Der Wupperverband blickte in seinem Rückblick auf ein „in mehrfacher Hinsicht besonderes Jahr“ 2024 zurück.
WasserbilanzSo viel Regen wie seit über 70 Jahren nicht mehr in Leverkusen und Umgebung
Spätestens seit den verheerenden Überschwemmungen in Leverkusen und dem Bergischen Land vor mehr als drei Jahren steht die regionale Wasserwirtschaft besonders im Fokus. Die Herausforderungen sind nicht zuletzt wegen des Klimawandels groß. Der Wupperverband, dessen zu beaufsichtigendes Areal 813 Quadratkilometer groß ist und rund 2000 Kilometer Gewässer umfasst, hat am vergangenen Donnerstag aus dem zurückliegenden Geschäftsjahr (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) Bilanz gezogen und sieht sich auf einem guten Weg.
Beispielsweise habe der „Flussgebietsmanager“ bei der gesetzlich vorgeschriebenen Renaturierung der Wupper sowie ihrer Nebenbäche die „Weichen gestellt“ und bereits mehr als die Hälfte aller geplanten Gewässerprojekte umgesetzt, bilanzierte Vorstand Ingo Noppen. So sei in diesem Jahr unter anderem der Murbach unterhalb der privaten Diepentalsperre am Rosenthaler Teich für Fische und Kleinstlebewesen durchschwimmbar gemacht worden. Außerdem habe man einen Amphibienteich neu angelegt.
Leverkusen bekommt neue Kläranlage
Auch im Bereich der Abwasserreinigung hätten sich die rechtlichen Vorgaben, zum Beispiel bei der Entfernung von Arzneimittelrückständen, verschärft. Darauf habe sich der Wupperverband, dessen größte Aufgabe das Sammeln und Klären von Schmutzwasser ist, aber eingestellt und auch hier zukunftsweisende Entscheidungen getroffen: Nach Ablauf des Vertrages mit Currenta werde er ab 2032 das kommunale Abwasser in einer eigenen Kläranlage säubern, die er dafür in Leverkusen komplett neu errichte.
Ein Hauptaugenmerk liege darüber hinaus beim Hochwasserschutz, den der Wupperverband nach eigenen Angaben mit „Meilensteinen“ vorantreibe: Vier neue Pegelmesser habe er dieses Jahr in Betrieb genommen. Außerdem könne der Wasserstand mittlerweile dank 60 mit künstlicher Intelligenz arbeitenden „IoT-Sensoren“ noch engmaschiger kontrolliert werden. Im Zehnminutentakt gebe ein solcher meist in der Nähe von bebauten Gebieten installierter Sensor die Höhe des jeweiligen dort fließenden Gewässers durch.
In und um Leverkusen gibt es mehr Wasserstandsmeldungen
Zwar blieb im letzten Wasserwirtschaftsjahr glücklicherweise eine Hochwasserkatastrophe aus, aber wie gefährdet die insbesondere in unmittelbarer Nähe von Dhünn, Rhein und Wupper gelegenen Stadtteile sind, konnten die Anwohner 2023 über Weihnachten und Silvester aufs Neue erahnen. Nach heftigem Dauerregen ließ der Wupperverband zwischen den Tagen vorsorglich mehr Wasser aus der Wupper-Talsperre ab, um den Hochwasser-Puffer zu vergrößern.
Dass zu viel Wasser aber nicht prinzipiell etwas Schlechtes bedeuten muss, zeigt der Blick auf die Regenstatistiken, wonach 2024 den zweiten Platz in der Rangliste der nassen Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen an der Bever-Talsperre belegt. Konkret seien dieses Jahr 1816 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Noch mehr habe es an dieser Messstelle lediglich im Jahr 1948 geregnet. Damals waren es 1855 Liter Niederschlag.
Insgesamt habe der Anstieg des Regens nach mehreren Trockenjahren eine Entspannung bedeutet, so Noppen. Dabei sei das Wuppergebiet 2024 aber dennoch von Starkregen verschont geblieben. Auf die Talsperren habe sich der Regen im Frühjahr sogar positiv ausgewirkt: Diese konnten mit einem komfortablen Wasservorrat durch die Sommersaison gehen. In den Waldgebieten habe sich der Baumbestand nach der jahrelangen Dürre erholt und gedeihe wieder.