Nach dem Wahlerfolg stellt sich die Frage, wie der alte und neue Oberbürgermeister Mehrheiten organisiert.
Die durch Frank Schönbergers schlechtes Ergebnis gebeutelten Christdemokraten müssen einen Umgang mit der Niederlage und dem Kandidaten finden.
Stefan Hebbel hat zu entscheiden, wie viel politische Nähe er zum SPD-OB herstellen will. Der CDU-Fraktionschef gilt als künftiger Herausforderer.
Leverkusen – Wenn gerade 1420 Stimmen mehr einen großen Sieg bedeuten und Jubel auslösen, muss es sich um eine Stichwahl handeln, an der sich nur noch jeder Dritte beteiligt hat – sehr ernüchternd. So ist es passiert am Sonntag. Uwe Richrath hat seine Wählerbasis gar nicht mal stark vergrößert und trotzdem 70 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt. Das sieht überzeugender aus als es ist.
Trotzdem ließ es sich gut feiern am späten Sonntagabend vor dem „Topos“. Dessen Erhalt steht auch auf der Agenda des wiedergewählten Oberbürgermeisters. Freilich war auch Frank Schönberger mit seiner Liebe zur Jazz-Institution auf der Hauptstraße hausieren gegangen.
Heimatverbundenheit, das war ein Faktor im Kampf um den Chefsessel im Rathaus. Schönberger hat das herausgekehrt, Richrath vor der Stichwahl noch mehr. Dass mit ihm der authentischere Leverkusener das Rennen gemacht hat, davon geht der Rheindorfer Sozialdemokrat aus. Vor seiner zweiten Amtszeit macht sich der OB so unabhängig wie möglich. Auf feste Bündnisse im Stadtrat setze er nicht, betont der SPD-Mann.
Tatsächlich sind diverse Konstellationen möglich. Die beiden größten Fraktionen, CDU und SPD, könnten eine sehr stabile Mehrheit bilden. Die Grünen, die bei der Stadtratswahl vor gut zwei Wochen die größten Zugewinne erzielten, blieben außen vor. Doch wäre das mit Blick auf die Ergebnisse vom 13. September ein Bündnis der Verlierer.
Und es würde dem Mann die Profilierung erschweren, der schon längst offen erklärt hat, nächstes Mal für die CDU in den Ring steigen und um das OB-Amt kämpfen zu wollen: Stefan Hebbel. Der Fraktionschef gilt als unumstritten bei den sonst nicht immer einigen Christdemokraten. Dass er mehr Erfolg haben könnte als Frank Schönberger, ist mehr als eine Hoffnung in der gebeutelten CDU.
Wie die Partei nach dem sehr schwachen Abschneiden mit dem OB-Kandidaten und Parteichef umgeht, wird sich sehr schnell zeigen. Am Montagabend soll der Vorstand Wahl und Wahlkampf aufarbeiten. Schönberger versucht zwar, das Heft in der Hand zu behalten, indem er ein offenes Ohr für etwaige Forderungen für den Rückzug vom Parteivorsitz demonstriert und gleichzeitig ankündigt, jetzt „politisch kürzer treten“ zu wollen. Ob das reicht, ist fraglich.
Dass der gescheiterte OB-Kandidat nur noch ein Jahr an der CDU-Spitze stehen will, könnte ihm aber eine sofortige Demontage ersparen. Das hieße aber, einen schmerzlichen Fakt auszublenden: Dass Schönberger in der Stichwahl noch einmal 1579 Stimmen weniger bekommen hat. Das ist bitter, wenn man nur noch einen Konkurrenten hat.
Auch, dass Schönberger in keinem einzigen Stimmbezirk seinen Konkurrenten schlagen konnte, muss der CDU zu denken geben. Erst recht, weil ihr Wahlverlierer auf Anhieb keine eigenen Fehler erkennen konnte. Richrath habe seinen Amtsbonus gut ausgenutzt, lautete die Diagnose von Schönberger. Das Ergebnis: 30 zu 70 Prozent.