Kontrolle war da: Dennoch will der Mann nichts vom Verschwinden des vielen Geldes gemerkt haben
AmtsgerichtKontrolle des Leverkusener Zahnarztes reichte bis in den Papierkorb
Ein Leverkusener Zahnarzt hat seine Zahnarzthelferin angeklagt. Der Vorwurf ist Untreue, laut ihrem früheren Chef soll die Frau in die Kasse gegriffen und eine Menge Geld herausgenommen haben, ohne, dass der Chef das über Monate und länger nicht gemerkt haben will. Die Rede war von 200.000 Euro, die innerhalb von nur drei Jahren verschwunden sein sollen. Die Opladener Praxis wurde später vom Finanzamt geprüft, dabei kam ein Fehlbetrag heraus.
Im System finden sich für manche Einzahlung zwar Rechnungen, entsprechende Geldeingänge wurden aber nicht beim Finanzamt versteuert. Die Strategie des Verteidiger-Duos der Helferin zielt darauf ab, dass der Arzt sich selbst aus der Schatulle vorne an der Praxistheke bedient haben soll.
Am 29. Verhandlungstermin am Mittwoch machte eine ehemalige Auszubildende eine Aussage, die zugunsten der Helferin ausfiel. Die erklärte nämlich, dass der Zahnarzt selbst oft vorne an der Theke gesessen habe und auch den Computer gut habe bedienen können, mit dem die Rechnungen und Buchungen zu machen waren.
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Kontrolle bis in den Papierkorb
Wie genau und kontrollierend der Zahnarzt gewesen sei, schilderte sie in einer Begebenheit aus ihrer Lehrzeit: 2017 habe sie am Arbeitsplatz verbotenerweise eine Bewerbung ausgedruckt. Die Datei habe sie danach zwar sofort weggeworfen, sie habe aber vergessen, sie aus dem Computer-Papierkorb zu löschen. Am nächsten Tag habe ihr Chef sie damit konfrontiert. Er habe die Bewerbung dafür sogar noch einmal ausgedruckt. Das sollte bitte nicht wieder geschehen, habe es vom Zahnarzt geheißen.
Die Gedanken der Verteidigerin Pantea Farahzadi konnten Beobachter lesen: Der Zahnarzt will dann drei Jahre nicht gemerkt haben, dass Hunderttausende versickern, kontrolliert aber den Papierkorb auf den Praxis-Computern?
Zuvor hatte ein Finanzprüfer von der Steuerfahndung einen sehr kurzen Auftritt als Zeuge: „Ich kann Ihnen noch nicht mal sagen, dass ich was sagen könnte“, sagte er ein wenig aufgeregt. Der 38-Jährige würde sich strafbar machen. Auch sein Chef habe ihn offiziell gewarnt. Das Steuergeheimnis gelte. Die Öffnung der Steuerunterlagen wäre sicher sehr interessant gewesen. Der wahrscheinlich längste Prozess am Leverkusener Amtsgericht geht bald in die letzte Runde.