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FilmbrancheWie die Leverkusener Kinos über die neuen Abomodelle denken

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Das Scala-Kino in Opladen beteiligt sich an einem Abomodell. (Archivfoto)

Das Scala-Kino in Opladen beteiligt sich an einem Abomodell. (Archivfoto)

Ein Leverkusener Kino ist dabei, ein anderes ist eher zurückhaltend.

Das Fernsehen haben Streamingdienste wie Netflix, Disney-Plus oder Amazon Prime schon längst verändert. Nutzerinnen und Nutzer können Filme, Dokumentationen und Serien auf Abruf schauen und müssen sich dafür nicht an bestimmte Zeiten halten. Ein Umstand, der auch die Kinobranche verändert hat. Viele warten darauf, dass ein neuer Film auf ihrer Streamingplattform läuft, manche Produktionen sollen sogar nur auf den Plattformen zu sehen sein.

Inzwischen gibt es solche Abomodelle auch fürs Kino. Nutzerinnen und Nutzer zahlen einen Betrag und können dafür in den Kinos, die sich daran beteiligen, unbegrenzt Filme schauen. Eine Kino-Flatrate sozusagen. Auch das Scala-Cinema in Opladen macht seit Ende November mit. „Cineville“ heißt der Aboanbieter. Bis zum Alter von 25 Jahren kostet ein Cineville-Abo 22 Euro im Monat bei vier Monaten Mindestlaufzeit, ab 26 Jahren 24 Euro. Bei einer Laufzeit von einem Jahr liegt der Preis bei 20 Euro.

„Die Idee ist, Menschen in einen Film zu locken, für den sie sonst vielleicht keine Eintrittskarten gekauft hätten“, sagt Thomas Schöneborn. Er und Nadine Melzer sind die Programmleiter des Scala-Cinemas. „Abomodelle sind ja ohnehin allgegenwärtig“, so Melzer. Deshalb sei es die Frage gewesen, wann und wie die Filmbranche darauf reagiere. „Cineville“ zahlt dem Leverkusener Programmkino für jedes Ticket, das via Abo gekauft wurde, eine Vergütung.

Nadine Melzer und Thomas Schöneborn sind Programmleiterin und Programmleiter des Scala-Kinos an der Uhlandstraße in Opladen.

Nadine Melzer und Thomas Schöneborn sind Programmleiterin und Programmleiter des Scala-Kinos an der Uhlandstraße in Opladen.

So könne man vielleicht mehr Tickets für Filme verkaufen, die eigentlich schwächer besucht seien, erhofft sich Schöneborn. Die Besucherzahlen sollen dadurch gesteigert werden. Man liege im Scala rund 20 Prozent unter dem Wert von 2019, sagen Schöneborn und Melzer. Etwas weniger als 30.000 Menschen seien im Jahresverlauf zuletzt ins Scala gekommen. „Die Pandemie hat vieles verändert im Besucherverhalten“, sagt Schöneborn, der aber glaubt, dass man mittelfristig wieder an die alten Zahlen herankommen könne. „Aber das wird noch dauern.“

In den Niederlanden, wo „Cineville“ herkommt, liefen die Abomodelle fürs Kino seit Jahren erfolgreich, sagt Menzel. „Aber von jetzt auf gleich funktioniert das natürlich nicht“, räumt Menzel dem Ganzen Zeit ein. „Cineville“ sei ein Modell für Programmkinos, sagt sie. Programmkinobetreiber hätten diese auch entwickelt. Wichtig bei der Entscheidung, ob man sich einem solchen Modell anschließe, sei zu schauen, ob Kinos in der Umgebung mitmachten. Und das sei bei Cineville der Fall, alle Programmkinos aus Köln oder auch solche aus Wuppertal seien dabei, sagt Menzel. „Deshalb kommt kein anderes Modell für uns infrage.“

Im April im Kinopolis: Max von der Groeben, Gizem Emre und Mido Kotaini werden vom Kinopolis-Publikum gefeiert.

Im April im Kinopolis: Max von der Groeben, Gizem Emre und Mido Kotaini werden vom Kinopolis-Publikum gefeiert.

Reservierter ist dagegen Claudia Hebbel, Inhaberin des Kinopolis in Leverkusen. „Wir beobachten das Ganze entspannt“, sagt sie. Sie fürchtet, dass die Betreiber des Abomodells irgendwann feststellen, dass es sich für sie nicht mehr lohne und sich wieder zurückzögen. Aber, so Hebbel, selbst wenn das nicht der Fall sein werde, wäre das wohl eher nichts für ihr Kino, das zur Cineplex-Gruppe gehört. „Das ist hauptsächlich was für Arthouse-Kinos“, sagt sie. Und wenn doch, liefe das in ihrem Haus sowieso über die Cineplex-Gruppe.

Hebbel sagt, sie habe sich das Kinojahr 2024 schlechter vorgestellt. Schließlich gab es zuerst den Streik unter den Drehbuchautoren in Hollywood, dann die Fußball-EM, dann Olympia. Aber so schlecht sei es nicht gelaufen. „Da hat uns natürlich aber auch das eher schlechtere Wetter im Sommer in die Karten gespielt“, sagt sie.

Der zweite Teil von „Alles steht Kopf“ sei sehr gut gelaufen, sagt die Inhaberin des Kinos, das eher größere und bekanntere Filme zeigt – häufig „Blockbuster“. Der zweite Teil vom „Joker“ sei eher ein „Rohrkrepierer“ gewesen. Sie hofft, dass kommende Filme wie „Wicked“, die Fortsetzung von „Vaina“ oder „Mufasa“ Menschen in ihr Kino locken werden. Familienfilme also. „Die liefen schon immer gut, Filme, die sich alle ansehen können“, sagt Hebbel. Im Scala war „The Zone of Interest“ besonders erfolgreich.