Leverkusen – Die Rechnung ist einfach: Die neue Feuer- und Rettungswache Nord soll 15.280 Quadratmeter Nutzfläche haben. Die Verwaltung will sie auf einem Feld im Winkel zwischen der Solinger Straße und der Autobahn 3 in Opladen bauen. Heute ist da Landschaftsschutzgebiet. Das von der Verwaltung auf einem Plan eingezeichnete Baufeld ist ungefähr 40.000 Quadratmeter groß, es umfasst drei Felder und ein Stückchen Waldes. Das ist mehr als das doppelte von dem, was für die neue Feuerwache eigentlich gebraucht würde.
Was will man mit so viel Land anfangen?
Abgesehen von den Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren, die ein Bau auf der geschützten Grünen Wiese bedeutet: Was will man mit so viel Land anfangen? In der städtischen Vorlage gibt es dazu einen Hinweis: „Darüber hinaus soll im Rahmen der weiteren Prüfungen auch betrachtet werden, ob eine zusätzliche Verlagerung städtischer Einheiten sinnvoll ist, um dadurch weitere Synergieeffekte zu erzielen.“
Um Erklärung gebeten, schreibt eine Stadtsprecherin: „Die Formulierung ist zunächst nur eine Option, die noch nicht weiter betrachtet wurde. Detaillierte Ideen würden erst im weiteren Verfahren angedacht.“
Vorsichtig ausgedrückt, ist das wohl nicht die ganze Wahrheit. Denn angedacht hat man nach Informationen des „Leverkusener Anzeiger“ wohl mindestens eine Idee: Die Verlagerung der Technischen Betriebe Leverkusen (TBL) von ihrem jetzigen Standort im Gewerbegebiet Fixheide an der Borsigstraße auf das Feld an der Solinger Straße. In der Fixheide wiederum würden dann die Räume der TBL frei.
Suche läuft seit zwei Jahren
Die Suche nach einem Grundstück für die neue Wache läuft seit Jahren. Zwölf nach Ansicht der Verwaltung potenziell geeignete Grundstücke nahm die Verwaltung jetzt in die engere Auswahl. Elf befand man als ungeeignet. Als einziges blieb das Feld südlich der Straße „Auf den Heunen“ als Standort übrig.
Neben der verfügbaren Flächengröße mussten die Grundstücke noch andere Kriterien erfüllen. Die Nähe zu Störfallbetrieben, die Lage im Stadtgebiet und die Straßenanbindung oder ob man mit mehreren Feuerwehrautos gleichzeitig ausfahren kann und wie schnell auf dem Grundstück gebaut werden kann, sind für den Feuerwehrstandort entscheidend. Klimaschädlichkeit, Naturschäden und Verlust an landwirtschaftlichen Flächen wurden in der Tabelle nicht bewertet.
Weshalb nicht? Eine Stadtsprecherin schreibt auf Anfrage: Diesem Gesichtspunkt sei ein besonderer Stellenwert gegeben und deshalb werde ausführlich in der Ratsvorlage dazu Stellung genommen. Wenn es nach der Verwaltung gegangen wäre, hätte die Entscheidung schon am 20. Juni im Stadtrat fallen sollen. Das war vielen wohl zu hastig, weshalb sich zwei Ausschüsse (Umwelt- sowie Bau- und Planungsausschuss) für eine Vertagung in den nächsten Ratsturnus ausgesprochen haben.
Sollte die Verwaltung versuchen, das Vorhaben umzusetzen, sind eine Menge planerischer Probleme zu bewältigen: Geändert werden müssten der Regional- und der Flächennutzungsplan. Ein Bebauungsplan müsste aufgestellt werden. Acht Umweltgutachten würden für das Vorhaben fällig. Unter anderem liegen dort wertvolle Böden und der Bauplatz liegt mitten in der Kaltluftschneise für Rheindorf-Nord. „Die beschriebenen Problemfelder sind durchaus gewichtig“, schreibt die Verwaltung, aber der Bau einer neuen Feuerwehr- und Rettungswache sei „von existenzieller Bedeutung“.