Gewerbe in LeverkusenNiedergang der Luminaden – Hoffnung im Kaufhof

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Schuhgeschäft von außen

Kämpgen am Eingang der Luminaden schließt - wann genau, wird nicht kommuniziert.

Das Aachener Modehaus schließt und auch weitere Fachhändler verlassen die ohnehin kränkelnden Luminaden.

So bunt die Farben der Schilder sind, so trist ist die Stimmung, die sie verbreiten. „Schließung – alles muss raus“, gelb auf pink vor dem Aachener Department Store. „Totalausverkauf – Wir schließen dieses Geschäft“, weiß auf rot vor dem Schuhgeschäft Kämpgen am Eingang der Luminaden. Ebenfalls weiß auf rot, in Großbuchstaben und mit vielen Prozentzeichen: „Räumungsverkauf“ am Wasserbettenstudio May. Die Luminaden, inklusive des großen ehemaligen Kaufhof-Gebäudes – wirken wie ein gewaltiges Schiff kurz vor dem Untergang. An dem Gefühl kann auch die viele bunte Billigware, die im Hauptgang aufgestellt ist, nichts ändern. Eher im Gegenteil. 

Blick in Einkaufspassage

Bunt und billig: Hochwertige Ware gibt es in den Luminaden kaum noch zu kaufen.

Das Wasserbettenstudio May immerhin hat einen Zusatz auf dem Räumungsverkauf-Schild: „Wegen Umzug“. Das Fachgeschäft verlässt Wiesdorf nicht, Maria May eröffnet an der Hauptstraße 87  neu. „Wir sind seit März 2014 hier, es ist einfach einmal Zeit für eine Veränderung“, sagt die Inhaberin. Aber auch wenn sie als Fachhändlerin für Wasser- und Boxspringbetten gezielt von der interessierten Kundschaft aufgesucht und nicht unbedingt auf Laufpublikum angewiesen sei, ergänzt sie: „Die Veränderungen hier sind natürlich nicht gerade förderlich.“

Viele Fachgeschäfte haben geschlossen

Inhabergeführte Fachgeschäfte gibt es seit der Schließung von „Stoffknirps“ im Jahr 2022 und „Höher Ambiente“ 2023 in der glasüberdachten Passage, die sich online als „Einkaufszentrum“ beschreibt, dann kaum noch. Die Ladenlokale, die noch nicht geschlossen sind, belegen vor allem Frisöre, Nagelstudios und internationale Lebensmittel- und Textilien-Händler.

Blick ins Bettengeschäft

Wasserbetten May zieht aus den Luminaden in die Hauptstraße.

Die Umsiedlung des Bürgerbüros aus dem Rathaus in die Luminaden 2021 hat zumindest für etwas mehr Publikumsverkehr gesorgt, die Cafés und Bistros sind regelmäßig gut besucht. Zur Ansiedlung neuer Fachgeschäfte – oder zumindest zum Verbleib der bestehenden – hat das aber nicht geführt.    

Keine Antwort von Kämpgen

Das Kölner Schuhhaus Kämpgen schließt nach der Filiale in der Rathaus-Galerie auch sein zweites Haus innerhalb kurzer Zeit. Wann das Geschäft am Wiesdorfer Platz endgültig dichtmacht? Ob es einen Ersatz in Leverkusen geben wird? Mitarbeitende verweisen für diese Fragen an die Geschäftsführung, diese bittet um Anfragen ausschließlich per E-Mail, die aber nicht beantwortet werden. Für Kunden aber besteht die Hoffnung, noch eine ganze Weile Schuhe hier kaufen zu können. Die Filiale in der Rathaus-Galerie warb über mehrere Jahre mit Prozenten wegen Geschäftsaufgabe, bis die Türen schließlich wirklich schlossen.  

Maria May freut sich auf ihre neuen Räume in der Hauptstraße. Bis Ende Juni läuft der Räumungsverkauf im alten Geschäft, Mitte Juli will sie neu eröffnen. „Dort gibt es auch ein paar Parkbuchten vor der Tür, sodass Kunden mal kurz eben anhalten können, wenn sie vielleicht nur schnell neues Reinigungsmittel brauchen“, sagt May. Die Rathausgalerie, in der ebenfalls viel Leerstand ist, war für sie nie eine Alternative. Fehlende Lager, schwierige Anlieferung, hohe Pachtpreise und viele Auflagen bezüglich Öffnungszeiten und Teilnahme an Aktionen, so habe sie es zumindest früher vernommen. Dann lieber unabhängig in der Hauptstraße. 

Hoffnung für die Kaufhof-Etagen

Für den ehemaligen Kaufhof gibt es wohl immerhin Hoffnung, dass die drei Etagen – mit dem Tiefgeschoss sind es vier – nicht auf Jahre leer stehen. Katrin Rehse von der SWM (Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf-Manfort) sagte, dass man intensive Gespräche mit „namhaften Unternehmen“ führe. Das seien Geschäfte, die man als Kunde kenne. Für die oberen zwei Etagen des Kaufhofs gebe es konkrete Interessenten. Rehse: „Branchen, die es in Leverkusen schon gibt und auch solche mit neuen Sortimenten in der Stadt“. Die oberen Geschäftsflächen werden künftig über die Luminaden zu erreichen sein, Pläne für Umbauten würden schon erstellt, sagt Frau Rehse. Für Namen, oder die Nennung der Branchen, sei es zu früh. Sie wollte nicht ausschließen, dass die Interessenten beiden Bereichen angehörten,  „Non-Food“ und „Food“. Auch große Sportartikelhändler, Möbelhäuser, Supermärkte und Discounter zieht es verstärkt in die Innenstädte.

Von den Verantwortlichen für die Geschicke der TEH Textilhandel GmbH in Dortmund und damit auch für die Aachener Modehaus-Kette ist derweil am Freitag keinerlei Information zu den Gründen für die Schließung des Geschäfts im ehemaligen Kaufhof zu erhalten. Die Kanzlei White & Case LLP antwortet auf eine E-Mail, man warte auf Informationen aus der zuständigen Fachabteilung und könne bis dahin nichts sagen. Bei der insolventen Dortmunder Gesellschaft ist gleichfalls keine Auskunft erhältlich. Nur so viel ist in Erfahrung zu bringen: Neben der Filiale in Leverkusen schließt offenbar auch die in Koblenz. Damit schrumpft die Zahl der Filialen in Deutschland in den kommenden Wochen und Monaten von zehn auf acht.


Auch in der Rathaus-Galerie deuten sich weitere Schließungen an: Die Filiale des insolventen Modekonzerns „Esprit“ wirbt mit Plakaten für seine „Lagerräumung“ mit hohen Rabatten und dem Slogan: „Jetzt oder nie“.

Esprit-Filiale in der Rathaus-Galerie Leverkusen

Esprit hat Insolvenz angemeldet, auch die Filiale in der Rathaus-Galerie räumt die Lager.

Über eine Schließung sei aber noch nichts entschieden, sagt Frank Elsner im Auftrag der Insolvenzverwaltung auf Nachfrage: „Die aktuellen Abverkaufsmaßnahmen sind eine übliche Vorgehensweise, um Lagerbestände abzubauen und das operative Geschäft im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu finanzieren.“ Über Filialschließungen gebe es bundesweit bislang „keinerlei Entscheidung“.

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