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LandgerichtDrogenhandel in Leverkusen fliegt auf, weil Polizei „abhörsichere“ Handys knackt

Lesezeit 2 Minuten
Ein Paar Hände mit blauen Handschuhen öffnen ein Paket mit Marihuana.

Vier Männer sollen zwischen November 2020 und Mai 2021 mit bis zu 40 Kilo Marihuana gehandelt haben. (Symbolbild)

Vier Männer zwischen 26 und 35 Jahren müssen sich vor dem Landgericht Köln verantworten. Die Angeklagten sollen sich über verschlüsselte Encrochat-Handys mit Drogenhandel im Kilogrammbereich befasst haben.

Die Verlesung der Anklageschrift am Landgericht Köln dauerte am Montag rund eine Stunde – eine Stunde, in der die Staatsanwaltschaft zunächst die Einzeltaten der vier Männer verlas und dann auf die Gemeinschaftshandlungen überging. Über allem stand die Anklage des bandenmäßigen Handels mit Marihuana in nicht geringer Menge.

Verkaufsnetzwerk für Marihuana über Encrochat-Handys errichtet

Der Hauptangeklagte Samuel J. (alle Namen geändert) soll, gemeinsam mit dem gesondert verfolgten und derzeit noch flüchtigen Gustav P., in Leverkusen und Umgebung sowie in Köln mit großen Mengen Marihuana gehandelt haben. Der 33-jährige Samuel J. war zunächst selbst auf der Flucht, wurde allerdings am Morgen des Prozessbeginns von der Polizei festgenommen und dem Gericht vorgeführt.

Nachdem Samuel J. und Gustav P. ein Verkaufsnetzwerk über den mittlerweile aufgelösten Anbieter verschlüsselter Chats Encrochat errichtet hatten, sollen auch J.s jüngerer Bruder Peter sowie Franek P. bei dem Drogenhandel mitgeholfen haben. Die beiden Männer sind ebenfalls angeklagt.

40 Kilogramm Marihuana – 234.000 Euro Drogenumsatz

Insgesamt soll das Quartett mehr als 40 Kilo Marihuana gekauft und dann gewinnbringend weiterverkauft haben. Der Gesamtumsatz, der mit dem Marihuana-Handel erzielt worden sei, soll sich auf 234.000 Euro belaufen. Die Menge, die man straffrei für den Eigenkonsum besitzen dürfe, sei dabei um das 600-fache überschritten worden.

Samuel J. sowie der flüchtige Gustav P. sollen bei dem Drogenquartett laut Staatsanwaltschaft den Handel organisiert haben. Der 26-jährige Peter J. soll hingegen als Importeur fungiert haben: Er soll die rund 40 Kilogramm Marihuana aus Sevilla in Spanien über den Landweg über die europäischen Grenzen nach Deutschland eingeführt haben. Der 35-jährige Franek P. habe mutmaßlich als Auslieferer und Kurier die Drogen dann zu den Kundinnen und Kunden gebracht – dabei soll er für seine Dienste rund 30.000 Euro erhalten haben.

Die Gruppe flog auf, weil es Ermittlern gelang, die Encrochat-Plattform und damit Tausende vermeintlich abhörsichere Handys zu entschlüsseln. Für Einfuhr und Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und in bandenmäßiger Absprache ist laut dem deutschen Betäubungsmittelgesetz eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren vorgesehen. Für den Prozess am Kölner Landgericht sind acht weitere Verhandlungstage angesetzt.