Leverkusen – Wenn eine Krise die andere jagt, geraten geschäftliche Prognosen und Planungen schnell ins Wanken. Wie so viele Unternehmen musste das auch das kommunale Verkehrsunternehmen Wupsi erleben, das zu gleichen Teilen der Stadt Leverkusen und dem Rheinisch-Bergischen Kreis gehört.
Corona-Pandemie und Hochwasser haben ihr Geschäftsjahr 2021 kräftig durcheinander gewirbelt, der Krieg in der Ukraine lässt noch gravierendere Auswirkungen für das laufende Jahr erwarten. Das geht aus einem aktuellen Lagebericht der Wupsi für den Stadtrat hervor.
17,3 Millionen Euro fehlen
Im Jahr 2021 fuhr die Wupsi einen Fehlbetrag von 17,3 Millionen Euro ein. Immerhin kann ein Großteil der durch Corona bedingten Einnahmeausfälle über den ÖPNV-Rettungsschirm des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen kompensiert werden, der über die kommunalen Auftraggeber abgewickelt wird.
Nachdem die Pandemie schon 2020 einen Rückgang der Fahrgastzahlen um zeitweise über 30 Prozent bewirkt hatte, kamen 2021 weitere vier Prozent Rückgang im Nahverkehr hinzu. Kontakt-Beschränkungen und Homeoffice sorgten zeitweise für nahezu leer fahrende Linienbusse.
Andererseits kamen Mitte 2021 die Aufträge für den Betrieb weiterer Buslinien hinzu, die die Wupsi von einem gekündigten Betreiber übernommen hat. So erhöhte sich die fahrplanmäßige Kilometerleistung im Busverkehr um acht Prozent.
Zusätzliche Fahrten ergaben sich auch in Folge des Hochwassers an Wupper und Dhünn im Juli 2021, weil drei Schulstandorte verlagert und die Schüler zu den Ersatzstandorten transportiert werden mussten. Kurzfristig erwarb das Unternehmen daher 18 Gebrauchtfahrzeuge für den Linienverkehr. Erhebliche Mehrkosten entstanden auch 2021 bereits durch den Dieselpreis, der gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent gestiegen war. Die ausgeweiteten Leistungen des Unternehmens hatten einen höheren Personalaufwand zur Folge mit einer Kostensteigerung von 9,5 Prozent.
Mit stark steigenden Diesel- und Stromkosten, Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und in der Inflation deutlich steigenden Tariflöhnen rechnet Geschäftsführer Marc Kretkowski im laufenden Jahr. Wobei sich die fortdauernde Corona-Pandemie und ein verstetigter Trend zur Arbeit im Homeoffice weiterhin stark dämpfend auf die Fahrgastzahlen auswirken.
Als Sondereffekt schlägt sich die bundesweite Aktion mit dem 9-Euro-Ticket auf die Finanzplanung auch der Wupsi nieder. „Das Angebot leistet einen guten Beitrag zur Rückgewinnung von Fahrgästen. Da es sich aber auch an Bestandskunden richtet, wird es kurzfristig zu massiven Fahrgeldausfällen insbesondere bei Abonnenten führen. Daher wird für das Jahr 2022 mit einem deutlichen Absinken der Umsatzerlöse gerechnet“, heißt es in Kretkowskis Lagebericht, der „eine deutliche Erhöhung des Jahresfehlbetrages im Jahr 2022“ vorhersagt.
Mehr ÖPNV fürs Klima
Mittelfristig sieht sich das Verkehrsunternehmen aber auch in unruhigen Zeiten nicht in seiner Existenz gefährdet. Die Mobilitätskonzepte der Stadt Leverkusen und des Rheinisch-Bergischen Kreises setzten schon aus klimapolitischen Gründen stark auf den Öffentlichen Personennahverkehr. Was allerdings auch Kosten zur Folge hat, etwa bei der Anschaffung neuer Busse, die mit Wasserstoff oder Strom angetrieben werden, und die immer noch deutlich teurer sind als Fahrzeuge mit Dieselantrieb.
Auch die „Positionierung als multimodaler Mobilitätsanbieter“ verursacht Kosten. Mittelfristig soll sich jedoch die Ausweitung des Leihfahrzeuge-Angebotes von Wupsi-Rad und Wupsi-Car auszahlen.
Andererseits muss sich die Wupsi im Zuge des demographischen Wandels in den kommenden Jahren auf rückläufige Schülerzahlen einrichten, was wiederum auf die Bilanz durchschlägt, denn: „Diese Kundengruppe führt etwa die Hälfte der Fahrten im Liniennetz der Wupsi durch.“ Unterm Strich rechnet Wupsi-Chef Kretkowski damit, dass sich der jährliche Zuschussbedarf seines Unternehmens bis 2026 auf rund 22 Millionen Euro erhöhen wird.