunden brachten Geschenke mit, tauschten Erinnerungen aus und umarmten sich. Hier und da wurden verstohlen Tränen aus den Augenwinkeln gewischt und Kiriakos Georgoglu wurde es nicht müde zu beteuern, dass „es gesundheitlich nicht mehr geht. Ich bin kürzlich wieder operiert worden. Drei Bandscheibenvorfälle waren es bisher.“

Fast so, als müsse er sich davon überzeugen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Ich bin im Laden groß geworden. Meine Eltern haben im November 1971 das Geschäft eröffnet.“ Er selbst ist mit 13 Jahren nach Deutschland gekommen und hat von Beginn an mitgearbeitet. 1985 übernahm Kiriakos Georgoglu dann den „Griechen“ und erweiterte das Sortiment um regionales Gemüse und Obst.

Griechische Spezialitäten gab es stets in den gefüllten Regalen.

Über die Jahre hat er an der perfekten Präsentation gearbeitet und sich die Einrichtung extra von seinem Freund, dem Schreiner Sawwas Tseniklis. bauen lassen. Dieser kam kurz vor Ladenschluss vorbei, um ihm mit aufmunternden Worten beizustehen. „Wer sieht jünger aus? Er oder ich?“, flachste Tseniklis in der kleinen Küche hinter dem Laden. Nur fünf Stunden trenne die beiden Freunde, die am gleichen Tag Geburtstag haben.

Dank seiner Konstruktion sei in all den Jahren nie eine Kiste heruntergefallen, ist Georgoglu immer noch begeistert. Größere und kleinere Katastrophen gab es in fast fünf Jahrzehnten dennoch zuhauf. So ist das nun mal, wenn Laden und Leben eng miteinander verbunden sind. „Unsere Kinder sind hier groß geworden“, erinnert sich Maria Georgoglu. „Während ich im Geschäft stand, saßen sie nebenan in der Küche, aßen Mittag und machten Hausaufgaben.“

Einmal, erzählt Kiriakos Georgoglu lachend, als sein Sohn Andreas noch klein war, ist er auf einem rollenden Transportbrett herumgeturnt. Plötzlich konnte er nicht mehr stoppen und hat ein ganzes Fass Oliven samt Ölmarinade erfasst, dass von dem zwei Stufen erhöht liegenden Nebenraum in den Laden gekippt ist. „Ich wusste gar nicht, was ich zuerst machen sollte. Kunden bedienen oder Oliven aufwischen“, beschreibt er das Desaster.

Anlaufstelle für Kunden und Familien

„Das Haus und das Geschäft waren für eine ganze Familie erste Anlaufstelle“, erinnert sich Maria Georgoglu, die gebürtig von Kreta ist. Vor allem die Familie ihres Mannes zog es nach Leverkusen. „Mit vier Personen haben wir in der ersten Zeit in den zwei Zimmern hinter der Küche gewohnt“, berichtet ein Cousin zweiten Grades von Kiriakos Georgoglu von den ersten Monaten in Deutschland. Heute führt er eine Reinigung in Quettingen. „Wir hatten als Einzige ein Telefon“, lacht Maria Georgoglu in Erinnerung daran, dass heute ein Mobiltelefon zum Standard gehört.

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Man hilft sich und ist füreinander da, so scheint das Lebensmotto der Familie. Sei es der Schwager, der zeitweise als Lehrer ohne Arbeit war, und stattdessen im Geschäft ausgeholfen hat, oder die Tochter, die nun ein paar Straßen weiter lebt und als Flugbegleiterin arbeitet. „Ich wollte in der Nähe von meinen Eltern wohnen bleiben“, erzählt Stella und reicht den Gästen frische Berliner, die sie gerade vom Bäcker abgeholt hatte. D

en Laden übernehmen wollen sie und ihr Bruder Andreas nicht. Da auch die Suche nach einem Nachfolger erfolglos blieb, ist nun Schluss. „Das ist unser eigenes Haus, wir wohnen gleich über dem Laden, da ist es schwierig jemanden zu finden, der passt“, erklärt Maria Georgoglu. „Wenigstens kann ich nun nach so vielen Jahren das erste Mal wieder Ostern und Weihnachten in Griechenland feiern“, so Kiriakos Georgoglu.