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Leverkusener Großfamilie„Don Mikel“ überweist 100.000 Euro Schmerzensgeld

Lesezeit 3 Minuten
  1. Michael G. soll ein Frechener Ehepaar um knapp eine Million Euro betrogen haben.
  2. Woher das Geld stammt, das er überwiesen hat, ist bisher ungeklärt.
  3. Der Prozess gegen den „Don Mikel“ genannten Clan-Chef geht vor dem Landgericht weiter.

Leverkusen – 100.000 Euro sind am Mittwoch eingegangen auf dem Konto von André L. (Name geändert). Absender der Summe: Michael G. Der Clan-Chef aus Leverkusen will so eine Art Wiedergutmachung leisten für die Betrügereien an dem Frechener und seiner Frau Gertrud L. Mit abenteuerlichen Lügengeschichten hatte „Don Mikel“, wie er genannt wird, dem betagten Ehepaar Geld und Gold abgenommen.

Am Ende waren sie um 944.000 Euro geprellt. So steht es in der Anklageschrift, über die seit drei Wochen vor dem Kölner Landgericht verhandelt wird. Außer Michael G. ist noch sein ältester Sohn angeklagt sowie zwei Helfer. Es geht um Betrug und Geldwäsche im großen Stil.

„Erhebliches Zwischenmenschliches Fehlverhalten“

Den schamlosen Betrug an dem Ehepaar räumt Michael G. am Mittwoch ein, auch die Summen könnten stimmen. Er bittet um Verzeihung; in einem Schreiben an die Anwältin der Frechener Opfer ist von „erheblichem zwischenmenschlichen Fehlverhalten“ die Rede. Der Clan-Chef würde die „seelischen Verletzungen“, die er dem Ehepaar zugefügt habe, „gerne ungeschehen machen“. Später will der Don den alten Leuten „gern noch selbst einen Brief schreiben“, kündigt er vor der 17. Großen Strafkammer an.

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Die 100.000 Euro, die der 42-Jährige losgeeist hat, will er als „Schmerzensgeld“ verstanden wissen. Woher dieses Geld stammt, ist eine interessante Frage. Offiziell hatte Michael G. nie sonderlich hohe Einkünfte. Er selbst und Teile seiner Familie lebten von Hartz IV, teure Autos ließ er von Strohleuten kaufen und auf sie zulassen.

Auch das ist Gegenstand des großen Verfahrens, das bis Herbst laufen soll. Nur gelegentlich habe er eine Arbeitsstelle gehabt, berichtet der Hauptangeklagte. Vielleicht lag es auch an der Bildung. Schon die dritte und vierte Klasse in der Grundschule an der Dönhoffstraße habe er wiederholt. Danach sollte der Spross der Großfamilie auf eine Sonderschule.

Nur selten mal in der Schule

Schließlich ließ man ihn auf die Hauptschule an der Scharnhorststraße in Manfort. Dort sei er aber kaum hingegangen, sagt der Don. Noten habe er deshalb auch nicht bekommen, und mit 13 sei sowieso Schluss gewesen mit der Schule. Da sei ja gerade die Mauer gefallen: Mit anderen Familienmitgliedern sei er in den deutschen Osten gereist und habe „mit Teppichen hausiert“.

Mit 18 Jahren verlobte sich Michael G., heiratete nach Roma-Art. Ende 1995 wurde das erste von vier Kindern geboren. Sein älterer Sohn muss sich im selben Prozess wegen Hehlerei verantworten. Auch er räumt die Vorwürfe wenigstens zum Teil ein. Dafür möchte er aus dem Gefängnis. Dort sitzt er, seit er vorigen November von der Polizei gefunden wurde: im Kleiderschrank seiner Oma.