Für Radfahrer geschieht fast nichts in der Stadt, findet Klaus Reime – und wurde selbst aktiv.
„Weil hier nichts besser wird“Leverkusener Rentner plant eigene Radroute
Ein Vierteljahr lang trieben sich Klaus Reime und zwei Mitstreiter immer wieder auf den Straßen zwischen Wiesdorf und Schlebusch herum. Sie fotografierten Kurven, betrachteten Bordsteine und Straßenbeläge, Grünstreifen, machten sich Gedanken über Parkplätze. Ihr Ziel war, einen Plan für eine Rad-Komfortroute auszuarbeiten.
Einer der Auslöser, der die drei dazu gebracht hat, sich monatelang damit zu beschäftigen, war die seiner Meinung nach unzureichende Ausarbeitung im 2020 vorgestellten Mobilitätskonzept der Stadt. Dort sind solche Routen skizziert. „Die sind ihre Strecke anscheinend gar nicht mit dem Rad abgefahren. Es ging wohl nur darum, dass da was auf dem Papier steht, in Wahrheit hatten sie aber gar nicht vor, dass für die Radfahrer wirklich etwas verbessert wird“, sagt Reime.
Als Beweis für diese These führt er an, dass seit der Veröffentlichung des 311 Seiten dicken Mobilitätskonzepts vor vier Jahren in Leverkusen nichts Grundlegendes für Radfahrer verbessert worden sei. Tatsächlich warten die Radfahrer immer noch zum Beispiel auf die Route nach Opladen oder die angekündigten Komfortrouten zwischen Wiesdorf, Schlebusch und Opladen. Die bisher ausgewiesenen Fahrradstraßen seien nur dort eingerichtet worden, wo es niemandem weh tue, sagt Reime. Zum Beispiel im Kurtekotten. Gänzlich absurd findet er ein wenige Meter kurzes Stück Fahrradstraße in der Verlängerung der Straße Schlebuschrath in Alkenrath kurz hinter dem Bahnübergang an der Tankstelle.
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Was kaum jemand für möglich gehalten hat: In Köln hat sich in den vergangenen Jahren dagegen viel mehr getan. Es gibt zum Beispiel neue Radstreifen, für die dem Autoverkehr ganze Fahrstreifen genommen wurden.
Statt nur zu meckern, fand Reime es besser, selbst ein paar Vorschläge zu machen. Daraus wurde im Prinzip ein ganzes Konzept, das sich an der städtisch ausgearbeiteten Route orientiert, aber zum Teil stark abweicht. Reime ist auch klar, dass seine eigene Route nicht in jedem Detail perfekt ist, sie führt zum Beispiel von Wiesdorf durch die Hermann-von Helmholtz-Straße, eigentlich eine geborene Fahrradstraße, die aber wegen der parkenden Autos eine ziemliche Slalomstrecke ist.
Probleme gibt es am Konrad-Adenauer-Platz und rund ums Schloss Morsbroich oder auf der Manforter Straße, wo der Radstreifen am Friedhof plötzlich den Taxis gewidmet ist. „Die könnte man doch zugunsten des Radwegs besser näher an den Friedhof bringen“, sagt er, dafür fielen dann allerdings ein paar Parkplätze weg.
Die Route habe der Rentner, der früher mal Geografie studiert, dann aber in einem anderen Bereich gearbeitet hat, sogar in der Stadtverwaltung vorstellen können. „Sehr interessant“ habe man die Arbeit dort gefunden, „dann haben wir aber nie wieder etwas davon gehört“, sagt er.
Der Museumsdirektor aus Morsbroich sei übrigens ganz begeistert gewesen von der Idee einer Route vom Bahnhof-Mitte, die auch am Schloss entlangführt. Der Radweg an der Dhünn, die am Stadion vorbei und durch Alkenrath führt, sei natürlich sehr schön, aber für den Zweck einer schnellen Radverbindung nicht geeignet; dafür sei der Weg zu lang und im Dunkeln fühle sich auf der Strecke im Grünen ohne Licht auch nicht jede oder jeder wohl, sagt Reime. Der sei etwas für sportliche Fahrer.
Für die Manforter Straße gibt es jetzt schonmal Hoffnung: Schon 2020 wurde der Ausbau der Manforter Straße zwischen Heymannstraße und Weiherstraße für 2,4 Millionen Euro beschlossen. Reime hofft jetzt, dass man bei der Planung nicht wieder nur an Autos gedacht hat.