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Nach 123 JahrenOpladener Traditionsgeschäft schließt Ende Dezember

Lesezeit 3 Minuten

Hildegard Düster in ihrem Geschäft in Opladen. Noch drei Wochen sind es bis zur Schließung ihres Schreibwarengeschäfts, es hat sich partout kein Nachfolger gefunden.

  1. 1896 fiel der Startschuss für das Schreibwarengeschäft Paffrath.
  2. Jetzt, 123 Jahre später, schließt der Familienbetrieb zum Jahresende.
  3. Wir haben Inhaberin Hildegard Düster getroffen. Was sind die Gründe für die Geschäftsaufgabe? Welche Pläne hat sie für die Zukunft?

Leverkusen – Mehr als ein ganzes Jahrhundert – genauer gesagt 123 Jahre lang – konnten sich die Opladener beim Schreibwarengeschäft Curt Paffrath mit Büchern, Schreibwaren und Spielzeugen eindecken. Diese Ära geht nun zu Ende, Ende des Jahres schließt der Traditionsbetrieb.

Inhaberin Hildegard Düster steht an diesem grauen Vormittag in ihrem Laden, den sie seit 1990 zuerst gemeinsam mit ihrem Mann und dann nach dessen Tod alleine weitergeführt hat. Kunden kommen rein, wollen Geschenke kaufen. „Von den Puppen gehen nochmal 30 Prozent runter“, erklärt die resolute Geschäftsfrau einer vorbeihuschenden Kundin. „Jetzt kommen die Leute“, sagt Düster, es klingt halb belustigt, halb resigniert.

Das Lokal ist in Opladen quasi eine Institution: Bis ins Jahr 1896 geht die Tradition zurück.

Die Selbstständigkeit war in der Vergangenheit immer schwieriger geworden. Früher gab es mehr Kundschaft, erzählt Düster. Heute macht es der Onlinehandel den Geschäften schwer. „Irgendwann wird es keine Geschäfte mehr geben“, lautet ihre pessimistische Prognose. Doch mit dem Problem kämpft nicht nur Opladen, analysiert sie. Bis zuletzt liefen Brett- und Gesellschaftsspiele sehr gut, auch Spielwaren wie Lego. Doch es sei grundsätzlich immer weniger gekauft worden, sagt die mittlerweile 65-Jährige.

Gelernt hatte die gebürtige Monheimer den Beruf der Krankenschwester. Zwei Jahre lang hat sie ihn ausgeübt, bevor sie in das Geschäft ihres Mannes eingestiegen sei, lässt Hildegard Düster die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren. Ihr 2009 verstorbener Mann, den sie ganz klassisch in der Tanzschule kennengelernt hatte, stammt aus der Familie Paffrath, auf dessen Urahn der Laden zurückgeht.

Familiengeschichte zusammengeschrieben

Die Familiengeschichte hat Sohn Daniel auf mehreren Seiten liebevoll zusammengetragen: Am 12. Dezember 1896 hatte Friedrich Wilhelm Paffrath seinen Schreibwarenladen bei der damaligen Gemeindeverwaltung angemeldet. Vor der Eröffnung hatte der Vorfahre einen Gasthof betrieben, zu Kaiserzeiten wurde dort Kaffee und Bier serviert, „Café Himmelreich“ nannten die Opladener den Betrieb, wo man übrigens auch damals schon Postkarten und Zeitungen kaufen konnte. Sohn Curt übernahm den Laden nach dem Ersten Weltkrieg und erweiterte das Sortiment um Spielzeug.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg florierte das Geschäft: Zu den besten Zeiten arbeiteten 15 Angestellten in dem Betrieb mit, es gab sogar zeitweise eine Zweigstelle in der Lützenkirchener Straße. Curt Düster, verstorbener Ehemann der heutigen Inhaberin Hildegard, stieg in den 70er Jahren in den Markt mit Modelleisenbahnen und Modellbau ein, der damals boomte. Lange Jahre gehörte die erste Etage im Geschäft den Eisenbahnfans.

Bereits seit einiger Zeit hatte Hildegard Düster nach einem Nachfolger Ausschau gehalten: Sohn Daniel wollte das Geschäft, genau wie seine Geschwister, nicht übernehmen. Sogar extern wurde gesucht. Es habe einen Interessenten aus Opladen gegeben, erzählt die 65-Jährige, doch auch er sprang irgendwann ab.

Nun endet die Geschichte des Familienbetriebs am 31. Dezember. Die Stammkunden seien traurig und entsetzt, erzählt Hildegard Düster. „Viele erzählen, dass sie schon als Kind hierhergekommen sind.“ Doch für Düster fängt demnächst ein neues Kapitel an. Sie freut sich auf den Ruhestand. „Ich reise gern, habe Enkelkinder“, erklärt sie. Auch engagiert sie sich ehrenamtlich – und ist nicht zuletzt im Karneval bei den Altstadtfunken aktiv.