NRW-Schulministerin Dorothee Feller besucht zwei vom Hochwasser betroffene Leverkusener Schulen – viele Sorgen bestehen an der Theodor-Heuss-Realschule.
SchulministerinWie das Hochwasser die Bildung Leverkusener Kinder gefährdet
Die Mundwinkel von Dorothee Feller scheinen immer tiefer zu sinken, bei dem, was Schülerinnen, Lehrer und Eltern ihr vom Leben im Notquartier der Theodor-Heuss-Realschule berichten. „Die Busse sind so überfüllt, dass man lange warten muss, um überhaupt einen zu kriegen, und dann wird man komplett reingequetscht, sodass ich auch schon mehrfach verletzt wurde“, sagt Selima Cengiz, Zehntklässlerin aus der Schülervertretung.
Klagen über schlechte Lernbedingungen
„In den Containern haben wir im Sommer einmal 41 Grad gemessen. Und wenn man jetzt die Heizung anmacht, riecht es nach verbranntem Plastik“, klagt Neuntklässler Fahrudin Djemaili. „Ich habe meinen Paten noch nie gesehen, er ist am anderen Standort“, sagt Tim Schouten. „Mein Kind kann hier nicht mehr gefordert und gefördert werden, wie es an der alten Schule der Fall war und das ist eine Benachteiligung gegenüber anderen Schülern“, beanstandet ein Vater.
Das Hin-und-Her zwischen zwei Standorten schlauche manchen Lehrerkollegen so sehr, dass sie sich Sorgen um die Gesundheit vieler Kollegen mache, sagt Schulleiterin Andrea Wirths. „Wir haben nicht einmal Zeit, in den Pausen auf Toilette zu gehen, geschweige denn uns auf dem Pausenhof mal mit Schülern oder Kollegen auszutauschen“, klagt Lehrer Harald Tappe und fordert: „Dieser Zustand muss sofort beendet werden.“ So viel zumindest ist nach dem Besuch der Schulministerin am Steinbücheler Ausweichstandort der flutgeschädigten Theodor-Heuss-Realschule klar: Das wird nicht geschehen.
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Auch wenn die Sanierung des Opladener Heimatstandortes länger dauern wird, eine andere Lösung wird sich für die Schulgemeinschaft nicht finden. „All das, was sie hier angesprochen haben, ist Aufgabe des Schulträgers“, sagt Feller. Mit Bussen und Fachräumen kann sie nicht dienen. Aber mit guten Ratschlägen: „Seien sie kreativ: Mit Paten kann man sich auch über Videos unterhalten, für Container, in denen es zu laut ist, gibt es Schallschutz und wenn Fachräume fehlen, dann muss da vielleicht noch ein Container hin.“ Und so waren die wichtigsten Ohren in dieser illustren Runde, die die Nöte der Betroffenen erreichten, wohl jene von Michael Molitor: „Ich habe das jetzt verstanden“, sagt der für die städtischen Finanzen zuständige Kämmerer am Ende deutlich.
Verstanden, dass die Schule jetzt, da klar ist, dass es sich nicht um ein kurzes Übergangsquartier handelt, mehr Unterstützung vor Ort braucht. Auch wenn ein weiterer Container viel Geld kosten wird und auch erst einmal ein Abstellort gefunden werden muss. Am 29. November treffen sich Verantwortliche der Stadt mit Vertretern der Schule, um die weiteren Möglichkeiten zu besprechen. „Und wir werden so lange sprechen, bis weißer Rauch aufsteigt“, verspricht Schuldezernent Marc Adomat. Noch vorher allerdings findet der Elternabend für Eltern von jetzigen Viertklässlern statt. „Wie sollen wir die überzeugen, ihre Kinder auf unserer Schule anzumelden, wenn wir nicht wissen, wann wir zurückkönnen?“, fragt eine Mutter die Ministerin.
„Was ich hier sehe, ist eine ganz tolle Schulgemeinschaft“, antwortet Feller. „Ich sehe sehr engagierte Lehrer, die für ihre Schüler kämpfen, und auch Schülerinnen und Eltern, die sich einsetzen. Glauben Sie mir, das ist nicht überall so. Ihre Schule hat pädagogisch einen guten Ruf. Damit müssen sie überzeugen. Die Räume sind letztendlich zweitrangig.“ Und damit, dass die, die im Sommer hier eingeschult werden, mit ziemlicher Sicherheit noch das schöne, neue Schulgebäude erleben werden.
Auch das Freiherr-vom-Stein-Gymansium besuchte Schulministerin Dorothee Feller. Sie ließ sich die verbleibenden Baustellen der ebenfalls hochwassergeschädigten Schlebuscher Schule zeigen und hörte sich Sorgen und Wünsche der Schulgemeinschaft an. Etwa den Wunsch nach mehr personeller Unterstützung für den digitalen Wandel, zum Beispiel durch die Einstellung eines Netzwerkadministrators. „Den Wunsch haben alle Schulen und ich habe das Gefühl, dass die Ministerin dem aufgeschlossen gegenüber steht“, sagt Schulleiter Andreas Röhrig. „Wir haben ihr beschrieben, welche Belastung die letzten eineinhalb Jahre für uns waren“, berichtet Röhrig weiter. „Sie hatte ein sehr offenes Ohr für uns, das hat gutgetan.“