Leverkusen – Hat die 1,3 Kilometer lange Lärmschutzwand längs der Bahngleise in Opladen bisher mehr wegen der von zahlreichen Hauseigentümern zu leistenden Kostenbeiträge von sich reden gemacht, soll sie nun nichts weniger als ein Leuchtturmprojekt einer Klimavorsorgestrategie werden. So hat es Leverkusens Umweltdezernent Alexander Lünenbach am Mittwoch an der Europa-Allee verkündet, als die letzten von 614 Weinpflanzen gesetzt wurden, die in naher Zukunft an dieser Wand hochranken und sie zu einem Vorbild für nachhaltige Fassadenbegrünung machen sollen.
Straßenfreigabe im Mai
Die klimastabilen Sumpf-Eichen längs der neuen Allee neben der Bahn sind zuvor schon gesetzt worden, die Ausgestaltung der neuen Umgehungsstraße für Opladen geht voran. Mit Jahresbeginn 2020 wird an der Robert-Blum-Straße nahe dem Erzeuger-Großmarkt mit dem Bau des Kreisverkehrs begonnen, der die Europa-Allee an ihrem südlichen Ende ans Straßennetz anschließt. Die Arbeiten werden nicht ganz einfach werden und müssen abschnittsweise erfolgen, sagt Bahnstadt-Prokurist Andreas Schönfeld, da diese unter laufendem Verkehr stattfinden müssen.
Straßenfreigabe im Mai
Sobald der ovale Kreisverkehr fertiggestellt ist, womit für Mai gerechnet wird, kann die Europa-Allee in Betrieb gehen, was eine gehörige Entlastung für die Opladener Neustadt mit sich bringen wird. Und mehr Bewegungsraum für Radfahrer, die sich dann auf der bisherigen Hauptverkehrsroute von Bahnallee, Humboldtstraße und Robert-Koch-Straße bei weit weniger Autoverkehr freier werden bewegen können. „Wir überlegen noch, ob einige Straßenabschnitte nicht auch als Fahrradstraßen ausgewiesen werden können“, erklärt Bahnstadt-Geschäftsführerin Vera Rottes.
Aber zurück zum wilden Wein an der Lärmschutzwand. Der soll das bisher triste Dunkelgrau nachhaltig verschönern mit im Sommer sattem Grün und kräftig rotem und orangem Laub im Herbst, wenn sich eine beeindruckende Farbenpracht entfalten soll. Zwei Sorten Wein werden dafür abwechselnd gepflanzt.
Blätter filtern Feinstaub
Die großen Blätter der Pflanzen erfüllen neben dem optischen auch einen weiteren Effekt: Auf ihnen schlägt sich Feinstaub nieder, der beim nächsten Regen abgewaschen und somit aus der Luft gefiltert wird. Und schließlich produzieren Pflanzen mit ihrem Blattwerk ja auch lebenswichtigen Sauerstoff. Worauf Hans-Martin Kochanek besonders hinweist. Sein Naturgut Opladen berät als Kompetenzzentrum für Umwelt und Klima die Stadt, die sich ein Leitbild Grün zur Aufgabe gemacht hat, mit dem Klimaschutz in der Stadt zu konkreter Anwendung findet.
„Die Folgen müssen sichtbar sein, und zwar schnell“, verspürt Umweltdezernent Lünenbach einen gesellschaftlichen und politischen Handlungsdruck. Und weil nicht die Stadt allein Klimaschutz betreiben kann und im Bereich der Bahnstadt mit Fassaden- und Dachbegrünungen Vorbildliches leisten will, soll das Naturgut auch ganz gezielt Haus- und Gartenbesitzer informieren, welche Beiträge sie zum Klimaschutz leisten können, eben auch mit mehr Grün rund ums Haus.
Dass noch mehr Aufklärung Not tut, ist selbst in der sonst vielfach vorbildlichen Neuen Bahnstadt sichtbar. Um so manches Eigenheim ist das triste Grau kühl designter Stein- und Schottergärten entstanden – statt erfrischenden und lebendigen Grüns. Zeit also, ein Leitbild Grün auch in die Köpfe der Stadtbevölkerung zu pflanzen.