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Brötchentaste und SonntagskäufeKann der Einzelhandel gegen den Onlinehandel bestehen?

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Sind die Geschäfte in den Innenstädten zu retten? Eine rege Diskussionsrunde.

Leverkusen – Kahle Wände, eine Pfütze am Boden: Ein leeres Ladenlokal, wie es in Leverkusens Zentren so einige gibt, war Ort für eine Debatte über die Zukunft des Einzelhandels. Geladen hatten die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) und die Kommunalpolitische Vereinigung (KPV) der CDU.

Was kann man dem wachsenden Onlinehandel entgegenstellen, war dann auch eine der zentralen Fragen der Diskussion. Denn die Kunden würden immer „distanzsensibler“ – so nannte Rathaus-Galerie-Manager Gregor Hedderich den Effekt, dass die Menschen nicht mehr so lange Wege auf sich nehmen würden, um einkaufen zu gehen. Wozu lange fahren, wenn man Einkäufe auch von der Couch aus erledigen kann? Die Innenstädte müssen attraktiver werden, forderte dann auch CDU-Vorsitzender Frank Schönberger: Man müsse nicht nur die Erreichbarkeit verbessern, auch Gastronomie sei wichtig.

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Grundsätzlich müsse die „Verweilqualität“ erhöht werden. Unter anderem auch durch besondere Aktionen wie die verkaufsoffenen Sonntage, die durch die Klagewelle der Gewerkschaft Verdi in den vergangenen Jahren deutlich dezimiert wurden. Ein Umstand, den viele Einzelhändler nicht nachvollziehen können. Ulrich Kämmerling von der Werbegemeinschaft Schlebusch echauffierte sich: „Der Einzelhandel ist auf die Sonntage angewiesen.“ Er könne nicht nachvollziehen, wo der Unterschied sei zwischen Sonntagsarbeit im Einzelhandel und beispielsweise in der Gastronomie oder im Hotelgewerbe: „Dort erwartet man doch auch dauerhaften Service.“

Auch für Marcus Otto vom Einzelhandelsverband NRW kann die Bedeutung der verkaufsoffenen Sonntag nicht groß genug sein: Ob es für einen Händler ein gutes Jahr werde, mache ein verkaufsoffener Sonntag im Advent aus, betonte er. Özcan Özdemir von Verdi hielt dagegen: Man brauche auch Menschen, die Geld ausgeben könnten – und geißelte damit die Tarifflucht in der Branche.

Zittern um Kaufhof

Weiter ging es in der Debatte mit Kaufhof. Eine „Katastrophe“ wäre es, wenn Kaufhof aus Leverkusen weggehen würde, sagte Zuhörer Bernd Stadelbacher. Schönberger gab sich optimistisch: Die Umstrukturierungen, die stattfänden, interpretiert er als Maßnahmen, die als Ziel haben, den Standort zu sichern.

Eines machte Marcus Otto deutlich: Die Zentren Wiesdorf, Schlebusch und Opladen würden in Zukunft kleiner, der Einzelhandel brauche nicht mehr so viel Fläche. Und damit war die Runde folgerichtig beim Thema Leerstand angekommen. Schönberger erläuterte kurz, wie eine veraltete Ladezone dem Konzept der City C in Wiesdorf das Genick brechen konnte und wie kompliziert die Lage mit den verschiedenen Eigentümern ist – „die Lage halte ich für 1a“, fügte er dann noch hinzu. Zustimmendes Nicken im Publikum. Bernd Stadelbacher schlug den Bogen zu den neu vorgestellten Plänen für das Postgelände am Bahnhof: Hätte man nicht die Auflage machen können, dass der Investor die Fläche auch mitkaufen muss, fragte er.

Weitere Vorschläge, die in der Runde diskutiert wurden, waren unter anderem eine bessere Anbindung der Wiesdorfer Innenstadt an den Rhein, mehr Unterstützung für Gründer, die sich die hohen Ladenmieten nicht leisten könnten, und die Einführung einer „Brötchentaste“.