Das sonst so prosperierende Leichlingen führt die Insolvenzstatistik des Jahres bisher an. Das liegt auch an Bäro.
KonjunkturViel mehr Firmen rund um Leverkusen gehen pleite
Ein Trend hat sich umgekehrt. Über Jahre war die Zahl der Insolvenzen im bergischen Städtedreieck zurückgegangen. Jetzt sind es deutlich mehr geworden. 96 Firmenzusammenbrüche haben die Wirtschaftsstatistiker von Creditreform in diesem Jahr bis Mitte Juni registriert. Das sind 15 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bis Jahresende erwartet Creditreform Solingen 209 Pleiten. 2022 waren es lediglich 177.
Mit dem Autozulieferer Biebighäuser in der Fixheide hat es im Frühjahr ein sehr großes Unternehmen erwischt. Das Metallwerk, dessen Belegschaft zuvor schon auf 350 Beschäftigte geschrumpft war, soll in Eigenverwaltung aus der Klemme kommen. Das heißt, die Geschäftsführung bleibt vorerst in der Verantwortung. Insgesamt sind in Leverkusen in diesem Jahr bisher etwas weniger Firmen zahlungsunfähig geworden als im Durchschnitt der gesamten Region zwischen Remscheid, Solingen und dem Rhein: Der Pleitenindex für die Großstadt liegt mit 0,94 knapp unter Eins, also leicht unter dem Schnitt.
Die meisten Pleiten gab es in Leichlingen
Ganz schlecht schneidet diesmal Leichlingen ab. Der Pleitenindex liegt bei 2,95 – in Relation zur Gesamtzahl der Unternehmen sind in keiner Stadt der Region auch nur annähernd so viele Unternehmen pleite gegangen. Dazu kommt: Mit dem Lichtspezialisten Bäro hat es eine der größten Firmen in der Stadt und rund 100 Beschäftigte getroffen.
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Inzwischen wurde zwar ein Käufer gefunden; aber das niederländische Unternehmen Boels hat nur die Lichtsparte übernommen. Die allerdings ist Kern der Traditionsfirma im Ortsteil Wolfstall. Der Bereich Luftentkeimung bleibt bei den ursprünglichen Eigentümern, Sandra und Manuel von Möller.
Statistisch sehr gut steht dagegen Burscheid da. Der Insolvenzindex beträgt 0,42; besser in der Region schneidet in der Region nur noch Radevormwald ab. Der Insolvenzindex von 0,35 steht für genau eine Firmenpleite bis zum Stichtag 15. Juni.
Wie schlecht die Situation in Leichlingen dieses Jahr bisher ist, zeigt auch der große Abstand zu der Stadt mit dem zweithöchsten Pleitenindex. Langenfeld weist 1,67 auf.
Erst Corona, dann Inflation und Energiepreis-Schock
Für den deutlichen Anstieg der Firmenpleiten sieht Ole Kirschner, Chef von Creditreform in Solingen, vor allem einen Grund: „Die Energiepreisinflation hat die Konjunktur in Deutschland beschädigt und die Unternehmen mit deutlichen Kostensteigerungen belastet.“ Dazu komme, dass „die zaghafte Erholungsphase nach der Corona-Krise“ spätestens im zweiten Halbjahr 2022 zu Ende gewesen sei. Da habe sich auch „die Verbraucherstimmung aufgrund der Inflation spürbar abgeschwächt“.
Mittlerweile hätten sich zwar die Energiemärkte wieder beruhigt. Allerdings habe sich die Teuerung inzwischen auf viele andere Bereiche ausgebreitet und die Lebenshaltungskosten der Verbraucher und die Unternehmensausgaben deutlich steigen lassen. Sehr ähnlich hatten sich im Januar die damaligen Bäro-Eigner Sandra und Manuel von Möller geäußert, als es um die Ursachen für die Pleite ging.