Die Straßen und Plätze in Schlebusch boten ein Spektakel für Vielfalt und Akzeptanz.
Mit BildergalerieSo bunt war der erste CSD in Leverkusen
Tausende Demonstrierende gingen am Samstag in Schlebusch zum ersten Christopher Street Day (CSD) in Leverkusen auf der Straße. Es war ein buntes Spektakel für Vielfalt und Akzeptanz neben dem zeitgleich stattfindenden Volksfest. Doch es ging den Demonstrierenden um weit mehr als Regenbogenkleidung und Lady-Gaga-Musik. 1200 Menschen, die mitliefen, zählten die Veranstalter. Über den Tag verteilt sollen es an der Bühne ihnen nach rund 4000 und auf dem Straßenfest insgesamt knapp 10.000 Menschen gewesen sein.
In der Saarstraße stellten sich einige Teilnehmende der Parade auf. Anwohnende hatten ihre Vorgärten mit Regenbogenfahnen geschmückt. Lotte (17) ist eine von vielen, die hier schon Armbänder und Sticker verteilte: „Wir haben so lange auf diesen Tag gewartet“, sagte sie strahlend, „es ist so wichtig, dass wir hier in Leverkusen unsere Vielfalt feiern können“. Dann war es so weit. „Wir starten somit den ersten Leverkusener CSD“, rief Marco Sahler, Organisator vom Verein „Pride am Rhein“, auf dem ersten von zwei großen Musikwagen. DJ Thomas Wagner hatte die Hymnen der LGBTQ-Community dabei.
Meryl Deep, eine Dragqueen in einem spektakulären Kleid, winkte aus dem Wagen heraus und warf Konfetti in die Menge. „Happy Pride, Leverkusen“, rief sie durch ein Megafon, während Zuschauende, die sich am Straßenrand versammelt hatten, fröhlich jubelten. Nyke Slawik (Grünen) erzählte: „Als Leverkusenerin habe ich davon immer geträumt.“ Die Bundestagsabgeordnete ist selbst transgender und nutzte den CSD auch, um kräftig für die Europawahl Werbung zu machen, für Demokratie im Allgemeinen.
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DJ „Actimax“ aus Opladen brachte die Menge auf dem zweiten Wagen zum Tanzen. In der Menge waren auch bekannte Gesichter zu sehen, wie der Künstler „Olaf Wunderbar“ mit seinem regenbogenfarbenen Regenschirm. Ein paar Meter entfernt tanzte eine Gruppe, angeführt von den „Pink Poms“, Männer mit rosa Pompons, die die Menge begeisterten.
Nach der Demo verwandelte sich das „Dorf“ in Schlebusch und der Arkadenplatz in ein buntes Straßenfest. Die Infomeile war ein zentraler Punkt des Festes, wo vielfältige Organisationen, Gemeinden und Parteien über LGBTQ-Rechte informierten. An einem Stand standen Joris Richter, Lenny Streit und Nora Runkel vom „Queeren Netzwerk“ und beantworteten geduldig Fragen der Besucher.
Auf dem Arkadenplatz traten ganzen Tag über Gruppen auf und andere hielten Reden, immer moderiert von Meryl Deep: „Heiß ist euer Uwe, so braun gebrannt“, schmeichelte sie Oberbürgermeister Uwe Richrath. Der sei sehr stolz auf die Stadt: „Heute zeigen wir, dass Leverkusen eine tolerante und vielfältige Stadt ist – die Liebe zählt.“
In einem ruhigen Bereich des Marktplatzes saß eine Gruppe Jugendlicher auf Picknickdecken. „Ich hätte nie gedacht, dass wir so etwas in Leverkusen erleben würden“, sagt Lotte (17), Mitglied der Katholischen Jungen Gemeinde Schlebusch (KJG). Sie sei froh, Teil einer so liberalen Gemeinde zu sein. „Auf dieser Demo geht es nicht um Sonderrechte, sondern um Grundrechte“, betont Sven Lehmann (Grünen). „Ich hoffe, dass dies nur der Anfang einer langen Tradition hier in Leverkusen ist.“
LGBTQ
LGBTQ ist eine Abkürzung, die für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Queer steht. Sie beschreibt eine Gemeinschaft von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten, die von der heterosexuellen und cisgender „Norm“ abweichen. „Queer“ ist ein Sammelbegriff für diejenigen, die sich außerhalb der traditionellen Geschlechter- und Sexualitätskategorien sehen.