Wie man in sieben Schritten zum Karnevalszug kommt, erklärt Bernd Schaffarczik vom Festausschuss Leverkusener Karneval.
Leverkusen bereitet sich vorSo viele Schritte sind nötig, damit ein Karnevalszug rollt
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Prinz Mally auf dem Zug in Wiesdorf im vergangenen Jahr
Copyright: Ralf Krieger
Die jeckste Zeit des Jahres, das Finale der Session, der Straßenkarneval steht vor der Tür. Für viele sicherlich der Höhepunkt: Die Karnevalszüge, die zwischen Weiberfastnacht und Veilchendienstag durch Leverkusens Straßen rollen. Wie viel Vorbereitung dafür nötig ist, schildert Bernd Schaffarczik. Der 60-Jährige ist im Festausschuss Leverkusener Karneval (FLK) aktiv und Zugleiter bei den Zügen in Wiesdorf und Opladen.
Schritt Eins: Die Anmeldung
Nach Sessionsstart, dem 11. November, werden die Anmeldeunterlagen an Vereine und freie Gruppen versandt und zusätzlich auf der FLK-Website veröffentlicht. „Anschließend heißt es warten, bis die Anmeldungen zurückkommen“, sagt Schaffarczik. Will ein Verein bei einem Zug mitlaufen, ist eine ganze Reihe an Dokumente erforderlich: Neben der eigentlichen Anmeldung muss man einen Versicherungsnachweis erbringen (sonst wird man über den FLK versichert). Dazu muss man das Fahrzeug anmelden: Hierfür müssen die Jecken den Fahrzeugschein vorlegen, das Gutachten für Anhänger ohne Betriebserlaubnis, das Tüv-Gutachten und die Betriebserlaubnis für Anhänger.
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Bernd Schaffarczik vom Festausschuss Leverkusener Karneval (FLK)
Copyright: FLK
Dass die Fahrer ihre Führerscheine vorweisen müssen, versteht sich von selbst, das werde stichprobenartig bei der Aufstellung kontrolliert, betont Bernd Schaffarczik. Auch die Anzahl der Wagenengel muss angegeben werden. Hat ein Fahrzeug vier Achsen, müssen es acht Wagenengel begleiten.
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Schritt Zwei: Die Abstimmung mit der Stadt
Im November findet eine Vorbesprechung mit allen beteiligten Stellen bei der Stadt statt: Die Zugleiter setzen sich mit dem Veranstaltungsservice, der Großveranstaltungen koordiniert, dem Ordnungsamt, den Fachbereichen Ordnung, Straßenverkehr, Kinder und Jugend, der Feuerwehr und dem Sicherheitsdienst zusammen. Auch die Straßenreinigung und der Sanitätsdienst sind dabei, und die Polizei und die Wupsi schicken Vertreter. Gemeinsam werden das Sicherheitskonzept, der Absperrplan und weitere organisatorische Punkte geklärt, erzählt Bernd Schaffarczik.
Schritt Drei: Verträge und Genehmigungen einholen
Damit alles drumherum gut funktioniert, müssen Verträge unter anderem für den Sanitäts- und Sicherheitsdienst, das Technische Hilfswerk, Musikgruppen, Toilettenanlagen und gegebenenfalls Sperrgitter abgeschlossen werden. Auch muss man sich um behördliche Genehmigungen kümmern: Zum Beispiel Ausnahmegenehmigungen nach § 29 und § 46 der Straßenverkehrsordnung, sagt Bernd Schaffarczik. Die braucht man, wenn man Straßen länger als üblich nutzt oder mit anderen Fahrgestellen als üblich. Dazu müssen Genehmigungen für Gastro-Stände und temporäre Gaststättenbetriebe ausgestellt werden und Durchfahrterlaubnisse.
Ja, wir haben schon sehr viel Bürokratie. Aber für mich steht die Sicherheit für alle Zugteilnehmer und Besucher in Leverkusen an erster Stelle
Schritt Vier: Planung der Zugaufstellung
Sind alle Unterlagen eingetrudelt, erfolgt die Zugaufstellung. Dabei wird die Reihenfolge von Fuß- und Wagengruppen geplant, zum Beispiel will man aufeinanderfolgende Musikgruppen vermeiden.
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Die Stadtgarde Opladen beim Rosenmontagszug 2024
Copyright: Dominik Scholz
Schritt Fünf: Streckenkontrolle
Zwei Wochen vor dem Zug wird die Strecke begutachtet, erklärt Bernd Schaffarczik: Man kontrolliert sie auf herabhängende Äste, man überprüft den Asphalts auf Schlaglöcher und informiert die Anwohner (mit Hinweisen in Briefkästen bezüglich des Parkverbots).
Schritt Sechs: Letzte Prüfung am Veranstaltungstag
Am Zugtag selbst würden nochmal die Absperrungen kontrolliert, dazu gebe es eine Endabstimmung mit Ordnungsamt, Feuerwehr, Sanitätern, Sicherheitsdienst und Polizei, sagt der 60-jährige Zugleiter. Es wird geklärt, ob die Gruppen vollständig sind, ob die Reihenfolge stimmt und ob die Wagenengel da sind. Dann geht es los! Die Arbeit ist aber natürlich nicht vorbei: „Während des Zuges wird sichergestellt, dass keine größeren Lücken entstehen“, erklärt Schaffarczik. Begleitpersonen sammeln Spenden, eine Jury bewertet Wagen und Gruppen. Die Platzierungen werden übrigens bei der Schlüsselrückgabe am 4. März ab 19 Uhr in Rheindorf im Saal Norhausen bekannt gegeben.
Schritt Sieben: Nachbesprechung
Nach dem Zug ist vor dem Zug: Mit allen Akteuren wird geschaut, ob es besondere Vorkommnisse gab, wie viele Zuschauer dabei waren und ob man etwas besser machen könnte.
„Alaaf-Bescheinigung“ reicht nicht mehr aus
Eine wichtige Neuerung in diesem Jahr betrifft die Betriebserlaubnis für Anhänger: Alle Vereine müssen sicherstellen, dass ihre Anhänger über eine Betriebserlaubnis verfügen, erklärt Zugleiter Bernd Schaffarczik. Falls diese fehlt, ist ein Tüv-Gutachten erforderlich. Bisher reichte ein Gutachten des Tüv aus, das die Eignung der Fahrzeugkombination für den Einsatz bei Brauchtumsveranstaltungen, wie der Karneval eine ist, bestätigte. Die neue Regelung betrifft alle Vereine, die mit Fahrzeug in den Zug starten. „Bisher hat kein Verein so große Probleme damit gehabt, dass eine Teilnahme ausgeschlossen war“, resümiert der 60-Jährige. Damit würden alle Beteiligten dafür sorgen, dass der Karnevalszug sicher und reibungslos stattfinden kann, betont der Zugleiter. „Ja, wir haben schon sehr viel Bürokratie. Aber für mich steht die Sicherheit für alle Zugteilnehmer und Besucher in Leverkusen an erster Stelle.“