Fabian Stiens organisiert die Leverkusener Jazztage. Er zieht Bilanz und nennt schon erste Künstler für 2025.
FazitOrganisator der Leverkusener Jazztage wünscht sich mehr Unterstützung
Durchatmen kann Fabian Stiens noch nicht. Zwar sind die diesjährigen Leverkusener Jazztage fast zu Ende – „Ten years after“ spielen am Mittwoch noch im Scala –, aber das heißt nicht, dass für den Veranstalter Ruhe einkehrt. Noch gibt es in seinem Club in Opladen einiges zu tun, bis er sich kurz vor Weihnachten in den Urlaub verabschieden kann.
„Ich bin grundsätzlich sehr zufrieden“, zieht Stiens Bilanz zu den ausklingenden Jazztagen. Die meisten Veranstaltungen seien ausverkauft gewesen. Lediglich zwei Abende seien eher nicht zufriedenstellend gewesen, die Konzerte von Salif Keïta sowie von Schiller. Ansonsten seien etwa 90 Prozent der Karten verkauft worden.
Etwa 70 Prozent müssten verkauft sein, damit es sich für ihn lohne, sagt Stiens. Wie er erläutert, kostet das Festival insgesamt rund zwei Millionen Euro. 2023 sei das Festival deutlich schlechter besucht gewesen, zeigt sich der Veranstalter erfreut über die gestiegenen Besucherzahlen. Stiens sagt aber auch, dass ein Festival dieser Größenordnung nicht nur über Eintrittspreise zu stemmen sei. Ohne Sponsoren gehe es nicht.
Alles zum Thema Opladen
- Krankenhausreform Remigius-Krankenhaus in Opladen darf Palliativmedizin anbieten
- Café Deyck’s Hängepartie um die Task Force lähmt die Politik in Leverkusen
- Handball TuS Opladen will mit Hanau gleichziehen, die Bergischen Panther möchten nachlegen
- Internetauswertung Leverkusen hat die zweitschlechtesten Bahnhöfe Deutschlands
- Weihnachtsmarkt Hunderte weiße Ballons eröffnen das Bergische Dorf in Opladen
- Kommission soll weg In der Haushaltskrise packt Leverkusens SPD den Rasenmäher aus
- Fußgängerzone Opladen Stadt Leverkusen will ehemaliges Café Deyck’s jetzt doch abreißen
Und das, obwohl die Eintrittspreise stark angestiegen sind. Eine Karte für eine Größe wie Gregory Porter im Forum hat mehr als 80 Euro gekostet. Das liege vor allem an den auch für Stiens gestiegenen Kosten. Die Künstlerinnen und Künstler verlangen deutlich mehr Gage als zuvor. Das wiederum liegt daran, dass auch für sie alles teurer wird. „Sich einen Nightliner zu buchen, kostet auch immer mehr“, gibt Stiens ein Beispiel. Der Spitzenreiter an Gage verlangt auf den Jazztagen 85.000 Euro. Wer das ist, verrät Stiens nicht.
Reisekosten, Hotels, Ton und Licht, Security, Gema, Künstlersozialkasse – die Kosten, die der Veranstalter aufbringen muss, sind immens. Stiens wünscht sich daher ausdrücklich mehr Unterstützung auch von der Stadt. „Selbst bei den Jazzopen in Stuttgart, die richtig große Sponsoren im Hintergrund haben, gibt es einen Zuschuss von der Stadt.“ So wie es jetzt sei, sei das Festival ein „Kraftakt“ für sein Unternehmen, die Mecky GmbH, deren Kernteam aus sechs Leuten besteht.
Ohne ehrenamtliche Unterstützer aus seinem eigenen Verein, dem Jazztage Leverkusen e.V., sei dieser Kraftakt ohnehin nicht zu meistern. Rund 50 Leute helfen ihm, kontrollieren Eintrittskarten oder bieten einen Rund-um-die-Uhr-Fahrservice für die Künstlerinnen und Künstler an. Für das Forum zahlt Stiens eine vergünstigte Miete an die Stadt. Dafür stellt sie zum Beispiel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Garderobe. Ansonsten stemmten er und sein Team alles alleine.
Nun ist die finanzielle Lage der Stadt gerade äußerst angespannt. In Folge des Gewerbesteuereinbruchs muss an allen Ecken und Enden gespart werden – auch in der Kultur. Zuletzt hatte die Stadtverwaltung im Kulturausschuss erste Sparmaßnahmen vorgestellt. Unter anderem soll der Kauf einer neuen PA für das Forum gestrichen werden, die würde rund 380.000 Euro kosten.
Das kommt bei Stiens natürlich nicht gut an. „Die Stadt muss sich jetzt gut überlegen: Was brauchen und was wollen wir wirklich?“, sagt Stiens. Was könne man auch weglassen? Letztlich gehe es um Steuergeld, das Geld der Menschen, die die Veranstaltungen in der Stadt besuchen. „Die Kulturabteilung muss da was tun, auch im Forum, sonst fliegt denen das um die Ohren“, prophezeit Stiens.
Im Erholungshaus könne er die neue Anlage der Bayer-Kultur nutzen. Miete zahlt er für das Konzerthaus nicht, das ist Teil des Sponsoring-Deals. Letztlich stellt Bayer-Kultur ihm das Haus und das entsprechende Personal. „Das macht das Arbeiten natürlich viel einfacher“, sagt Stiens. Das Erholungshaus sei ohnehin ein Garant für den Erfolg in diesem Jahr gewesen. „Da war fast alles ausverkauft“, sagt er. Dieser Veranstaltungsort habe sich total etabliert.
Allerdings ist auch die Zukunft des Erholungshauses ungewiss, zumindest der Immobilie. Bayer soll in Erwägung ziehen, die Immobilie zu verkaufen, möglicherweise an die Stadt. Ob das aber passiert, erscheint angesichts der Haushaltslage mehr als fraglich. Die Situation ist verfahren.
Für die Jazztage 2025, die voraussichtlich vom 4. bis zum 23. November stattfinden sollen, hat Stiens schon die ersten Künstler gebucht: So sollen Bass-Legende Marcus Miller, die Saxofonistin Candy Dulfer und die Band „Incognito“ kommen.