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Leverkusens erstes KarnevalswochenendeDie Sorgen schunkeln mit

Lesezeit 4 Minuten

„Arena Alaaf“ in der Ostermann-Arena war zwar nicht ausverkauft, von Abstand dennoch keine Spur.

Leverkusen – „Jetzt geht’s los! Wir sind nicht mehr aufzuhalten“ ist nicht nur die Einmarschmusik der Rheinkadetten in die Bürgerhalle – es ist die Stimmung der Karnevalisten in der ganzen Stadt. Auch wenn die Sorgen überall ein wenig mitschunkeln. Es geht wieder los , kurz vor dem 11.11.

Kadettenmusterung

Rund 200 Jecke kamen zur traditionellen Kadettenmusterung – streng nach dem 2-G-Konzept kontrolliert. Dann wurde aber auch fröhlich ohne Abstand und Maske gefeiert. Und natürlich geprüft, ob die Uniformen der Vereinsmitglieder sitzen: Wer die Mütze vergaß, kassierte schnell mal ein Strafbier, dass bei kommenden Vereinsfeiern bezahlt werden muss. Insgesamt 45 Liter Bier kamen zusammen. „Alle freuen sich sehr, dass es wieder los geht“, betonte Pressesprecherin Ingrid Windmüller. Ein langjähriges Vereinsmitglied erklärte: „Mir hat das alles sehr gefehlt. Wir sind wie eine große Familie und konnten uns so lange nicht sehen. Jetzt bin ich geimpft und fühle mich auch durch die Kontrollen sicher.“

Der designierte Prinz Marijo I. (mit Mikrofon) und sein Gefolge bei der Kadettenmusterung.

Familienfrühschoppen, Kinderkarneval – für die Veranstaltungen traut sich Windmüller wegen der unsicheren Coronalage noch keine konkreten Pläne zu machen. Jedoch seien der Senatoren- und Gesellschaftswagen für den Straßenkarneval beinahe fertig gestellt. Bereit für den Zug in Wiesdorf und eventuell auch in Hitdorf – sofern sie denn stattfinden können.

111 Jahre Rote Funken

Dass der Zoch wieder kütt: Das ist auch der größte Wunsch von Prinz Marijo I. (Klasic) der nach eineinhalb Jahren Wartezeit auf seine Proklamation am 20. November hinfiebert. Aber wenn die Coronalage es anders will – Marijo ist da flexibel. An seinem Revers steht DP: designierter Prinz. Wenn er dann ernannt sei, werde er es in „doppelter Prinz“ umfirmieren, das sei er ja ohnehin schon. „Aber da geht aber ja auch noch dreifacher Prinz. Oder Dauerprinz“, feixt Klasic.

Endlich wieder ein Auftritt: Einmarsch der jungen Tänzerinnen der Roten Funken zur 111-Jahre-Jubiläumsfeier.

Gestellt wird der Prinz von den Roten Funken Leverkusen, für die die Corona-Session 2020 / 21 besonders schmerzlich war. Gegründet 1910, warten sie darauf, endlich ihr jeckes 111. Jubiläum feiern zu können. Noch ist man ja im 111. Jahr, auf den Ansteckern steht dennoch schon 111+1. Sieht auch jeck aus.

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Vieles haben sie auch ohne Schunkeln und Singen geschafft, resümiert Präsident Lothar Höveler beim Jubiläumsempfang am Sonntag: 11 111 Euro gesammelte Spendengelder wurden für den Bau der Kinderpalliativstation am Klinikum gespendet, 11 Obstbäume im Neulandpark gepflanzt, der Präsidentenwagen ist neu, die Archivalien aus 111 Jahren kategorisiert, eingeschweißt, digitalisiert und an das Stadtarchiv übergeben, auf der Wöhlerstraße regeln jetzt Funken-Ampelmännchen den Verkehr. Und dennoch: „Die Menschen wünschen sich den Fastelovend zurück, sie fiebern darauf hin“, sagt Literatin Anke Timm. Sie hofft, alle bereits durchgeplanten Veranstaltungen durchführen zu können, unter den dann jeweils geltenden Regeln des Gesundheitsamtes. „Sei es nun 3,2 oder 1G.“

Vielleicht, wird Präsident Höveler am Ende seiner Rede poetisch, vielleicht hat Corona ja dem Fastelovend auch das Ende des größer, teurer, lauter gebracht. Hin zu mehr Tradition, Besinnlichkeit, Ehrenamt. Das wäre toll, meint Höveler. „Denn im Karneval muss sich viel ändern, damit er bleibt, wie er ist.“

Arena Alaaf

Das darf durchaus als Seitenhieb gegen reine Partyveranstaltungen verstanden werden. Eine davon fand am Samstag in der Ostermann-Arena statt: „Arena Alaaf“. Auch wenn nur rund 2000 Besucher kamen und nicht 3500 wie im nach wenigen Tagen ausverkauften Jahr 2019 – die Stimmung war ausgelassen. Jecke aus allen Altersgruppen tanzten in den Rängen und sangen lautstark zu Kasalla, Cat Balou, Klüngelköpp und Brings. Rund 30 Feierlustige wurden wieder nach Hause geschickt, weil sie den penibel kontrollierten und mit Daten des Robert-Koch-Institutes abgeglichenen 2-G-Nachweis nicht vorlegen konnten. Ein Grund war, dass einige eine App verwendeten, die nicht mit der RKI-Datenbank kompatibel ist. So eilte ein Pärchen zurück nach Hause, um den Papierausweis zu holen.

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Brings sorgt immer für Stimmung und lässt alle Corona-Sorgen vergessen.

„Die Entscheidung für ein 2-G-Konzept sollte vor allem Sicherheit bieten, aber auch einen Anreiz zum Impfen schaffen“, sagte Sprecher Marc-André Schröter. Auch wenn die Arena nicht vollständig ausverkauft war, wie vor der Pandemie, so war die Stimmung „geiler denn je“, resümierte er. „Ich hatte erst große Bedenken“, gibt eine Besucherin zu. „Doch ich bin geimpft und benutze regelmäßig mein Desinfektionsmittel. Es ist schön, dass alte Leben zurück zu bekommen, ich hatte Tränen in den Augen als wir ankamen.“

Von Sabine Kuza und Stefanie Schmidt