Wenn der Lauf des Wiembachs in der Mitte der Wiembachallee aufgeweitet wird, könnten die beiden äußeren Baumreihen erhalten werden.
HochwasserschutzKahlschlag am Wiembach in Leverkusen könnte nur Hälfte der Bäume treffen
![Die Wiembachallee in Opladen](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/749abaf6-79ea-47d4-97ee-00ce5ec2d44e.jpeg?q=75&q=70&rect=0,392,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=8fa7814fcc0c7a3c0fc33d01faf65861)
Der Bachlauf in der Mitte der Wiembachallee in Opladen muss für den Hochwasserschutz verändert werden.
Copyright: Dominik Scholz
Rechtlich ist die Ausgangslage klar: Es muss für den Hochwasserschutz entlang des Wiembachs etwas geschehen. Der Wiembach ist nach den EU-weiten Maßstäben als Risikogewässer eingestuft. Der Deich beiderseits des Bachunterlaufs entspricht nicht dem Stand der Technik. Bereits bei allem statistisch alle zehn Jahre auftretenden Hochwasser tritt der Bach in der Wiembachallee über seine Ufer. Im Kommunensteckbrief zum Hochwasserschutz in Leverkusen ist festgehalten, dass der Hochwasserschutz am Wiembach bis 2026 verbessert sein muss. So sollen insbesondere die südlich des Wiembachs lebenden Menschen bis zur Rat-Deycks- und zur Düsseldorfer Straße vor einem Hochwasser geschützt werden, das statistisch alle 100 Jahre auftritt. Dazu hat die Verwaltung im Auftrag der Politik eine Studie erstellen lassen.
Alle diese Rahmendaten stehen in der Vorlage der Verwaltung, mit der sich in der vergangenen Woche bereits Umwelt- und Bauausschuss und am Dienstagabend auch die Opladener Bezirksvertretung befasst haben. Anwesend waren neben den Kommunalpolitikern auch eine Reihe Anwohner aus der Wiembachallee. Und es zeigte sich erneut, dass die rechtliche Bewertung das eine ist. Politisch wird die Situation hingegen je nach Partei und Gruppierung weiterhin sehr unterschiedlich bewertet und die Schlussfolgerungen sind teilweise konträr.
Wen soll die Erweiterung des Wiembachs in der Allee denn schützen?
Blieben noch die Anwohner der Wiembachallee selbst: „Ich empfinde die Studie als tendenziös. Wen soll die Erweiterung des Wiembachs in der Allee denn schützen? Die Leute in der Allee werden dadurch nicht geschützt“, sagte Anwohner Joachim Bäcker, der sich die Präsentation der Studie und die anschließende Diskussion im Opladener Verwaltungsgebäude am Goetheplatz anderthalb Stunden lang angehört hatte. Seine Frau sei in der Allee groß geworden und wohne seit mehr als sechs Jahrzehnten dort, so Bäcker weiter. Bis auf das Hochwasser im Juli 2021 sei ihr Haus noch nie von Hochwasser betroffen gewesen.
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Diese Stimmung unter den Anwohnern hat die Gruppierung Opladen Plus aufgegriffen, die die Wiembachallee, so wie sie ist, mit fast allen Mitteln verteidigen will. Eine Online-Petition an den Stadtrat unter dem Titel „Wiembachallee erhalten!“ hatte bis Mittwochmittag 1438 Unterschriften gesammelt. Markus Pott von Opladen Plus sagte in der Sitzung: „Es geht auch ohne Rodung. Man muss die Bevölkerung zum Eigenschutz aufrufen.“
Nur 150 statt 300 Bäume in der Allee müssten gefällt werden
Pott und seine Mitstreiter Stephan Adams ließen sich auch nicht von der Aussicht umstimmen, dass die beiden äußeren Hainbuchen-Reihen entlang des schnurgeraden Bachlaufs eine Aufweitung des Bachbettquerschnitts wohl überleben würden, wie eine Vertreterin der Fachverwaltung darlegte. Die Bäume seien zwar alle eigentlich zu eng gepflanzt, aber die äußeren Reihen könnten erhalten bleiben. Das würde bedeuten, dass in der Allee für den Hochwasserschutz nicht knapp 300, sondern etwa 150 Bäume gefällt werden müssten.
Die Allee war 1912 angelegt worden und bestand zunächst aus Pappeln. Zuvor verfolgte das Bachbett einen deutlich anderen als den heutigen schnurgeraden Weg, wie eine Karte aus dem Jahr 1891 zeigt, die im Stadtarchiv liegt. Allerdings weisen einige rechte Winkel im Bachverlauf darauf hin, dass er auch damals schon geändert worden war.
![Eine alte Karte von Opladen](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/1d770ad9-0c04-45fd-9dfc-828d3231e46a.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1374&fm=jpeg&s=b14c3c3b31534d356afac18284466df2)
Auf der Karte aus dem Jahr 1891 ist der Verlauf des Wiembachs vor dem Bau der Allee von der Bahntrasse oben rechts bis zum Durchfluss unter der Düsseldorfer Straße unten zu sehen. Die Bielertkirche ist zentral in der unteren Bildhälfte schwarz eingezeichnet zu erkennen.
Copyright: Stadtarchiv Leverkusen
Es ist wohl auch die Aussicht, dass nur die Hälfte der Bäume wegmüssen, die CDU und SPD in Opladen dazu bewogen, sich am Montagabend für die Aufweitung des Bachlaufs in der Wiembachallee auszusprechen – und die in der Machbarkeitsstudie ebenfalls untersuchte Variante eines Regenrückhaltebeckens auf dem ehemaligen Pinsch-Öl-Gelände zu verwerfen. Sowohl Matthias Itzwerth (CDU) als auch Dirk (SPD) drückten dabei aufs Tempo. „Wir müssen jetzt mal ran an das Thema. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht“, so Loeb, der die Vertreter von Opladen Plus auf die Rechtspflicht der Kommune hinwies: „Wir müssen den Hochwasserschutz herstellen und können nicht einfach sagen: Macht mal Privatleute.“
Ein Vertreter der Technischen Betriebe Leverkusen (TBL), die die Fachplanung in Zusammenarbeit mit dem Wupperverband vorantreiben und den Bach schließlich auch aufweiten würden, erläuterte den zeitlichen Ablauf. Demnach ist der Wiembach frühestens in drei Jahren, also 2028, aufgeweitet und der Hochwasserschutz in der Wiembachallee damit umgesetzt.
Akteneinsicht für Rees
Benedikt Rees von der Klimaliste, bekommt Akteneinsicht zum Beschluss für die Machbarkeitsstudie Hochwasserschutz am Wiembach. Diese war Rees zunächst von der Verwaltung verwehrt worden. Das Einsichtsrecht bezieht sich allerdings nur auf Akten in der Stadtverwaltung, nicht auf solche bei den Technischen Betrieben Leverkusen. Die Stadt hat die Wahrnehmung des Hochwasserschutzes auf die Technischen Betriebe übertragen. (ps)